387
den Steuercompassen der Segelschiffe wurden bereits vom „Liverpool Compass
Committee“ werthvolle Erfahrungen gesammelt, die im dritten Bericht desselben
veröffentlicht sind. Aus den Beobachtungen einiger Schiffe!), von denen brauch-
bare Deviationsjournale eingeliefert wurden, ergab sich bei:
„Advance“, Grösse 600 R. Tons,— = — 0.265 Comp. 1.7 Met. vom
Ruderpf.
„Astraea“, ” 400 = -— 0.0 „ 15 entfernt.
„Simla“, »„ 1444 *= — 0.080
„Slieve Donard“, „1500 7= — Ou252
„Swartkhmore“, „1400 T = — O.285
Aus den bei der Seewarte eingelieferten eratimgosnalen einiger
Segelschiffe ergab sich für die Steuercompasse.
„Peter Godeffroy“, Grösse 462 R, Tons, + = — 0,osı Comp. 2 Met,
„Melpomene“, „1030 = —0.1920 55 Leer
„Reichstag“, „675 = — Os .. 1x0,
„Lima“, „ 831 r= —008 ,„ la.
„Fritz Reuter“, „1475 = — 0a „1.60
Mit Ausnahme der „Lima“, die, als ein aus gemischtem Material gebautes
Schiff, ein hölzernes Ruder hat, zeigen auch diese Werthe den bedeutenden
störenden Einfluss der grossen vertikalen Eisonmassen in der Nähe der Com-
passe. Die Aenderungen, welche dadurch in den Deviationen bei grosser
Breitenveränderung hervorgebracht werden, sind sehr beträchtlich. So ist z. B.
bei einem — von 0,20, die dadurch auf unseren Breiten, wo die Tangente der
Inclination -+ 2,5 beträgt, inducirte ablenkende Kraft — 0,s, wodurch im
Maximum eine Deviation von nahezu 30° entsteht, Auf hohen südlichen
Breiten, z. B. südlich von Van Diemens-Land, wo die Tangente der Inclination
nahezu denselben Werth, aber mit umgekehrtem Zeichen, hat, entsteht demnach
cbenfalls eine Deviation von 30° in entgegengesetzter Richtung, so dass die
Gesammtänderung 60° beträgt.
Um diesem Uebelstande, der nicht durch eine Compensation mit festen
Magneten zu beseitigen ist, abzuhelfen, hat schon das „Liverpool Compass
Committee“ die Anbringung. weicher vertikal stehender Eisenmassen vor dem
Steuercompass angerathen und bei einigen der oben erwähnten Schiffe auch mit
ganz gutem Erfolge ausgeführt, so dass sich die Deviationen, wenn auch noch
stärkeren Aenderungen unterworfen, doch innerhalb solcher Grenzen hielten,
dass gut nach dem Compass gesteuert werden konnte, Zur allgemeinen An-
wendung ist indess das System der Compensation mittels weicher, vertikaler
Eisenstangen in England wegen der Schwierigkeit einer zweckentsprechenden
Ausführung und der obenerwähnten theilweisen Unkenntniss der Compass-
adjusteure noch nicht gekommen, doch erscheint es mit Rücksicht auf den Um-
stand, dass man in vielen Fällen den Steuercompass nicht genügend weit vom
Ruderpfosten entfernen kann, um + entsprechend zu vermindern, angezeigt, wei-
tere Erfahrungen hierüber zu sammeln. Die oben angeführten Beobachtungen
zeigen, dass man wenigstens 2 Met. mit dem Compass vom Ruderpfosten ent-
fernt bleiben muss, wenn nicht zu grosse Veränderungen in den Deviationen,
welche ein Steuern nach einem solchen Compass nicht mehr gestatten, eintreten
sollen. Auch bei dieser Entfernung ist es zweckmässig, für unsere hohen nörd-
lichen Breiten den Coefficienten 3 so durch einen Magneten zu compensiren,
dass eine westliche Deviation von 1—2 Strich auf Ost-Kurs hervorgebracht
wird, resp. übrig bleibt. Bei der neuen Bark „Excelsior“ ist die Compensation
5) s, „Third Report from the Liverpool Compass Committee“, pag. 18—33.