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April innerhalb der Tropenzone höhere Öberflächentemperaturen und in un-
mittelbarer Nähe des Aequators auch eine noch stärkere und raschere Temperatur-
abnahme von der Oberfläche bis zu einer Tiefe von 91 Met. (50 Faden) als für
den Monat August (s. Tabelle I. und Anhang).
In der That hat auch im August (dem kältesten Monat des Winters der
südlichen Halbkugel) das Oberflächenwasser in den Aequatorialgegenden des
Atlantischen Oceans, zwischen 10° Nord- und 10° Süd-Br., die niedrigste und
im April (dem wärmsten Monat in denselben Gegenden) die höchste Temperatur.
Nach Capt. Toynbee betragen diese Temperaturen im Durchschnitt bezw.
25.2° und 27.2° (s. „Ann. d. Hydr.“, 1876, pag. 379), nach Capt. Koldewey
bezw. 253° und 27.6° (s. „Ann. d. Hydr.“, 1875, pag. 220). Zum Vergleich
der August- und April-Temperaturen können vorzugsweise nachstehende Beob-
achtungsreihen dienen, deren KEinzelnheiten in Tabelle II. und Anhang einzu-
sehen sind.
1. 1874 August 15 und 1876 April 4— 6. Die beiden Beobach-
tungsorte im April sind nur 104 bezw. 90 Seem. von dem im August entfernt;
die Oberflächentemperaturen im April sind um 6.s° höher als die im August;
die Temperaturabnahme bis 50 Faden (91 Met.) Tiefe beträgt bei April 4 nur
6.4°, April6 14.6° (die grösste bis jetzt beobachtete Temperaturerniedrigung von
der Oberfläche bis zu einer Tiefe von 91 Met. oder 50 Faden), August 15 8.7°.
Die Höhe der beiden Temperaturen August 15 und April6 in 91 Met. Tiefe ist
nahezu dieselbe, nämlich 13.ı° bezw. 13.6° (vgl. ad 2).
2. 1874 August 13 und 1876 April 6 und 7. Die Beobachtungen
des 7. April zeigten wieder eine geringere Temperaturabnahme bis zu 91 Met.
Tiefe, als die von April 6, nämlich nur 9.4°, oder bis 18.4° gegen 27.s° an der
Oberfläche; die vom 13. August, in einem Abstand von nur 41 Seem. von dem
Beobachtungsort von April 7 angestellt, ergaben an der Oberfläche 21.7° und in
91 Met. Tiefe 15.6°. Diese Beobachtungen und die ad 1 scheinen darauf hin zu
deuten, dass in den Parallelen bei 3° Süd-Br. ein Streifen kalten Wassers
sich befindet, neben welchem zu beiden Seiten nach Norden und Süden wärmeres
Wasser vorhanden ist. Für das Verhalten im August findet Capt. Toynbee die
Erklärung in der Annahme eines kalten nördlich setzenden Triftstromes längs
der Westküste von Süd-Afrika, welcher durch die Gestaltung der Küste in dem
Golf von Gwinea nach West hinabgelenkt wird; vielleicht gilt dies auch für
dieselbe Krscheinung im August (s. oben ad 1). An dieser Stelle fand Capt.
Frhr. von Schleinitz eine unterseeische Erhebung von nur 3000 Met, (1640
Faden) Tiefe unter der Oberfläche (s. „Ann. d. Hydr.“, 1875, pag. 70). Der
wahrscheinliche Zusammenhang dieser Bodenerhebung mit der obenerwähnten
Erscheinung des kalten Streifens nahe der Oberfläche des Wassers kann erst
bei einer näheren Diskussion der Beobachtungen der beiden Expeditionen der
„Gazelle“ und des „Challenger“ einer eingehenden Untersuchung unterzogen werden,
3. 1873 August 21 und 1876 April 9 und 10. Die beiden ersten
Beobachtungen wurden in einem Abstand von 8 Seem. von einander angestellt.
Die Oberflächentemperatur war April 9 um 3,3° höher als August 21; in der
Tiefe von 91 Met. aber war das Wasser um 5.3s° kälter; bei April 10 zeigten
sich schon von 55 Met. (20 Faden) Tiefe ab eine rasche Temperaturerniedrigung.
4. 1873 August 17 und 1876 April 15. Beide Beobachtungsorte
sind nur 50 Seem. von einander entfernt. Hier zeigt sich dieselbe Erscheinung
wie bei 3, nämlich dass im August die Temperatur zwar an der Oberfläche
des Wassers niedriger ist, als im April, aber die Wasserschichten zwischen
37—91 Met. (20—50 Faden) im August wärmer sind, als im April.
5. 1876 April 11 und 12. Die rasche Abnahme der Temperatur in
9° 9‘ Nord-Br. (April 12) von 37 Met. bis 55 Met. um 7.7°, welche weiter süd-
lich in 7’'/g° Nord-Br. (April 11) nicht stattfindet, zeigt, dass in 9° Nord-Br.
eine dünnere erwärmte Oberflächenschicht vorhanden ist, als weiter südlich.
Ann, d. Hydr., 1877, Heft IV. (Aprıl)