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Schiff bei 9 Seem. Geschwindigkeit 1'/2 Strich aus dem Kurse ausschor. Diese
starke Stromkabbelung ist hier sehr zu beachten und kann gefährlich werden,
zumal in der Nacht, wo der Abstand von den beiden Landspitzen schwer zu
schätzen ist.
Am 19. Juli, des Morgens, wurde die Mündung des Rio Negro erreicht und
daselbst geankert. Es zeigte sich dabei, dass der Ankerplatz, von Westen
kommend, sehr schwer zu finden ist, da das Land zwischen Bermeja Head und
Barranca gar keine Landmarken bietet, und die spanische Flagge, welche auf
den Flaggenstock des Lootsenhauses geheisst wird, sobald auf der Rhede ein
Schiff bemerkt wird, nur eine zufällige Marke ist. Die Mündung des Rio Negro
selbst macht sich erst bemerkbar, wenn man sie mw. in WNW peilt. Der beste
Ankerplatz für grosse Schiffe in 17 Met, ist: Barranca in NW’'/AN ca. 3-—4 Secm.
antfernt.“
4. Reise von Montevideo nach Rio de Janeiro.
„S. M. S. „Vineta“ hatte am 1. August die Ausrüstung für die bevor-
stehende Reise beendet und wollte am 2. August Morgens die Rhede verlassen,
als während der Nacht ein schwerer Pampero aus SE einsetzte, der im Laufe
des folgenden Tages allmählich auf SW und am 3. August auf WSW,
Stärke 8—10, herumging und eine so hohe See auf der Rhede aufwühlte, dass
aller Verkehr mit dem Lande abgeschnitten war,
Da bei den in dieser Jahreszeit vorherrschenden, südlichen Winden
sehr schnell eine hohe See in dem flachen Wasser aufkommt, so ist es
namentlich für tiefgehende Schiffe rathsam, in einer Tiefe nicht unter 8.8 Met.
zu ankern, wobei man Cerro-Leuchtthum NNW!AW und Punta Branka ENE
peilen wird.
Der oben bemerkte stürmische WSW-Wind, welcher eino Stromversetzung
nach ENE, ca. 2 Seem. die Stunde, zur Folge hatte, begünstigte die Reise im
Anfange sehr, und war Abends 9 Uhr am 3. August schon das Feuer von
Santa Maria passirt. Am nächsten Tage wurde es flauer und machte sich die
brasilianische Küstenströmung zunächst durch eine bedeutende Erhöhung der
Wassertemperatur bemerkbar, denn os stieg dieselbe am 5. August in ca.
31° 40‘ Süd-Br. und 50° 0’ West-Lg. in Zeit von 12 Stunden, in denen ca.
90 Seem. rw. NE'AE gesegelt waren, von 10.4° C. auf 18.2° C. und hielt sich
von da ab bis zum Ende der Reise auf ca. 19.2° €. Gleichzeitig machte sich
oine Stromversetzung von rw. N 64° E, 18.8 Seem. in 24*, bemerkbar.
Hierauf wurde der Wind flauer, und am 6. August setzte nördlicher Wind
ein, der schon am andern Tage die Stärke 10 erreichte und eine hohe nördliche
Dünung hervorrief, in der das Schiff schwer stampfte und wenig vorwärts kam.)
Dieser starke Gegenwind hielt sich bis zum 7. August, worauf flaue Winde
zwischen Nord und West abwechselten und ebenfalls die Reise verzögerten.
Am 10. August auf ca, 26° Süd-Br. und 47° West-Lg. wurde es wieder fast still;
am 11. August Mittags ankerte S. M. S. „Vineta“ auf der Rhede von Santos.
Die Ansegelung von Santos von Süden her ist sehr leicht, da die Inseln
Oueymada Grande und Alcatrasses durch ihre auffallende Formation, welche in
den Segelanweisungen sehr deutlich beschrieben ist, vorzügliche Marken bieten.
Ebenso leicht ist die Einsegelung nach der Bucht von Santos, da die Inseln
Moela, Punta Groga und die Spitze Taypu durch ihre hervorstehende Gestaltung
die Orientirung erleichtern. Nachdem man Punta Groga in einem Abstande
von ca, 1 Seem, passirt hat, kommen bei nordöstlichem Kurse die alte, jetzt ganz
verfalleno Festung Barra Grande und gleichzeitig die drei Tonnen in Sicht,
welche das hier etwa '/2 Seem. breite Fahrwasser markiren. Uebrigens
passte die Beschreibung, welche S. M. Kbt. „,Albatross“ von den letzteren in
den „Annalen der Hydrographie“, 1874, pag. 308, geliefert hat, jetzt auch
nicht mehr genau, Es sind gegenwärtig wol noch drei Tonnen vorhanden,
aber jede von ihnen ist anders gestaltet: die Tonne, einkommend rechts,
1) S. M. S. „Vineta“ hatte nach den Angaben des Loggbuches in der Zeit vom 10, April bis
zum 7. August, also in 120 Tagen, an 39 verschiedenen Tagen die Windstärke 8—11 mit entsprechendem,
stürmischem Wetter und hohem Seegange zu überstehen,