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der Gesellschaft ausgelegt. Der kleine Ort Albany ist an dem Abhange des
nördlichen Ufers, westlich von der Kohlen-Niederlage, erbaut, und schon bei
Gründung der West-Colonie (am Schlusse des zweiten Decenniums unseres Jahr-
hunderts) in seinem jetzigen bescheidenen Umfange angelegt worden. Die Ein-
wohnerzahl beträgt nahezu 600 Seelen. Der Ort hat mit den übrigen Küsten-
plätzen der Provinz West-Australien Telegraphen- und Dampfer- Verbindung,
während erstere mit den östlichen Provinzen (Süd-Australien, Victoria etc.)
in Ausführung begriffen und in zwei Monaten fertiggestellt sein soll. Schon
bevor die europäische Dampferverbindung hier eine Kohlenstation errichtete,
diente Albany dem Küstenverkehr als solche. Dennoch bezog sich dies nur auf
die jetzt der P. & 0. Company gehörigen eigenen Niederlagen, während auf andere
auf dem Markte befindliche Kohlen auch heute noch nicht zu rechnen ist.
Dagegen sind Maschinen-Materialien und frische Nahrungsmittel, aber kein See-
proviant, am Orte käuflich zu haben. Im Weiteren beschränkt sich der Handel
Albany’s nur auf die Ausfuhr von etwas Wolle und auf die für die Einwohner-
zahl nothwendige geringe Einfuhr.
2. Reise im Indischen Ocean vom Princess Royal-Hafen bis
Aden. „Am 22, April 1877, des Morgens 9 Uhr, setzte S. M. S. „Hertha“ vom
Princess Royal-Hafen aus die Reise nach Aden fort und erreichte mit günstigem
Winde auch bald den Meridian von Cap Leeuwvir; aber schon am 24, April
wurde der Wind flau, umspringend und häufig durch Stille unterbrochen, bis am
26. April frischer Wind aus südwestlicher Richtung einsetzte. Die berechtigte
Erwartung, den Passat, wie auch die Windkarte anzeigt, auf 26°—27° Süd-Br.
anzutreffen, sollte jedoch getäuscht werden; auch stimmten die in der genannten
Karte verzeichneten Strom-Richtungen und -Stärken mit den thatsächlich ge-
fundenen nicht überein,
Nachdem bis zum 4. Mai der Wind zwischen NW und SW hin- und
hergeschwankt hatte, setzte am Abend des 4. Mai südöstlicher Wind ein; der
ganze Charakter der Wolkenbildung deutete auf Passat, welcher somit erst auf
21° Süd-Br. angetroffen wurde.
S. M. S. „Hertha“ nahm, nach Erreichung der Passatgrenze, ihren Kurs
auf die nördlichste Insel der Seychellen-Cruppe. Trotzdem aber die Passat-
grenze schon weit nach Norden überschritten war, deutete eine hohe südwest-
liche Dünung darauf hin, dass in nicht zu weiter Entfernung nach Süden noch
starke SW-Winde vorherrschen müssen. Vom 8. zum 9. Mai ging dann auch
der SE-Wind über Ost, NE nach Nord, mit Windstille endigend, um nach einigen
Stunden frisch aus West einzusetzen und sich langsam mit zunehmender Stärke
6—7 nach SW und später nach SSE zu drehen. Bis zum 18. Mai (in 7.5° Süd-Br.
und 63.2° Ost-Lg.) behielt der Passat diesen ganz abnormen Charakter bei, hin-
und herschwankend zwischen SSE und SW, jedesmal auffrischend bis zu Stärke
6 und 7, sobald derselbe seine Richtung über Süd nach SSW nahm.
Von dem oben erwähnten Orte am 18. Mai machte der Passat eine zweite
Drehung über NE durch Nord nach SSW und SE, um dann stetig aus südöst-
licher Richtung, wenn auch nur mit Stärke 3—4, einzusetzen.
Bei diesem ganz aussergewöhnlichen Verhalten des Passatwindes war die
ebenso abnorme Wasserbewegung nicht überraschend; nur ganz vereinzelt machte
sich eine westliche Triftströmung bemerklich, während eine solche in der eng-
lischen Wind- und Stromkarte in jenen Gegenden ausnahmslos verzeichnet ist.
Am 21. Mai kamen die nördlichen Inseln der Seychellen in Sicht. Mit
leichtem, südöstlichem Wind wurde alsdann westlich und, nachdem der 52. Länge-
grad passirt war, Nord gesteuert. Der SE-Passat ging langsam über Süd in
den SW-Monsun über, ohne zwischenliegenden Calmengürtel. Der Monsun,
welcher im Anfange nur geringe Stärke hatte, frischte nördlich von 5° Nord-Br.
bis zur Stärke 6—7 auf.
Die Stromverhältnisse im SW-Monsun waren auch insofern abnorm, als
die Südgrenze des Stromwirbels, südlich von Sokotra, viel näher am Aequator
angetroffen wurde, als in der vorhergenannten Stromkarte verzeichnet ist. Ein
recht starker NE-Strom machte sich erst zwischen Sokotra und Cap Guardafui
bemerkbar.
Am 1. Juni ankerte S. M. S. „Hertha“ im Hafen von Aden und traf
dort Windstille an.“