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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 5 (1877)

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32. „Martha“, Capt. Lange, passirte Lizard den 9. Januar 1876 mit 
frischem ENE-Winde SW weg steuernd. Später Kurs SSW, Wind anhaltend 
frisch NE. Nach 13 Tagen befand man sich in 19° Nord-Br. und 30° West-Lg. 
Da man annehmen durfte einen beständigen Passat zu haben, wurde westlicher 
gesteuert und 45° West-Lg. in 14.9° Nord-Br. nach 19 "Tagen geschnitten. 
Jetzt wurde nordwestwärts gehalten, Der Passat hielt sich beständig bis 
74° 42‘ West-Lg. und 28° 41‘ Nord-Br. 75° West-Lg. schnitt man in 28.5 Nord-Br. 
Hier waren leichte veränderliche Winde, nahe der Küste östliche. Ganze 
Reisedauer 35.6 Tage; schr gutes Resultat. Man sieht, dass das „gut in den 
Passat hineinhalten“, wenn auch ein Umweg, doch sehr zu empfehlen ist. Die 
Reise der „Martha‘‘ ist die schnellste von allen, 17.4 "Tage schneller als die Reise 
Jes „Carl Georg“, welcher den geraden Weg wählte, 
33. „Arracan‘, Capt. Rossini, passirte am 25. Februar 1874 Fair-Island auf 
einer Reise nach Savannah, Der Wind war SSE, stürmisch. 10° West-Lg. wurde 
nach 4.0 Tagen in 60.8s° Nord-Br. geschnitten. Vom 26. bis 27. wehte ein 
Orkan aus SE. Nachdem der Orkan glücklich überstanden, traten vorherrschend 
nördliche und nordöstliche Winde auf, welche sich hernach südlich drehten. 
Man machte sehr gute Fahrt und schnitt 20° West-Lg. in 44.3° Nord-Br. nach 
13.5 Tagen. Leichte SSE- und Südwinde bei gutem Wetter gingen in 34° Nord-Br. 
und 34° West-Lg. in mässigen SW-Wind über, Mit diesem Winde SSE weg- 
vehalten, gelangte man in 27.0° Nord-Br. und etwa 32° West-Lg, in den NE- 
Passat. WSW gesteuert schnitt man 60° West-Lg. in 22.7° Nord-Br. nach einer 
Reise von 40.3 Tagen. 70° West-Lg. wurde geschnitten in 24.4° Nord-Br. und 
75° Weost-Lg. in 26.6° Nord-Br. Der Passatwind brachte den „Arracan“ dann 
an seinen Bestimmungsort nach einer Gesammtreise von 49.0 Tagen. 
Aus dem, was im Anfange dieses Artikels gesagt und noch aus den 
33 Reiseberichten zu entnehmen ist, lassen sich für die Winterreisen von Europa 
nach Amerika kurz folgende Schlüsse ziehen: ; 
{. Während der Monate November bis Februar ist für eine Reise von 
Europa nach Häfen Nordamerikas im Atlantischen Ocean die Passatroute zu 
empfehlen, 
]I. Für die Reisen Nord um Schottland können nur die Wind- und Wetter- 
verhältnisse in der Nordsee bedingend sein, indem man mit den an der curo- 
päischen Küste vorherrschenden SW-Winden, mit welchen man auf der direkten 
Route über Steuerbord weg liegen soll, bei den Scilly-Inseln einen vortheil- 
hafteren Abgangsort hat, als bei den Shetland-Inseln. 
III. Mit günstigem Winde steuere man, so lange er anhält, dirckt auf 
seinen Bestimmungsort los. 
IV. Bei ungünstigem Winde beachte man folgendes: 
a) für die Passatroute: man suche so schnell als möglich Süd zu machen, 
am den Passat zu erreichen, was in den meisten Fällen am 25. Breitengrad 
geschieht (wenn nicht, so steuere man weiter nach Süden), laufe seine Länge 
ab und schneide den 70. Längengrad, nordwestlich für Baltimore und New- York 
steuernd, etwas südlich von 30° Nord-Br. Ist man auf dem direkten Wege mit 
zünstigem Winde über den 40. Längengrad in etwa 46° Nord-Br. gelangt, so ist 
bei eintretenden Gegenwinden das Aufsuchen des Passates nicht mehr zu empfehlen, 
weil die hier vorherrschenden NW-Winde gestatten seinen Kurs zu steuern. Nur 
in Fällen anhaltender Stürme wird man, um die Mannschaft sich erholen zu 
lassen, gezwungen, den Passat zu erreichen zu suchen; 
b) für die direkte Route sowohl von den Shetland-Inseln als wie 
vom Kanal: 
1. mit den vorherrschenden SW-Winden liege man über Steuerbord weg, 
unbehindert ob man dabei reichlich weit nach Norden kommt, weil man mit den 
an der amerikanischen Seite vorherrschend wehenden NW-Winden leicht sein 
Süd wieder nachholen wird. 
2. Mit einem Westwinde zwischen 5°—35° West-Lg. steuere man über 
Backbord, da man erwarten darf, bald SW-Wind zu bekommen, welcher guten 
Schlagbug bietet. Zwischen 35° und 55° West.-Le. soll man sich mehr über 
E72
	        
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