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passirt, 50° West-Lg. in 37.3° Nord-Br. am 21. April, und 30° West-Lg. in
41.3° Nord-Br. am 27. April. Von letzterer Breite, der höchsten welche das
Schiff auf dieser Reisc erreichte, wurde allmählich südlicher gesteuert, und da
der bisher auf der ganzen Route ununterbrochen günstige Wind auch ferner
anhielt, konnte schon nach 23 Tagen seit dem Abgauge von Savannah die
Strasse von Giübraltar passirt und 3 Tage später, am 8. Mai, der Hafen von
Cartagena erreicht werden.
Wegen einer am Schiffe vorzunehmenden Reparatur wurde der „Joe Rauers“
hier mehrere Monate aufgehalten; erst am 21. October verliess er die Bai
wieder, um eine Reise nach Philadelphia anzutreten. Mit leichten südwestlichen
Winden hatte man sich am 25. October bis vor die Meerenge von Gibraltar
hingearbeitet, als dort ein günstiger Ostwind sich einstellte und die Bark rasch
durch die Strasse führte. Capt. Krause, von Anfang an entschlossen die
Passatroute zu nehmen, steuerte südwärts, erreichte aber erst am 6. November,
durch südwestliche Winde aufgehalten, 30° Nord-Br. in 22.s° West-Lg. Hier
trat nach vorhergegangener Windstille Ostwind ein, und glaubte ınan so den
Passat erfasst zu haben. Jedoch lief in 28° Nord-Br. und 253° West-Lg. der
Wind wieder nach West um, und wehte aus dieser Richtung länger als eine
Woche, in welcher Zeit 19.5° Nord-Br. in 27.7° West-Lg. erreicht wurde. Es
wurde dann die Länge zwischen 19° und 20° Nord-Br. abgelaufen, obgleich in
dieser Breite der Passat niemals kräftig durchkam, vielmehr veränderliche,
meistens südliche Winde mit Windstillen abwechselten. Es wäre deshalb wohl
besser gewesen, südlichere Breiten, vielleicht 15° Nord-Br., aufzusuchen. 60°
West-Lg. wurde dann am 9. December in 23.7” Nord-Br., und 30° Nord-Br. in
68.6° West-Lg. am 14. December geschnitten, und von hier in 7 Tagen die
Mündung des Delaware erreicht. Die Reise von der Strasse von Gibraltar nach
dem Delaware nahm somit 58 Tage in Anspruch.
7. Reise der Bremer Bark „Merkur“, Capt. F. de Haan.
Die Bremer Bark „Merkur“ verliess am 14. September 1876 mit süd-
lichem Winde die Weser, um nach dem Delaware-Flusse zu segeln. Obgleich
der südliche Wind schon am nächsten Tage nach SE und Ost umlief, schlug
UCapt. de.Haan doch, anstatt die Kanalroute zu nehmen, den Weg nördlich um
Schottland ein. Schon in 58° Nord-Br. hatte der Ostwind sein Ende erreicht,
worauf nach kurzer Windstille NW-Wind eintrat, der rasch an Stärke zunahm
und das Schiff fast vier Tage auf derselben Stelle festhielt, Mit südöstlichem
Winde endlich wurde der Atlantische Ocean auf dem längsten Wege, nördlich um
die Shetland-Inseln, erreicht. Südwestwärts steuernd wurden vorherrschend nord-
östliche und südöstliche Winde angetroffen, und mit diesen 30° West-Lg. am
4. October in 52.6° Nord-Br. erreicht. An diesem Tage wehte ein sehr schwerer
Sturm aus Osten. Der schon seit längerer Zeit herrschende Ostwind war nämlich
während der vorhergehenden Tage durch SE und Süd nach SSW umgelaufen,
hielt dann aber in seiner rechtlaufenden Drehung inne und ging wieder durch
Süd und SE nach ENE zurück. dabei an Stärke zum orkanartigen Sturm zu-
nehmend.
Der Capitain beschreibt das Wetter als ein ungewöhnlich schweres, die
See als sehr hoch und unregelmässig laufend, in welcher das vor dem Sturme
lenzende Schiff entsetzlich arbeitete. Der während dieses Sturmes alle 2 Stunden
angegebene Luftdruck war um 6* a, m, des 4. October am niedrigsten — 724.5”,
Als der Sturm am 6. October nachgelassen hatte, lief der Wind durch
Nord und NW nach West um, und war es von nun an mit dem weiteren guten
Fortgange der Reise vorbei. Von 50° Nord-Br., welcher Parallel in 32° West-Lg.
am 5. October geschnitten wurde, zwang der oft stürmisch wehende Westwind
das Schiff, nach SW zu segeln, so dass es 40° West-Lg. am 17. October in
42° Nord-Br. schnitt, Auf 40° Nord-Br., also mitten im Golfstrom, versuchte
dann Capt. de Haan, nach Westen zu gelangen, was natürlich mit grossen
Schwierigkeiten verknüpft war. 50° West-Lg. wurde denn auch erst am
24. October in 40.5° Nord-Br., 60° West-Lg. am 2. November in 39° Nord-Br.,
und 70° West-Lg. am 16. November in 37.8° West-Lg. erreicht. Am 18. November
hatte der „Merkur“ sich seinem Bestimmungsorte bis auf 100 Seem. genähert,
wurde dann aber noch durch SW-Wind bis zum 29, November, an welchem