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11. Reisen des Bremer Schiffes „Japan‘‘, Capt. H. Walter.
Durch das Deutsche Consulat zu Hongkong ging der Seewarte das
meteorologische Journal der Bremer Schoonerbark „Japan“ zu, welches von
Capt. Walter während mehrerer Jahre, die das Schiff grösstentheils im Indischen
Ocean verbrachte, mit grossem Fleiss geführt wurde.
Das Schiff verliess die Elbe am 24. Juli 1873, um zunächst nach Buenos
Ayres zu segeln und stand am 7. August in 48° Nord-Br. und 6.5° West-Lg.
Mit günstigem NE-Wind nach SSW segelnd, wurde 40° Nord-Br. am 11. August,
in 15.3° West-Lg. und 30° Nord-Br. in 21° West-Lgy. am 16. August geschnitten;
zugleich traf man an letzterem Punkte die nördliche Grenze des NE-Passats,
mit dem 20° Nord-Br. in 25.2° West-Lg. am 20. August gekreuzt werden
konnte. In 13.7° Nord-Br. und 26.6° West-Lg. hörte der NE-Passat auf. An
seine Stelle trat nach einigen Wachen der SW-Monsun, welcher jedoch nicht
frisch und beständig wehte, sondern oft von Windstillen unterbrochen wurde,
Ueber Backbordbug nach SE liegend, schnitt das Schiff 10° Nord-Br. am
26. August in 25° West-Lg. und wendete am 3. September in 3.4° Nord-Br.
and 17.8s° West-Lg. nach SW, nachdem der südwestliche Wind sich nach Süd
and SzE verändert hatte, Es wurde sodann am 6. September in 23.4° West-Lg.
der Aequator erreicht. Die grösste beobachtete Schnelligkeit des östlichen
Gegenstromes betrug etwa 1 Seem. die Stunde, während der Aequatorialstrom
in 4° Süd-Br. mit einer Geschwindigkeit von fast 2 Seem. die Stunde nach
WSW lief,
Im Südatlantischen Ocean wurde 10° Süd-Br. in 30.8s° West-Lg., 20° Süd-Br.
in 37,3° West-Lgx, am 14. Oetober passirt, wobei der SE-Passat schon in 19° Süd-Br.
sein Ende erreichte. Von 23.s° bis nach 30° Süd-Br., welche Breite am 21. October
in 45.8s° West-Lg. gekreuzt wurde, begünstigte noch NE-Wind die Reise, in der
Folge musste aber gegen oft stürmischen Westwind der übrige Theil der Reise
zurückgelegt werden. Das Schiff hatte während dieser Zeit zwei Pamperos zu
bestehen; der schwerste derselben wehte am 23. September in 33.3° Süd-Br. und
48,9° West-Lg., mit einem Minimum des Luftdrucks von 754.2", Von Norden
beginnend nahm der Wind bei fallendem Barometer und Regen allmählich zu,
sprang dann plötzlich nach SW um und wehte sich aus dieser Richtung mit
aufklarendem Himmel und zunehmendem Luftdruck aus. Am 1. October er-
reichte Capt, Walter nach 69tägiger Reise die Rhede von Buenos Ayres. Am
21. October verliess das Schiff den La Plata wieder, um mit Ballast nach
Mauritius zu segeln. Mit veränderlichen Winden suchte man zuerst Süd zu
machen, da aber schon in 38° Süd-Br. und 49° West-Lg, beständiger NW-Wind
durchkam, wurde östlicher gesteuert, und später in 44° Süd-Br. die Länge
abgelaufen. Die höchste südliche Breite, welche man erreichte, war 44.3° Süd
in 21.s° West-Lg., wobei das Schiff einen Theil des Meeres durchsegelte, der
im Allgemeinen nur selten von Segelschiffen berührt wird. Die Westwinde
wurden in diesen Breiten nicht sehr beständig angetroffen, vielmehr finden sich
unter den 33 Tagen, während welcher sich das Schiff südlich von 40° Süd-Br.
befand, 15 Tage, an denen östliche Winde oder Windstillen verzeichnet sind.
Zwischen 39° Süd-Br. in 48° West-Lg. und 43° Süd-Br. in 24° West-Lg.
beobachtete Capt. Walter einen Strom, der das Schiff regelmässig etwa 24 Seem,
im Etmal nach NE versetzte. Am 12. December wurde der Meridian von
Greenwich in 42.4° Süd-Br., am 19. December die Länge des Caps der guten
Hoffnung in derselben Breite, und nördlich aufsteuernd wieder 40° Süd-Br. am
28. December in 56.4° Ost-Lg. gekreuzt. In 37° Süd-Br. und 58° Ost-Lg. wurde
ENE-Wind angetroffen, mit dem, da das Schiff bereits die Länge des Bestimmungs-
ortes erreicht hatte, frei nach Norden gesteuert werden konnte, wobei in
23° Süd-Br. der SE-Passat und mit diesem am 4. Januar 1874 Mauritius nach
45tägiger Reise vom La Plata erreicht wurde.
Von Mauritius machte das Schiff, mit Zucker tief beladen, eine Reise
nach Capstadt, Es verliess den Hafen Port Lowis am 24. Januar 1874, Mit
dem SE-Passat südwestlich steuernd, erreichte man dessen südliche Grenze in
31.6° Süd-Br. und 37.8° Ost-Lg. Am 3, Februar hatte sich das Schiff mit
reränderlichen, jedoch meistens günstigen Winden der afrikanischen Küste bis
auf ca. 120 Seem. genähert, als sich die ersten günstigen Wirkungen des
Ann. d. Hydr., 1877, Heft VIL (Jali).