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züglich. der Deviationsverhältnisse ihrer Compasse untersucht worden und ist
bereits, da die Schiffe regelmässig das Deviationsjournal führen, eine grössere
Anzahl von Beobachtungen eingeliefert worden. KEine ausführliche Discussion
dieser Beobachtungen muss jedoch für später vorbehalten bleiben, da einerseits
das Material noch nicht genügend erscheint, um einigermassen sichere Schluss-
Folgerungen über die Ursachen einiger eigenthümlichen Aenderungen in den
Deviationen der Compasse dieser Schiffe zu gestatten, andererseits, um genauere
Beobachtungen zu erzielen, bei manchen Schiffen noch kleine Aenderungen in
den Compassen selbst und deren Compensation vorgenommen werden müssen,
was aber wiederum nur auf Grund vorliegender, während der Reise zu machender
Beobachtungen geschehen kann. Es mag hier nur erwähnt werden, dass, wie
bei den vorher betrachteten Dampfern, es namentlich die Schwankungen im
Coefficienten B waren, und dass es sich bei den Regelcompassen dieser grossen
Postdampfer, die alle über dem Hinterdeck, fern von den Maschinentheilen auf-
gestellt sind, besonders um Aenderungen im Coefficienten C handelt, welche
die Beobachtungen vermuthen lassen. Es tritt hier dieselbe Erscheinung auf,
wie wir sie bei der „Melpomene“ gesehen haben, hervorgerufen durch den in
querschiffs liegenden horizontalen Eisenmassen erregten subpermanenten Magne-
tismus, während des längeren Liegens der Schiffe auf östlichen und westlichen
Kursen. Auf östlichen Kursen, wenn die Backbordseite nach Norden gerichtet
ist, wird ein + C, auf westlichen Kursen, mit der Steuerbordseite nach Norden
ein — C hervorgerufen. Eine Folge dieser Aenderung ist, dass, rückkehrend,
von New-York, die Schiffe auf SEzE- und ESE-Kursen den Kanal anlaufend,
leicht nördlich versetzt, in der Nordsee auf nordöstlichen Kursen leicht östlich
versetzt werden. In der "hat sind diese Versetzungen am häufigsten vorge-
kommen und werden in der Regel den Strömungen zugeschrieben, die viel-
leicht in manchen Fällen auch nicht ohne Einfluss gewesen sein mögen; doch
zeigen die Deviationsbeobachtungen, dass jedenfalls die während der Reise
hervorgerufenen Aenderungen in den Deviationen als eine der Ursachen dieser
Art Versetzung angesehen werden müssen.
Die Capitaine der Dampfer sind auf Grund ihrer Beobachtungen bereits
auf diesen Umstand aufmerksam gemacht und ist ihnen anempfohlen worden,
möglichst oft auf nördlichen und südlichen Kursen die Deviation zu beobachten.
Die vorstehenden Ausführungen, indem sie einerseits die Art und Weise
zeigen, wie die gewonnenen Beobachtungen für die praktische Navigation und
für die Wissenschaft verwerthet werden, geben andererseits in nicht zu ver-
kennender Weise die Nothwendigkeit fortgesetzter, systematisch ausgeführter
Beobachtungen, der Compassdeviationen an Bord jedes eisernen Schiffes zu er-
kennen. Wenn aber diese Beobachtungen sorgfältig mit guten Instrumenten
und einiger Kenntniss der allgemeinen Prinecipien der Deviationslehre ausge-
führt werden, so sind Irrthümer im Kurse nicht so leicht zu befürchten, und
kann die Navigirung eines eisernen Schiffes mit derselben Sicherheit erfolgen,
als wenn keine störenden Einflüsse vorhanden wären.
I So möge denn der vorstehende Aufsatz, der durchaus keinen Anspruch
machen soll, eine auch nur einigermassen erschöpfende Abhandlung über diesen
Gegenstand zu sein, dazu dienen, das Interesse für diese Sache in den be-
treffenden Kreisen mehr anzuregen, und die Schiffsführer, von denen in erster
Linie durch ihre Beobachtungen und Erfahrnngen die weitere Entwickelung der
Deviationslehre ‚abhängt, zu ferneren Beobachtungen zu veranlassen,
Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats Mai 1877
in Nordamerika und GCentraleuropa.
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.)
Nach .der „Monthly weather review“ des „Signal Office“ in Washington
und der von der Deutschen Seewarte herausgegebenen Uebersicht der Witterung,
beide für den Monat Mai 1877, stellen wir im Folgenden die Hauptzüge im
Witterungscharakter in Nordamerika und Centraleuropa gegenüber.
Ann. d, Hyar., 1877, Heft VIIT (August).