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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 5 (1877)

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Schiff bei 9 Seem. Geschwindigkeit 1'/2 Strich aus dem Kurse ausschor. Diese 
starke Stromkabbelung ist hier sehr zu beachten und kann gefährlich werden, 
zumal in der Nacht, wo der Abstand von den beiden Landspitzen schwer zu 
schätzen ist. 
Am 19. Juli, des Morgens, wurde die Mündung des Rio Negro erreicht und 
daselbst geankert. Es zeigte sich dabei, dass der Ankerplatz, von Westen 
kommend, sehr schwer zu finden ist, da das Land zwischen Bermeja Head und 
Barranca gar keine Landmarken bietet, und die spanische Flagge, welche auf 
den Flaggenstock des Lootsenhauses geheisst wird, sobald auf der Rhede ein 
Schiff bemerkt wird, nur eine zufällige Marke ist. Die Mündung des Rio Negro 
selbst macht sich erst bemerkbar, wenn man sie mw. in WNW peilt. Der beste 
Ankerplatz für grosse Schiffe in 17 Met, ist: Barranca in NW’'/AN ca. 3-—4 Secm. 
antfernt.“ 
4. Reise von Montevideo nach Rio de Janeiro. 
„S. M. S. „Vineta“ hatte am 1. August die Ausrüstung für die bevor- 
stehende Reise beendet und wollte am 2. August Morgens die Rhede verlassen, 
als während der Nacht ein schwerer Pampero aus SE einsetzte, der im Laufe 
des folgenden Tages allmählich auf SW und am 3. August auf WSW, 
Stärke 8—10, herumging und eine so hohe See auf der Rhede aufwühlte, dass 
aller Verkehr mit dem Lande abgeschnitten war, 
Da bei den in dieser Jahreszeit vorherrschenden, südlichen Winden 
sehr schnell eine hohe See in dem flachen Wasser aufkommt, so ist es 
namentlich für tiefgehende Schiffe rathsam, in einer Tiefe nicht unter 8.8 Met. 
zu ankern, wobei man Cerro-Leuchtthum NNW!AW und Punta Branka ENE 
peilen wird. 
Der oben bemerkte stürmische WSW-Wind, welcher eino Stromversetzung 
nach ENE, ca. 2 Seem. die Stunde, zur Folge hatte, begünstigte die Reise im 
Anfange sehr, und war Abends 9 Uhr am 3. August schon das Feuer von 
Santa Maria passirt. Am nächsten Tage wurde es flauer und machte sich die 
brasilianische Küstenströmung zunächst durch eine bedeutende Erhöhung der 
Wassertemperatur bemerkbar, denn os stieg dieselbe am 5. August in ca. 
31° 40‘ Süd-Br. und 50° 0’ West-Lg. in Zeit von 12 Stunden, in denen ca. 
90 Seem. rw. NE'AE gesegelt waren, von 10.4° C. auf 18.2° C. und hielt sich 
von da ab bis zum Ende der Reise auf ca. 19.2° €. Gleichzeitig machte sich 
oine Stromversetzung von rw. N 64° E, 18.8 Seem. in 24*, bemerkbar. 
Hierauf wurde der Wind flauer, und am 6. August setzte nördlicher Wind 
ein, der schon am andern Tage die Stärke 10 erreichte und eine hohe nördliche 
Dünung hervorrief, in der das Schiff schwer stampfte und wenig vorwärts kam.) 
Dieser starke Gegenwind hielt sich bis zum 7. August, worauf flaue Winde 
zwischen Nord und West abwechselten und ebenfalls die Reise verzögerten. 
Am 10. August auf ca, 26° Süd-Br. und 47° West-Lg. wurde es wieder fast still; 
am 11. August Mittags ankerte S. M. S. „Vineta“ auf der Rhede von Santos. 
Die Ansegelung von Santos von Süden her ist sehr leicht, da die Inseln 
Oueymada Grande und Alcatrasses durch ihre auffallende Formation, welche in 
den Segelanweisungen sehr deutlich beschrieben ist, vorzügliche Marken bieten. 
Ebenso leicht ist die Einsegelung nach der Bucht von Santos, da die Inseln 
Moela, Punta Groga und die Spitze Taypu durch ihre hervorstehende Gestaltung 
die Orientirung erleichtern. Nachdem man Punta Groga in einem Abstande 
von ca, 1 Seem, passirt hat, kommen bei nordöstlichem Kurse die alte, jetzt ganz 
verfalleno Festung Barra Grande und gleichzeitig die drei Tonnen in Sicht, 
welche das hier etwa '/2 Seem. breite Fahrwasser markiren. Uebrigens 
passte die Beschreibung, welche S. M. Kbt. „,Albatross“ von den letzteren in 
den „Annalen der Hydrographie“, 1874, pag. 308, geliefert hat, jetzt auch 
nicht mehr genau, Es sind gegenwärtig wol noch drei Tonnen vorhanden, 
aber jede von ihnen ist anders gestaltet: die Tonne, einkommend rechts, 
1) S. M. S. „Vineta“ hatte nach den Angaben des Loggbuches in der Zeit vom 10, April bis 
zum 7. August, also in 120 Tagen, an 39 verschiedenen Tagen die Windstärke 8—11 mit entsprechendem, 
stürmischem Wetter und hohem Seegange zu überstehen,
	        
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