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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 5 (1877)

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Aus unserer Tabelle ersieht man, dass im Durchschnitt der 4 Passatreisen 
nach New- York von 60° West-Lg. in 23.3° Nord-Br. nördlich gesteuert wird 
und man 70° West-Lg. in 30.3° Nord-Br. schneidet; von diesem Punkte aus 
beträgt die durchschnittliche Reisedauer bis Sandyhkook 14.6 Tage. In den meisten 
Fällen dürfte es gerathen sein, 70° West-Lg. noch einige Grade südlicher zu 
schneiden, indem man mit den an der Küste vorherrschenden Westwinden 
leichter den Bestimmungsort erreichen kann. Die kalte Strömung lässt sich frei- 
lich nicht umgehen, dafür hat man aber in der Nähe der Küste ruhigere See. 
Sehr unüberlegt, würde es sein, schon von etwa 60° West-Lg. und 30° Nord-Br. 
Jirekt auf Sandyhook zu zu steuern. In sehr vielen Fällen würde das Schiff, von 
stürmischen NW-Winden und dem Golfstrome gefasst, so weit ostwärts versetzt 
werden, dass ihm als letzte Hülfe weiter nichts übrig bliebe, als südlich haltend 
den Passat wieder aufzusuchen und den letzten Theil seiner Reise nochmals 
von Vorne zu beginnen, 
Die Reisen nach Baltimore und Philadelphia verhalten sich in ihrem 
westlichen Verlaufe fast wie die nach New- York, In unserer Tabelle ist der mittlere 
Schnittpunkt in 70° West-Lg. auf 31.2° Nord-Br. und die durchschnittliche Reise- 
dauer bis Cap Henry und der Delaware-Mündung beträgt 7.3 Tage. Vergleicht 
man diese Zeitdauer mit der von 70° West-Lg. und 30° Nord-Br. bis Sandyhook, 
sine Entfernung von 638 Seem. NzW?/4W, gebrauchten Zeit, während bis Cap Henry 
eine Entfernung von 460 Seem. nach NW zurückzulegen ist, so bemerkt man, 
dass der letztgenannte Platz leichter erreichbar ist, indem auf der Reise nach 
Sandyhook täglich 43.7, nach Cap Henry und der Delaware-Mündung 62,7 Seem. 
zurückgelegt werden; dies lässt sich dadurch erklären, dass die NW-Winde erst 
nördlich von 35° Nord-Br. mit grösserer Häufigkeit auftreten. 
Häufigkeit der Winde in Procenten. 
Breite 
und | N 
Länge Proc, 
30°-—35° Nord-Br.} 
70°-—75° West-Leg.) 
10 
NE 
ı PR |) SE | S 
Proc. 
Proe. 
Proc. | Proc, 
.. 
+ 
SW | 
1 
NW 
Proc. ' Proc. 
Proc. 
16° 15 ' 17 
:50°— 40° Nord-Br. } ı 16 | 819 7 9 | 16 | 15 20 
70°——75° West-Lg.' 
Da die günstigen Winde, wie aus diesen Angaben hervorgeht, für die 
Reise nach Baltimore 69%, für die Reise nach New- York aber 65°% betragen, 
so muss der Zeitverlust, den die nach New- York gegen die nach Baltimore bestimm- 
ten Schiffe haben, erstens, wie schon bemerkt; auf die grössere Häufigkeit der 
NW-Winde und zweitens auf die Strömung zurückgeführt werden. Der Schnitt 
durch den Golfstrom ist in beiden Fällen ziemlich gleich, da aber die naclı 
New- York bestimmten Schiffe schon sehr südlich sich der Küste nähern, um 
bei den westlichen Winden keine zu hohe See zu bekommen, so haben sie eine 
bedeutende Strecke gegen die kalte Strömung anzuarbeiten, welche ja allerdings 
unter Umständen auch von Vortheil sein kann, wenn man nämlich, mit Backbord 
Halsen etwa NNW auf Sandyhook vorliegend, den von NNE kommenden Strom 
unter seinem Leebug hat. Hiermit möge im Allgemeinen das Wesentliche 
gesagt sein; nachstehend folgen die kurz abgefassten Reiseberichte der ein- 
zelnen Schiffe (s. Tabelle ad pag. 225). 
4. „Helene“, Capt. Raschen, passirte 15° West-Lg. in 55.7° Nord-Br. 
am 29. November 1869, steuerte mit hartem Ost-Winde SW und schnitt 
20° West-Lg. in 54.3° Nord-Br. Von 20° bis 37° West-Lg. starke West- Winde 
und Stürme, 40° West-Lg. in 44.7° Nord-Br. Bis 50° West-Lg. mässige Ost- 
Winde, dann vorherrschend wieder westliche Winde und von etwa 69° West-Lg. 
mässige östliche Winde, welche in stürmische SW-Winde übergingen. 
Capt. Raschen schreibt: „Während vier Nord um Schottland gemachten 
Reisen, im November, December und Januar stets sehr schlechtes Wetter getroffen“. 
„Helene“ war auf der letzten Reise 17 Tage bis 15° West-Le. in See; somit
	        
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