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an demselben Tage war der Wind von NW durch Nord nach NE umgelaufen,
und war hiermit der Passat erreicht. Anfangs wehte derselbe in gewünschter
Stärke, als aber 20° Nord-Br. in 46° West-Lg. am 27. März passirt war, ging
der Wind nordwestlich und wehte aus dieser Richtung zwei Tage, bevor er
wieder rechtdrehend durch Nord nach NE zurückging. Weiter nach Westen
wehte der Passat regelmässig, aber im Ganzen nur schwach. Mit ihm wurde
nach der Passage zwischen Antigua und Guadeloupe gesteuert und am 3. April
letztere Insel in Sicht gelaufen. Mit leichtem Passate wurde nach dem Passiren
der Strasse zunächst an dem Parallel von 16.5° Nord-Br. entlang nach Westen,
und nachdem am 9, April Jamaica gesehen war, nördlicher nach der Strasse
von Yucatan gesteuert. Im karaibischen Meere beobachtete man eine ziemlich
regelmässige Strömung, die mit verschiedener Geschwindigkeit, bald 6, oft über
20 Seem. im Eimale nach Westen setzte. Am 12. April in 20° Nord-Br. und
83° West-Lg., also dicht vor jener Strasse, fand man sogar einen Strom, der
N50°W mit 35 Seem. Fahrt in 24 Stunden lief. Am 13, April wurde mit
stürmischem Westwinde die Breite des Cap St. Antonio passirt und in den
Golf von Mexico eingesegelt, worauf das Schiff am 17. April nach einer Reise
von 42 Tagen vom Kanal innerhalb der Barre des Mississippi zu Anker kam.
Am 18. Mai trat das Schiff die Rückreise nach Bremen an und verliess
mit NE-Wind den Fluss. Sehr bald jedoch ging der Wind nach SE um, wo-
durch ein Aufenthalt von zwei Tagen verursacht wurde. Erst am 21. Mai ging
der Wind nach 24stündiger Windstille nach NE zurück, da er indessen fast
immer ganz flau war, so konnten auch jetzt noch keine grossen Fortschritte
gemacht werden; indessen wurde das Schiff durch die östliche Strömung, die
bis zu 48 Secem. im Etmale lief, begünstigt. Am 26. Mai passirte man die
Länge von /avana und fand nun eine stetige Unterstützung durch den Florida-
strom. In 24° Nord-Br. und 80° West-Lg. wurde das Schiff 76 Seem. in
24 Stunden nach NE getrieben. In der Aorida-Strasse wehte ein steifer, nahezu
stürmischer NE-Wind, dennoch kam man mit Hülfe der Strömung gut voran,
Am 30. Mai passirte der „/ermann“ die Bemini Engen und lief in den Atlan-
tischen Ocean ein.
Da der Wind auch in der Folge immer steif von NE wehte, hielt sich
Capt. Bambach auch ferner im Golfstrom, um von diesem, der in und nördlich
der Engen stündlich fast 3 Seem. nach Norden setzte, gehörig Nutzen zu ziehen.
In 32° Nord-Br. und 78° West-Lg. hörte am 2. Juni der Passatwind auf zu wehen,
cs wurde für kurze Zeit windstill, danach erhob sich ein frischer SW-Wind, mit
dem am 11. Juni 40° Nord-Br. in 51° West-Lg. erreicht wurde. Als man die
Neu- Fundland-Bank passirt hatte, ging der Wind in den nordwestlichen
Quadraten über, Auch in der Folge waren die Winde meistens günstig, mit-
unter zwar ziemlich schwach, auch für kurze Zeit durch Ostwinde unter-
brochen, jedoch konnte am 18. Juni 30° West-Lg. in 453° Nord-Br. gekreuzt
und am 30. Juni nach einer 43tägigen Reise der Eingang des Kanals gewonnen
werden.
8. Reise des Bremer Schiffes „Canopus“, Capt. E. Meier,
Zu gleicher Zeit mit dem oben angeführten Schiffe „Britania“ verliess
die eiserne Bremer Bark „Canopus“ unter Führung des Capt. E. Meier den
Kanal, um ebenfalls von Rangoon eine Ladung Reis nach Bremen zu holen.
Das Schiff stand am 20. October 1876 in 49.5° Nord-Br. und 5° West-Lg. und
lief von hier mit östlichen Winden nach Süden, wobei 40° Nord-Br. am 26. Oe-
tober in 19° West-Lg, und 30° Nord-Br. am 1. November in 21° West-Lg.
geschnitten wurde. Statt des erwarteten Passates stellten sich hier leichte
südwestliche Winde ein, die das Schiff ebenso wie die „Britania“ nach Osten
drängten, jedoch befand man sich noch, als am 6. November der NE-Passat in
24.6° Nord-Br. angetroffen wurde, auf 24° West-Lg., so dass der Weg westlich
von den Cap Verde’schen Inseln eingeschlagen werden konnte. Mit dem Passat
wurde dann nach 20° Nord-Br. in 253° West-Lg. gesteuert und am 10. No-
vember die Insel St. Antonio in Sicht gelaufen, bei welcher Gelegenheit das
eiserne Bremer Schiff „ Wilhelmine“, dessen Reise nach demselben Bestimmungs-
hafen weiter unten folgt, gesprochen wurde. In der Nähe der Inseln wurde
der Passatwind durch einen westlichen Wind gänzlich unterbrochen, später in