1681
Die Ergebnisse der an Bord des „Challenger“ im Atlantischen Ocean ge-
machten Messungen der Bodentemperaturen lassen sich folgendermassen über-
sichtlich zusammenstellen:
Denkt man sich eine Linie von Französisch Guyana bis zur westlichsten
Insel der Azoren, und von da nahezu nach dem wahren Nord gezogen, so ist
auf der Westseite von dieser Linie die grösste Schwankung der Bodentempera-
turen in Tiefen über 3660 Met. oder 2000 Faden nur 0O.s6e° C. (1° F.) nämlich
von 1.ss—1.s9° C. (34.4—35.4° F.). In diesen Tiefen wurden in diesem Theile
des Atlantischen Oceans 32 Messungen von Bodentemperaturen erhalten und nur
in einem Fall zeigte das Thermometer eine so hohe Temperatur, wie 1.89° C.,
und nur in zwei Fällen eine so niedrige Temperatur, wie 1.ss° C. Ueberdies
waren in diesen zwei letzteren Fällen die Ablesungen sehr ungenau, da in dem
ersteren derselben die Kugel eines der zum Boden herabgesenkten Thermometer
durch den Druck zerbrochen und das andere Thermometer so stark geschüttelt
worden war, dass das Quecksilber in ihm zu Kügelchen sich formte, in Folge
dessen der Index in dem Minimumtheile der Röhre zu hoch sich stellte, während
in dem anderen Fall das eine Thermometer 1.s0° C, (34.7° F.) und das andere
1.1° C. (340° F.) zeigte, so dass das Mittel aus beiden 1.so° C. ergab. Ver-
wirft man diese drei ausnahmsweise hohen und niedrigen Temperaturen, so ist
der grösste Unterschied der übrigen 29 Temperaturen nur 0.ss° C., nämlich
zwischen 1.so und 1.3s° C.; das Mittel derselben ist also 1.sz° C. oder 35° F.
Von diesen 29 Beobachtungen weichen 16 nur um 0O.11° C. von einander ab,
nämlich von 1.e1—1.72° C. Hiernach dürfte also die Annahme gerechtfertigt
sein, dass in diesem Theil des Atlantischen Oceans westlich von der oben er-
wähnten gedachten Linie die Bodentemperatur in Tiefen von mehr als 3660 Met.
(2000 Fad.) gleichförmig 1.e7° C. (35° F.) ist.
In dem Theil des Nordatlantischen Oceans östlich von der Linie zwischen
Französisch Guyana und den Azoren sind 27 Messungen von Bodentempera-
turen in Tiefen von mehr als 3660 Met. erhalten worden; die grösste Differenz
der einzelnen Angaben beträgt ebenfalls nur 0.s6° C. (1° F.), nämlich zwischen
1.55 und 2.11° C. (34.8—35.8° F.); das Mittel derselben ist 1.ss° C. (853° F.).
Da auf der Ostseite jener oben erwähnten Linie diese Differenzen so gering sind
und ein Grad des angewandten T’hermometers so klein ist, dass die geringen Unter-
schiede leicht Ablesungsfehlern zugeschrieben werden können, — besonders wenn
man berücksichtigt, dass 16 von den 27 Beobachtungen bis auf 0.16° C, mit einander
übereinstimmen, indem sie nur innerhalb der Grenze von l.7s und 1.24° C. sich be-
wegen, und dass diese 16 Beobachtungen nicht etwa auf einen besonderen Bezirk
beschränkt, sondern über den ganzen östlich von jener Linie liegenden Theil
des Nordatlantischen Oceans zerstreut sind, — so ist gleichfalls die Annahme
gerechtfertigt, dass in diesem Theil des Atlantischen Oceans die Bodentempera-
tur in Tiefen über 3660 Met. gleichförmig 1.83° C. (35.3° F.) ist.
Achnliche Ergebnisse, wie diese, hat die Deutsche Fregatte „Gazelle“ in
dem östlichen Theil des Südatlantischen Oceans östlich von einer Linie zwischen
Tristan da Cunha und Ascension erhalten.!) Die Bodentemperaturen der „Gazelle“
sind aber etwas höher, als die von uns im östlichen Theil des Nordatlantischen
Oceans erhaltenen; sie sind aber wahrscheinlich nicht für den Druck corrigirt
gewesen. Sollte dies letztere der Fall sein, so würden sie, wenn sie für den
Druck corrigirt würden, fast ganz identisch mit den von uns in dem östlichen
Theil des Nordatlantischen Oceans erhaltenen Temperaturen sein.
Zwischen der Insel Tristan da Cunha und dem Cap der guten Hoffnung
sind vier Lothungen von mehr als 3660 Met. (2000 Faden) Tiefe erhalten worden;
sie zeigten sämmtlich eine niedrigere Bodentemperatur. Diese bewegte sich in
den Grenzen zwischen 0.5 und 1.1° C. (32.9 und 34° F.) und betrug im Mittel
O.83° C, (33.5° F.). . Es ist also hiernach als nahezu gewiss anzunehmen, dass
die gleichförmige Bodentemperatur von 1.83° C. (35.3° F.), welche in dem ganzen
östlichen Theil des Atlantischen Oceans stattfindet, sich nicht weiter südlich
erstreckt, als bis zu einer Linie, die man sich zwischen Tristan da Cunha und
dem Cap der guten Hoffnung gezogen denken kann.
') s. „Ann. d, Hydr.“, 1875, pag. 71, und die dazu gehörige Tabelle II, sub 3, Temperatur-
curve No. I—YIIL