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gerathen kann, da sich dieselben schon vorher durch die Entfärbung des Wassers
kennzeichnen,
Von Februar bis zu Ende des SW-Monsums setzt eine starke südöstliche
Strömung 15—45 Seem. den Tag. Viele Schiffe sind deshalb schon auf diesen
Bänken gestrandet, weil die Schiffsführer auf diese Strömung nicht genügend
Rücksicht genommen und auch das Loth nicht genügend gebraucht haben.
In Bezug auf die Gezeiten zu Kurrachee (s, diese Annal. a. a. 0.) theilt die
„Hydr. Not.“ No. 37 noch mit, dass diese einer grossen täglichen Ungleichheit
unterworfen sind, welche die Zeiten des Hochwassers zuweilen um den Betrag
von 1!/zg—2 Stunden beschleunigen oder verzögern, und die Fluthhöhe um 0.3 Met.
und noch mehr vermehren oder vermindern können. Fluthtabellen (Tide tables)
für den ITafen von Kurrachee werden von Seiten des Staatssecretairs für Indien
veröffentlicht.
6. Die Sandbänke des Flusses Min an der Ostküste von China!)
sind nach einer Mittheilung des Commandanten S. M, S. „Luise“, Corv.-Capt.
Dittmar, vielfachen Veränderungen unterworfen; sie stehen unter Controle
eines Hafencapitains, eines geborenen Amerikaners, welcher diese Sandbänke
von den Lootsen häufig nachpeilen lässt. Hierbei hat sich herausgestellt, dass
die Karte (Tit. XI No. 49) bis zur „Pagoda anchorage“ (Pagoda Rhede) nicht
mehr richtig ist; so haben sich z. B. die engsten Stellen bei dem. „middle ground“
und bei der Spiteful-Insel gänzlich geändert.
Der Fluss Min selbst ist für Fahrzeuge über 2,4 Met. Tiefgang Lootsen-
wasser, scheint sich aber nach Aussage des Hafenmeisters von Pagoda anchorage
ab bis zum Ausfluss des Min zu vertiefen. Oberhalb von Pagoda anchorage
sind die Sandbänke in fortwährender Bewegung. Das Wasser steigt an diesen
Stellen höchstens um 2.1 Met. grössere Schiffe können daher nicht weiter als bis
nach Pagoda anchorage gehen und selbst für Kanonenboote von 1.s—2.4 Met. Tief-
gang ist es nur bei Springfluth möglich, bis dicht vor die Stadt Foochow zu gelangen,
wo der Fluss ein langes, tiefes Loch von 4.6 Met. Tiefe sich gebildet hat (vgl.
„Ann. d. Hydr.“ 1876, pag. 150). Da Foochow für den Im- und Export jetzt
ein sehr wichtiger Handelsplatz geworden ist, und in dieser Beziehung nächst
Shanghai den ersten Rang einnimmt, so ist die Hinderung der Communication
auf der genannten Wasserstrasse eine für den dortigen Verkehr sehr lästige
essel.
7. Die chinesische Werft zu Foochow hat nach einer Mittheilung
des Corv.-Capt. Ditmar, Commandant S. M, S. „Lwise“, zwar nicht ganz die
Ausdehnung der Werft zu Shanghai, ist aber in grösserem Aufschwung begriffen,
als diese. Während letztere unter der Leitung von zwei chinesischen Directoren
and 10 Aufsehern steht und gegenwärtig nur 1000 (früher 3000 Arbeiter) beschäftigt,
nd obwohl auf ihr nicht nur Schiffe gebaut, sondern auch Kanonengiessereien,
Gewehrfabriken u. s. w. hergestellt werden, beschäftigt man sich auf der Werft zu
Foochow nur mit Schiff- und Maschinen-Bau, und zwar mit wachsendem Erfolg.
Die Werft ist im Jahr 1867 von dem französischen Linienschiffslieutenant
Giquel gegründet und steht gegenwärtig noch unter der Direetion desselben.
Die Zahl der auf dieser Werft beschäftigten Arbeiter hat sich von 1000 im
Jahre 1870 (seit dem Besuche derselben durch K. von Scherzer,?) Erstem Beamten
bei der österreichisch-ungarischen Expedition der beiden Schiffe „Donau“ und
„Erzherzog Friedrich“ auf 1700, und die Zahl der dort erbauten Schiffe
von 8 (5 Kanonenboote und 3 Transporischiffe) auf 16 Kriegsschiffe von ca.
5—800 Tons vermehrt. 3 Kriegsschiffe standen zur Zeit des Besuches des
Capt. Ditmar im November 1876 auf Stapel und zu einem neuen eisernen
Transportschiff von 800 Tons wurden gerade die Rahmen gelegt, Zur Be-
wachung der Werft, der Schiffe und des Materials waren 500 chinesische
Soldaten unter Waffen. Diese wohnen nach ihrer Gewohnheit und Sitte in
kleinen chinesischen Trümmerbuden, welche wie Sechwalbennester an die
1) Vgl. „Ann. d. Hydr.“ 1876, pag. 95, 149 u. 175; „The China Sea Directory“ Vol. IIL
(1874) pag. 268 ff.
2) s. Fachmännische Berichte über die österreichisch-nngarische Expedition nach Siam, China
und Japan (1868—1871). Von Dr. K. von Scherzer, Stuttgart 1872, pag. 272.