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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 5 (1877)

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behandelt werden, (De Kerhallet erwähnt der Passatroute als empfehlenswerth 
bei Gegenwinden auf der direkten Route, und dies nur für die Reisen nach den 
südlichen Häfen am Atlantischen Ocean, während des Frühlings, Sommers und 
Herbstes, während Maury dieselbe den Auswandererschiffen in den Winter- 
monaten empfiehlt), so weichen die Ansichten der Schiffsführer doch darüber 
von einander ab, ob man sich während der Wintermonate für die Route Nord 
um Schottland und Kanal direkt, oder für die südliche Route längs des Passats, 
sowohl nach südlichen und mittleren Häfen Nordamerikas am Atlantischen 
Ocean, als auch ganz besonders nach New- York entscheiden soll. 
Hat ein Capitain eine dieser drei Routen zu wählen, so tritt zunächst 
die Frage an ihn heran, auf welchem Woge er seine Reise am schnellsten, und 
zweitens, wie er dieselbe am bequemsten, d. h. für Mannschaft und Schiff am 
wenigsten aufreibend, ausführen kann. 
Es ist klar, dass die Reisen von den Shetland-Inseln und Lizard auf 
der direkten Route nach Amerika der kürzeren Entfernung wegen, schneller 
gemacht werden können, als die Reisen längs des Passats, und ein Blick auf 
die Tabelle. (s. ad pag. 225) zeigt zunächst für die Reisen nach New- York, dass 
von den allerdings wenigen Reisen, die schnellste, die des „Henry“ im Februar 1875 
in 29.3 Tagen bis zum 70, Längengrad, in die direkte Route von Lizard fällt; 
allein auch die längsten Reisen, die des „Marco Polo“ im December 1872, der 
„Amerika“ im November 1868 von Lizard, und die ungewöhnliche Reise des 
„Johannes“ im December 1875 von den Shetland - Inseln, welche je in ihrem 
späteren Verlaufe von den beabsichtigten Routen abweichen, gehören in die 
nördliche Route; und betrachtet man die Durchschnittsreisen, ohne diejenigen 
des „Johannes“, „Marco Polo“ und der „Amerika“ mit in Rechnung zu ziehen, 
so ergiebt sich für die nördlichen Reisen ein Gewinn von 8.4 Tagen, mit Be- 
vrücksichtigung derselben aber ein Verlust von 1.9 Tag gegen die Passatreisen. 
Vergleicht man die Reisen nach Baltimore und Philadelphia, so sieht man 
wiederum, dass die rascheste Reise, die der „Preciosa“, 1874 im November in 
30 Tagen von Lizard direkt südlich vom Golfstrom nach Cap Henry gemacht 
wurde, aber auch, dass die längste Reise, die der „Amerika“, 1874 im Januar 
in 80 Tagen von den Shetland - Inseln bis zur Delaware-Mündung zurückgelegt 
wurde, und dass im Durchschnitt die Passatreisen 6.2 Tage kürzer, als die Reisen 
der nördlichen Routen sind. Das Mittel der in den Wintermonaten ausgeführten 
besten Reisen von Maury’s Schiffen ist für die Passatroute von Europa nach 
Häfen südlich des Chesapeake-Flusses bis zum 70. Längengrad um 7.8 Tage 
günstiger als für die nördliche Route. 
Es ist begreiflich, dass, da die Reisen im Allgemeinen während der Winter- 
monate auf der kürzeren Linie durchschnittlich länger ausfallen, als auf der 
grösseren, diese Reisen nur durch anhaltende Gegenwinde, die häufig als schwere 
Stürme auftreten, so verzögert werden; und hier kann die Antwort auf die 
zweite oben gestellte Frage folgen, nämlich dass man auf der Passatroute, wenn 
auch nicht mit der Aussicht die möglichst schnellste Reise zu machen, doch 
jedenfalls sicherer und bequemer, und, wie unsere Tabelle zeigt, auch in den 
meisten Fällen eben so rasch sein Reiseziel erreichen wird; denn wenn auch 
den Seemann schwere Stürme nicht selten und dies namentlich im westlichen 
Verlaufe der Passatroute überfallen, so ist er doch der nicht zu unter- 
schätzenden Gefahr eines Zusammenstosses mit einem entgegen kommenden 
Dampfer, oder einem treibenden Kisberge nicht in dem Masse ausgesetzt, wie 
dieses in stürmischen und nebligen Winternächten auf den Neufundlandbänken 
der Fall ist. 
Es ist ferner noch zu bemerken, dass für die Reisen Nord um Schottland 
eigentlich nur die Witterungsverhältnisse in der Nordsee bedingend sein können; 
die Capitaine ziehen im Allgemeinen bei stürmischen Westwinden diesen Weg vor, 
um so bald als möglich aus der Nordsee in den Atlantischen Ocean zu kommen. 
Ist ein Capitain entschlossen seine Reise nach New- York auf der nördlichen 
Route zu machen, so thut er wohl am besten, sich der von Maury für die 
Monate Januar und Februar vorgeschriebenen Route so viel als möglich 
anzuschliessen, die auch annähernd der als Durchschnittsreise der besten Reisen 
von Maury in der Tabelle eingetragenen Daten entspricht, nur mit dem 
Unterschiede, dass die erste Hälfte etwas südlicher fällt. und mit welchen die 
Ann. d. Hrvdr. 1277. Haft 7 /Mail
	        
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