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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 5 (1877)

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schwemmt worden, und auch das Land an beiden Ufern des Megna bis 
4—5 Seem. weit ins Land hinein, Das von der Sturmfluth zerstörte Gebiet 
befindet sich im nordöstlichsten Winkel der Bai von Bengalen zwischen Backer- 
gunge (22° 29‘ Nord-Br. und 90° 18‘ Ost-Lg.) im Westen und Chittagong (22° 
21‘ Nord-Br., 91° 50‘ Ost-Lg.) im Osten und nördlich über Noakhally (22° 50° 
Nord-Br., 91° 3‘ Ost-Lg.) hinaus. Der grosse Verlust an Leben und Eigenthum 
ist wohl dem Umstande zuzuschreiben, dass die Sturmwelle die Bewohner des 
später überschwemmten Gebietes in der Nacht vom 31. October zum 1. No- 
vember, ohne alle vorhergegangene Anzeichen eines drohenden Sturmes von See 
her, plötzlich überraschte, Die Sturmfluth erreichte meist eine Höhe von 3 bis 
3°/a Met.; wo sie aber Widerstand fand, stieg sie bis 6, ja sogar bis 
12 Met., wie man aus Marken an Bäumen erkannt haben will. Es folgten 
sich in kurzen Zwischenräumen drei grosse Wellen, die das Wasser des Megna 
in den westlichen Kanälen seines Aestuariums immer höher anstauten, indem 
dasselbe nach jeder Welle nicht fiel, sondern stehen blieb und durch die nach- 
folgende Welle höher emporgetrieben wurde und auf diese Weise plötzlich die 
ungeheure Ueberschwemmung veranlasste. Am Abend des 31. October, 
10% Uhr p.m., war noch die gewöhnliche Fluth eingetreten, aber die Ebbe 
blieb aus unter dem Einfluss des Druckes der herannahenden Sturmwelle. 
Ueber den Verlauf und die charakteristischen Eigenthümlichkeiten der 
Backergunge-Cyklone selbst, welche die Ursache jener obenerwähnten Sturmfluth 
war, giebt uns ein vorläufiger Bericht von John Elliott, Esqu., zu Calcutta, 
dem officiellen meteorologischen Berichterstatter für die Präsidentschaft Bengal, 
den ersten genauen Aufschluss. Wir theilen hier diesen Bericht nach der „Zeit- 
schrift der österr. Ges. f. Met.“, 1877 No. 5 mit. 
„Die Backergunge-Cyklone bildete sich am Abend des 29. October unge- 
fähr 200 Seem. westlich von den Andamanen in 13° Nord-Br. und 89° Ost-Lg. 
Am 20. und 21. October herrschte fast ganz gleichförmiger Luftdruck über der 
Bucht von Bengalen und über Nord-Indien. Der NE-Passat hatte in Nord- 
[Indien und an der NW-Küste der Bucht sich eingestellt, während der SW-Monsun, 
welcher sich bis zur Breite der Andamanen nach Süden zurückgezogen hatte, 
im Süden der Bucht zu wehen fortfuhr. Kine Region niedrigen Luftdruckes 
bildete sich allmählich nordwestlich von den Nicobaren und war am 26, October 
schon deutlich ausgeprägt. Die Witterung über diesem Depressionsgebiet wurde 
stürmisch und besonders im Süden und Osten trat starker Regenfall ein, der 
von einem Capitain als „sündfluthartig (a deluge of rain)“ und von einem 
andern als „Regenfluth (torrents of rain)“ abwechselnd warm und kalt“ geschildert 
wird. Das Gebiet der Depression und des schlechten Wetters breitete sich 
allmählich aus, das Centrum bewegte sich anfangs sehr langsam nordwärts. 
Am Abend des 29. October hatte sich eine Cyklone daraus entwickelt. Die 
Dampfer „City of Venice“ und „Japan“ kamen in ihren westlichen und süd- 
westlichen Quadranten am 30. October, Sie blieben beide zum mindesten 
150 Seem. vom Centrum des Wirbels entfernt, welcher sich nordwärts fortbe- 
wegte, mit einer Geschwindigkeit von 8—9 Seem, die Stunde, Der „Penang“ 
trat in das Sturmfeld ein am Morgen des 31. October in 17° 30‘ Nord-Br.; der 
„Tennyson“ in 18° 45' Nord-Br. und war um 1* 30=in 15 Seem. vom Centrum; 
die Dampfer „Octavia“ und „British statesman“ in 19° 45‘ Nord-Br. um 6* p.m. 
und der Dampfer „Moulmain“ in 20° 30‘ Nord-Br. um 8% p,m. Die Cyklone 
bewegte sich anfänglich fast rein nördlich vorwärts, mit einer sehr leichten 
östlichen Tendenz, bis sie den 20, Breitengrad erreichte, wo sie allmählich um- 
bog und die Küste an der Mündung des Megna erreichte, wo sie eine nordöst- 
liche Richtung einschlug. Das Depressionsgebiet war ein sehr grosses, wahr- 
scheinlich von elliptischer Form, der grössere Durchmesser, rechtwinklig auf 
der Bewegungsrichtung, hatte mindestens 400 Seem. und der kleinere 200 bis 
250 Seem. Das centrale Calmengebiet war gleichfalls ungewöhnlich gross, es 
hatte wahrscheinlich 7 oder 8 Seem. im Durchmesser. Das Centrum des Wirbels 
erreichte die Insel Nulchira um 3* a. m. des 1. November. Die Geschwindigkeit 
des Fortschreitens hatte in den letzten Tagen allmählich zugenommen von 9 
bis auf 21 Seem. die Stunde, letztere war die wahrscheinliche Geschwindig- 
keit, als die Cyklone die Küste erreichte. Der Wirbel wurde wahrschein- 
lich nach Osten abgelenkt über die Inseln von Sundeen und Siddhi und löste
	        
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