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Körpers hervorzubringen, so können dennoch sehr starke und ausgiebige
Schwingungen des genannten Körpers entstehen, wenn die Periode (oder
Schwingungsdauer) jener schwachen Anstösse genau gleich ist der Periode seiner
eigenen Schwingungen. Wenn aber die Periode der regelmässig sich wieder-
holenden Stösse von der Periode der Schwingungen abweicht, so entsteht eine
schwache oder ganz unmerkliche Bewegung. Jeder tönende Körper, welcher
bei seiner vorhandenen Befestigungsart im Stande ist, einmal in Bewegung gesetzt,
längere Zeit fort zu tönen, kann auch zum Mittönen gebracht werden, wenn ihm
eine periodische Erschütterung von vergleichsweise sehr kleinen Amplituden
mitgetheilt wird, deren Periode der Schwingungsdauer seines eigenen Tone
ontspricht.
Die von Helmholtz (1863) erfundenen Resonatoren bilden nun ein ausser-
ordenlich wichtiges Mittel zur Erreichung derjenigen Zwecke, bei denen „es darauf
ankommt, einzelne schwache Töne neben anderen stärkeren deutlich
wahrzunehmen“,
Durch die Resonatoren gelingt es Jedermann, die Analyse eines Ton-
gemisches viel weiter zu treiben, als es der geübteste Musiker mit dem feinsten
Gehör im Stande ist,
Die Resonatoren sind Hohlkugeln oder Röhren von Glas, Metall oder
Pappe mit zwei Oeffnungen; die eine Oeffnung hat scharf abgeschnittene
Ränder, die andere ist trichterförmig und so geformt, dass man sie in das
Ohr stecken kann.
Die Luftmasse eines solchen Resonators, in Verbindung mit der des
Gehörorgans und mit dem Trommelfell, bildet ein elastisches System, welches
eigenthümlicher Schwingungen fähig ist; namentlich wird der Grundton der
Kugel oder Röhre, welcher viel tiefer ist als alle ihre anderen Eigentöne, durch
Mittönen in grosser Stärke hervorgerufen. Hat man das eine Ohr verstopft und
setzt an das andere einen solchen Resonator, so hört man die meisten Töne,
welche in der Umgebung hervorgebracht werden, viel gedämpfter als sonst; wird
dagegen der KEigenton des Resonators angegeben, so schmettert dieser mit ge-
waltiger Stärke in das Ohr hinein.
Es wird dadurch Jedermann, auch selbst mit musikalisch ganz ungeübten
oder harthörigen Ohren, in den Stand gesetzt, den bestimmten Ton eines Horns
oder eines anderen Instrumentes mit Leichtigkeit aus dem Sausen des Windes
and dem Rauschen des Wassers herauszuhören.
Um das soeben beschriebene Phänomen für die Marine nutzbar zu machen,
wäre es nöthig, die augenblicklich gebräuchlichen oder etwa einzuführenden
Nebelhörner, Glocken etc., im Allgemeinen alle zum Alarmiren dienenden
Apparate, akustisch so einzurichten, dass sie beim Tönen einen vorher durch
Versuch festzustelleuden Ton von bestimmter Schwingungszahl angeben. Ferner
müssten für die Beobachtenden Resonatoren beschafft werden, welche dem
Tone des Alarmapparats entsprechen, d. h. solche, welche auf die Schwingungs-
zahl des ersteren abgestimmt sind.
Mit Hilfe der erwähnten Instrumente und der Wahl zweier, oder mehrerer
passender Töne könnte man möglicherweise eine. akustische Telegraphie auch
auf grosse Entfernung unterhalten, welche die bisher vorgeschlagenen Methoden
an Präcision wohl übertreffen dürfte.
In dem Bericht über die in Kiel am 28, Juli 1876 auf Veranlassung der
Kaiserlichen Admiralität angestellten Versuche mit dem Nebelhorn von Holmes
heisst es:
„Das Holmes’sche Nebelhorn war auf 1.5 Seem. gut zu hören und liess
„bis auf eine Distance von ca. 1%4 Seem. noch ein unbestimmtes Geräusch
„vernehmen.
„Hierbei muss jedoch bemerkt werden, dass der Ton des mit comprimirter
„Luft bedienten Nebelhorns bei weitem deutlicher und auffallender zu vernehmen
„war, als der dumpfere Ton des Holmes’schen Horns, dessen Ton dumpfer
„und nicht so markirt wirkt.“
Zum Schluss heisst es in diesem Berichte:
„Vielleicht liesse sich noch eine Verbesserung in Bezug auf Klarheit
„und Fülle des Tons erzielen.“
Ann. d. Hydr., 1877, Heft VII. (Juli.