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Längen nachstehender Orte in Westindien festgelegt: San Juan (Puerto Rico),
St. Thomas, St. Croix, St. John’s (Antiqua), St. Pierre (Martinique), Bridgetown
(Barbadoes), Port Spain (Trinidad).
Der Ausgangspunkt für diese zweite Reihe (und durch die Beziehung der,
für die persönliche Gleichung der beiden Beobachter corrigirten Länge von
Havana auf die von Key-West auch für die erste Reihe) der telegraphischen
Längenbestimmungen war Key-VWest, eine Station der United States Coast Survey,
deren Längenunterschied in Bezug auf Washington im December 1873 und
Januar 1874 durch telegraphische Signale bestimmt worden ist. In dem Appendix
No. 11 des „U. St. Coast Survey Report“ für 1875 ist die geographische Lage
dieser Station zu Key- West bestimmt zu:
24° 33‘ 26.5“ Noxd-Br.
81° 48‘ 24.66‘ West-Lg.
Dieser selbe Platz, d. h. der Pfeiler, auf welchem das Passage-Instrument
der „U. St. Coast Survey“ errichtet war, ist der oben erwähnte Ausgangspunkt
für die betreffenden Längenbestimmungen gewesen und wurde mit der
Telegraphen- Station auf Key-West durch einen oberirdischen Draht und mit
Havana durch ein unterseeisches Kabel von 90 Seem. Länge verbunden.
Die No. 65 des „U. S. Hydrographic Office“ enthält einen eingehenden
Bericht des Lieut.-Commander Francis M. G-reen über die von ihm in den
Jahren 1874-—1876 ausgeführten Arbeiten und. Beobachtungen zur Bestimmung
der Längen der oben erwähnten Plätze in Westindien und Central- Amerika, Wir
theilen hieraus zunächst die einleitenden Bemerkungen von Lieut.-Comm. Green
mit, welche eine klare Uebersicht über Zweck, Verlauf und Meihode der
Beobachtungen während der zwei Expeditionen gewähren.
„Bei der Construction von Karten der Erdoberfläche und bei Bestimmung
der Chronometerfehler zu Zwecken der Schifffahrt oder von Vermessungen ist
von jeher die Bestimmung der Länge für denselben Ort von verschiedenen
Beobachtern eine Quelle der Schwierigkeiten und Verlegenheiten gewesen.
Die Bestimmung der Breite irgend eines Ortes, welche einfach nur von
dem Zenithabstand eines Gestirns im Meridian, dessen Declination bekannt ist,
abhängt, ist sehr leicht zu erhalten, da ihre hauptsächlichste Unsicherheit von
Beobachtungsfehlern herrührt. Die Bestimmung einer absoluten Länge, bezogen
auf den ersfen Meridian, oder, in anderen Worten, die Bestimmung des Zeit-
unterschiedes zwischen diesen zwei Meridianen für denselben absoluten Augen-
blick, ist dagegen mit viel grösserer Unsicherheit behaftet, ausgenommen da,
wo die Errichtung von telegraphischer Verbindung die Mittel zum Austausch
von Zeitvergleichungen an zwei Stationen, vermittelst Signale durch submarine
Kabel oder durch Land-Telegraphendrähte, gewährt.
In Anbetracht dieser Unsicherheit ist von den Geographen aller civilisirten
Nationen dahin gestrebt worden, in geeigneten Entfernungen von den ersten
Meridianen zu Greenwich oder Paris sogenannte secundäre Meridiane zu erhalten,
auf welche die Längen aller benachbarten Orte mit bei weitem weniger Mühe
und Unsicherheit bezogen werden können, als bei der Bestimmung des Längen-
unterschiedes jedes Ortes in Bezug auf den gewählten ersten Meridian.
Viele bewährte Weltumsegler haben versucht, solche Messungen durch
Chronometer-Uebertragungen zu machen, aber die, vor Anwendung des Dampfes,
für eine solche Reise um die Welt erforderliche lange Zeit und die aus dem
fehlerhaften Gange der Chronometer entspringenden Fehler der Längenbestim-
mung verursachten, dass die auf verschiedenen Reisen gemachten Angaben unter
einander stark abwichen. Die aus solchen Differenzen hervorgehende Verwirrung
war sehr gross; im Jahre 1866 berieth ein Comite des französischen Bureau
des Longitudes einen Plan zur Festlegung einer gewissen Anzahl von fundamen-
talen secundären Meridianen, in bestimmten geeigneten Abständen von einander,
rings um die Erde, und schon im März 1867 ward ihr Bericht dem Marine-
Minister vorgelegt, welcher die unmittelbare Ausführung dieses Planes anordnete.
Eine Commission von hervorragenden französischen Sece-Offizieren wurde ein-
gesetzt, um die Vorbereitung für dieses Unternehmen und seine weitere
Entwickelung zu übernehmen; 5—6 Partien von geschickten Beobachtern, die
sich Monate lang vorher mit theoretischen und praktischen Studien beschäftigt
hatten, wurden mit ihren Instrumenten nach verschiedenen Theilen der Erde