215
behandelt werden, (De Kerhallet erwähnt der Passatroute als empfehlenswerth
bei Gegenwinden auf der direkten Route, und dies nur für die Reisen nach den
südlichen Häfen am Atlantischen Ocean, während des Frühlings, Sommers und
Herbstes, während Maury dieselbe den Auswandererschiffen in den Winter-
monaten empfiehlt), so weichen die Ansichten der Schiffsführer doch darüber
von einander ab, ob man sich während der Wintermonate für die Route Nord
um Schottland und Kanal direkt, oder für die südliche Route längs des Passats,
sowohl nach südlichen und mittleren Häfen Nordamerikas am Atlantischen
Ocean, als auch ganz besonders nach New- York entscheiden soll.
Hat ein Capitain eine dieser drei Routen zu wählen, so tritt zunächst
die Frage an ihn heran, auf welchem Woge er seine Reise am schnellsten, und
zweitens, wie er dieselbe am bequemsten, d. h. für Mannschaft und Schiff am
wenigsten aufreibend, ausführen kann.
Es ist klar, dass die Reisen von den Shetland-Inseln und Lizard auf
der direkten Route nach Amerika der kürzeren Entfernung wegen, schneller
gemacht werden können, als die Reisen längs des Passats, und ein Blick auf
die Tabelle. (s. ad pag. 225) zeigt zunächst für die Reisen nach New- York, dass
von den allerdings wenigen Reisen, die schnellste, die des „Henry“ im Februar 1875
in 29.3 Tagen bis zum 70, Längengrad, in die direkte Route von Lizard fällt;
allein auch die längsten Reisen, die des „Marco Polo“ im December 1872, der
„Amerika“ im November 1868 von Lizard, und die ungewöhnliche Reise des
„Johannes“ im December 1875 von den Shetland - Inseln, welche je in ihrem
späteren Verlaufe von den beabsichtigten Routen abweichen, gehören in die
nördliche Route; und betrachtet man die Durchschnittsreisen, ohne diejenigen
des „Johannes“, „Marco Polo“ und der „Amerika“ mit in Rechnung zu ziehen,
so ergiebt sich für die nördlichen Reisen ein Gewinn von 8.4 Tagen, mit Be-
vrücksichtigung derselben aber ein Verlust von 1.9 Tag gegen die Passatreisen.
Vergleicht man die Reisen nach Baltimore und Philadelphia, so sieht man
wiederum, dass die rascheste Reise, die der „Preciosa“, 1874 im November in
30 Tagen von Lizard direkt südlich vom Golfstrom nach Cap Henry gemacht
wurde, aber auch, dass die längste Reise, die der „Amerika“, 1874 im Januar
in 80 Tagen von den Shetland - Inseln bis zur Delaware-Mündung zurückgelegt
wurde, und dass im Durchschnitt die Passatreisen 6.2 Tage kürzer, als die Reisen
der nördlichen Routen sind. Das Mittel der in den Wintermonaten ausgeführten
besten Reisen von Maury’s Schiffen ist für die Passatroute von Europa nach
Häfen südlich des Chesapeake-Flusses bis zum 70. Längengrad um 7.8 Tage
günstiger als für die nördliche Route.
Es ist begreiflich, dass, da die Reisen im Allgemeinen während der Winter-
monate auf der kürzeren Linie durchschnittlich länger ausfallen, als auf der
grösseren, diese Reisen nur durch anhaltende Gegenwinde, die häufig als schwere
Stürme auftreten, so verzögert werden; und hier kann die Antwort auf die
zweite oben gestellte Frage folgen, nämlich dass man auf der Passatroute, wenn
auch nicht mit der Aussicht die möglichst schnellste Reise zu machen, doch
jedenfalls sicherer und bequemer, und, wie unsere Tabelle zeigt, auch in den
meisten Fällen eben so rasch sein Reiseziel erreichen wird; denn wenn auch
den Seemann schwere Stürme nicht selten und dies namentlich im westlichen
Verlaufe der Passatroute überfallen, so ist er doch der nicht zu unter-
schätzenden Gefahr eines Zusammenstosses mit einem entgegen kommenden
Dampfer, oder einem treibenden Kisberge nicht in dem Masse ausgesetzt, wie
dieses in stürmischen und nebligen Winternächten auf den Neufundlandbänken
der Fall ist.
Es ist ferner noch zu bemerken, dass für die Reisen Nord um Schottland
eigentlich nur die Witterungsverhältnisse in der Nordsee bedingend sein können;
die Capitaine ziehen im Allgemeinen bei stürmischen Westwinden diesen Weg vor,
um so bald als möglich aus der Nordsee in den Atlantischen Ocean zu kommen.
Ist ein Capitain entschlossen seine Reise nach New- York auf der nördlichen
Route zu machen, so thut er wohl am besten, sich der von Maury für die
Monate Januar und Februar vorgeschriebenen Route so viel als möglich
anzuschliessen, die auch annähernd der als Durchschnittsreise der besten Reisen
von Maury in der Tabelle eingetragenen Daten entspricht, nur mit dem
Unterschiede, dass die erste Hälfte etwas südlicher fällt. und mit welchen die
Ann. d. Hrvdr. 1277. Haft 7 /Mail