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Der Westindische Orkan vom 12. und 13. September 1876.
Die „Annales hydrographiques“, I. Trimestre 1877, bringen nach der
„St. Thomas -Zeitung“ nachstehenden Bericht üher den Orkan, welcher bei den
kleinen Antillen am 12. und 13. September 1876 mit ziemlich grosser Heftig-
keit geweht und vielfachen Schaden angerichtet hat,
„Ein ebenso heftiger Orkan, als diejenigen von 1867 und 1871 waren,
hat am 12. und 13. September 1876 einige der Antillen heimgesucht; das Centrum
dieses Orkans ging zwischen St. Thomas und St. Croix hindurch und wahr-
zacheinlich näher bei der letzteren Insel als bei St. Thomas. Der Durchmesser
dieser Cyklone war ungefähr 100 Seem.
Aus St. Thomas wird berichtet, dass am 12, September bei Sonnen-
untergang der Himmel tief gelb gefärbt war und der Wind aus NE beständig
an Stärke zunahm, mit einzelnen starken Windstössen, welche von starken
Regenschauern begleitet waren.
Am 13. September 4" 30%» Morgens wehte der Wind bereits als Orkan;
er erreichte zwischen 4’ und 5 Uhr Morgens seine grösste Stärke, ging aber
nicht über St. Thomas hinweg, wie die Orkane von 1867 und 1871. Er richtete
trotz dessen grossen Schaden zu St. Thomas an: er nahm mehrere Dächer von
Häusern und Schuppen hinweg, zerstörte die Werften theilweise oder gänzlich;
zwei amerikanische Schiffe gingen verloren und viele andere Schiffe wurden
mehr oder weniger beschädigt. Auch das Schwimmdock wurde während des
Sturmes fortgetrieben, aber am andern Morgen wieder unversehrt an Ort und
Stelle gebracht. Vor dem Orkan ist bei Zeiten gewarnt worden; am Abend
des 12. September hatte der Wind so stark zugenommen, dass die Annäherung
des Orkans um 1 Uhr Nachts durch die Allarm - Kanone vom Fort aus ange-
kündigt wurde. Der Orkan wehte in seiner grössten Stärke um 5 Uhr des
Morgens, nahm aber bald mit steigendem Barometer wieder ab. Nach den
meteorologischen Aufzeichnungen des um die Orkankunde Westindiens verdienten
Herrn Jahneke zu St. Zhomas!) stand das Barometer am 12. September daselbst
am 7% 50% p, m. auf 762.8” bei NE-Wind und am 13. September 5% Zmin a, m,
auf 748,7” während der grössten Stärke des Orkans; um 11® 30m a, m. war
der Wind SE von Stärke 5 und das Barometer zeigte 762,9""-,
An Bord des Dampfers „Ebro“ der Royal Mail Company wurden folgende
Barometeraufzeichnungen gemacht.
Datum.
Septbr. 12 |
Senihr. 13
Stunde.
“h Abds,
I »
a
»
»
81 /: 2 »
9 ®”
9°
ı »
Mitternacht
1b Morg.
n /: 2 »
2»
2
Barom.
mi,
764.5
764.5
764.7
"65.2
"64.7
'64.2
"63.7
"63,0
162,0
760.7
758.9
1567
154.4
Datum,
Septbr. 13 |
Stunde,
3h. Morg.
31%
3 »
Mg »
A
3 ;
2
9
9%
(01/2
u
Barom.
mm,
752.3
750,5
749.0
749.8
750.8
753.0
756.7
7586
160.5
761.0
761.6
762.0
762.0
763.0
Der Capt. Bourdais von dem französischen Schiff „La Bretagne“, welches,
von St. Malo nach St. Thomas bestimmt, durch die Sombreto-Passage in das
Antillen-Meer eintrat, berichtet über diesen Orkan:
„Die „Bretagne“ wurde vom 11. September Mittags bis zum 12. September
3 Uhr Morgens durch einen Strom, 1'/2 Seem. die Stunde, nach Süden versetzt.
Diese Ablenkung des Stromes war ein Vorzeichen der Annäherung eines Orkans:
ij) Vgl. „Hydr. Mitth.“ 1874 pag. 27. Herr Jahncke hat in den Jahren 1866—1876
18 westindische Orkane beobachtet; von diesen fanden 6 im August, 10 im September und 2 im
October statt. A, d. R.
Ann, d. Hydr., 1877, Heft VI, (Juni).