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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 5 (1877)

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Versotzung trat noch deutlicher hervor, als der SW-Wind mit fast ‚Pleicher 
Stärke bis zum 6. Juli Mittags anhielt und eine Versetzung nach rw. N 33° E, 
35 Seem. in 24 Stunden, verursachte. Am 6. Juli wurde er etwas flauer, 
Stärke 5—6, doch wurde bis zum 7. Juli fast dieselbe starke Versetzung 
vw. N 60° E, 23 Seem., bemerkt. 
Durch diese Versetzung befand sich S. M. S. „Vineta“ am 8. Juli bo- 
deutend nach Nord und Ost zurückgetrieben und hatte in fünf Tagen kaum 
200 Seem. nach SE, statt nach SW, zurückgelegt, darunter ungefähr 120 Secm. 
unter Dampf. 
Am 8. Juli Abends wurde der Wind mit fallendem Barometer flauer; naclı 
einigen Stunden Windstille setzte etwas nördlicher Wind ein, mit welchem der 
directe Kurs eingeschlagen werden konnte. Leider hielt dieser günstige Wind, 
der ebenfalls im Laufe einiger Stunden bis zur Windstärke 8—9 zunahm, nur 
kurze Zeit an und ging schon in der folgenden Nacht, flauer werdend, auf NW, 
am 10. Juli wieder auf West und SW und blieb westlich, bei verschiedener 
Stärke zwischen 3 bis 9, bis zum Ende der Reise, 
Am 12. Juli Morgens kam die Küste bei Punta Raza in Sicht, und Mittags 
wurde vor der Mündung des Rio Negro geankert. 
Die in den Segelanweisungen vorhandenen Beschreibungen dieses Theiles 
ler Küste genügen zur Orientirung; doch bietet allein der Höhenzug von South- 
Barranca durch seine dunkele Färbung und durch das allmähliche Abflachen 
nach Osten eine gute Marke zur Ansegelung des Rio Negro, Man wird am besten 
thun, nachdem man Punta Raza im ca. NW p. Comp. gepeilt hat, sich in 
25.6 Met. Wasser mit ca. SWzW- Kurse zu halten, bis man Barranca in 
NW'AN p. Comp. peilt und dann in dieser Peilung auf 16.3 Mot. Tiofe 
zu ankern, 
Am 21. Juli, 10* a, m., wurde unter Dampf die Rückreise nach Montevideo 
angotreten. Die durch den starken SE-Wind am 18. Juli vor dem Rio Negro 
aufgekommene hohe Dünung hatte fast noch gar nicht nachgelassen und machte 
sich auch noch während der ganzen Rückreise bemerkbar. Wahrscheinlich hat 
in der Zeit vom 22, bis 25. Juli im Südatlantischen Ocean ein schwerer SE-Sturm 
geweht (s. unten), denn die oben erwähnte südöstliche Dünung liess zwar bis zum 
24. Juli etwas nach, erhob sich dann aber wieder bei leichten westlichen Winden 
zu ganz unverhältnissmässiger Höhe, denn der Unterschied zwischen Wellenberg und 
Wellenthal wurde auf wenigstens 6 Met. geschätzt. Erst am 27, Juli Abends, 
auf ca. 37° Süd-Br. und 55° West-Lg., legte sich die hohe Dünung, welche bis da- 
hin die Geschwindigkeit des Schiffes in hohem Grade beeinträchtigt hatte. Die 
dabei beobachtete Versetzung war jedoch, wie schon früher bemerkt, vom Winde 
abhängig, denn sie zeigte sich, entgegen der Dünung, nach N 73° E, 13 Seem. 
in 24" sotzend, wenn auch vom 25. bis 26. Juli eine geringe Versetzung nach 
N37° W, 6 Seem., beobachtet worden war. Bis zum 28. Juli Morgens wurde 
die Reise ohne sonstige bemerkenswerthe Ereignisse fortgesetzt, bei meist 
leichten westlichen Winden, wobei es auffiel, dass der Wind diesmal gegen die 
Sonne, d. h. SE—Süidi—SW—NW, ging und bei Nord fast ganz still wurde. Es 
wurde deshalb vom 28. Juli Morgens ab, als die Breite von Cap Antonio 
erreicht war, cinige Stunden in gänzlicher Windstille gedampft, dann aber, 
bei aufspringendem, allmählich frischer wehendem Winde, gesegelt und am 
29. Juli 9% a. m. unter Segel auf der Rhede von Montevideo in 8.8 Met. 
Wasser geankert. 
Während der Passage der Bänke an der Mündung des La Plata wurde 
stündlich mit dem Grundlogg geloggt und dabei eine Stromversetzung von 2,5 
bis 2 Seem. die Stunde nach NNW bemerkt; es fiel wiederum auf, dass das 
Leuchtfeuer von Monte Cerro erst auf 16 bis 17 Seem. Entfernung in Sicht 
kam, statt wie in der Karte angegeben, auf 25 Seem. 
Nach den in Montevideo bei sachverständigen Personen eingezogenen 
Erkundigungen über die Witterungsverhältnisse der letzten Woche ergab 
sich, dass im La Plata am 22. und 23. Juli ein schwerer orkanartiger Sturm 
mit grossem Regenfall gewüthet hatte; der Sturm hatte in SW begonnen, war 
dann auf SE gesprungen, dann auf NE, und hatte schliesslich in NW geendet.“
	        
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