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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 5 (1877)

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sö verursacht er ein dumpfes Rauschen und giebt dem Wasser eine eigenthüm- 
liche hüpfende Bewegung. Kommt der Ring näher, so sieht man, wie leichtes 
(tewölk das schwerere umkreist, man hört in der Takelage ein sonderbares 
Sausen und Heulen, der Wind erreicht aber höchstens die Stärke 6 und hält 
länger an, wie bei der ersteren Art der Erscheinung, 
Viel grossartiger und heftiger sind diese Phänomene in den tropischen 
Gewässern Üstasiens, ganz besonders im südlichen Theil der China See, ein- 
schliesslich des Golfs von Siam und der Sul See; südlich von Java lösen sie 
sich oft in Wasserhosen auf, unweit der Küsten ist das Eintreten der Landbrise 
häufig von Ringböen der zweiten Art mit sehr grossem Durchmesser und von 
Gewittern begleitet. Man muss zum öfteren in jenen Gegenden am Rande. der 
Böen erster Art oder zwischen zwei gleichzeitig auftretenden gewesen sein, 
bezw. ihnen aus dem Wege gesteuert haben, um wirklich zu glauben, welche 
abgeschlossenen, zuweilen nahe stationären Wolken und Gewittermassen sich 
lort lagern, — man muss dort mehrfach in solcher Bö gewesen sein, um sich 
selbst zu überzeugen, dass die Erzählung von Gewittern, in denen jede denkbare 
Klektrieitätsentladung, jeder mögliche Schall des Donners gleichzeitig vorhanden 
ist, kein Märchen sei, — dass wirklich Sturzregen vorkommen, welche Segel 
zerreissen und das stehende Tauwerk so stark einkrimpen machen, um Taljereepen 
zu brechen oder die Langssadlingen der Untermasten zu sprengen, — dass 
andlich ruckweise bald Windstille, bald leichte angenehme Brise, bald orkan- 
artiger Sturm herrscht und doch einen Augenblick vorher keinerlei Anzeichen 
vorhanden war, aus welcher Richtung und wie stark der Wind kommen würde. 
Nach Berichten und Beschreibungen aus Westindien, dem Golf von 
Guinea, dem arabischen, bengalischen Meer und den Monsungegenden des Stillen 
Oceans trifft man dort ganz ähnliche Meteore. 
Solche Beschreibung nützt zwar dem Seemann zur Vorbereitung auf 
derartige Ereignisse, skizzirt aber nur die äussere Erscheinung und den Eindruck 
auf unsere Sinne, sie giebt keine bestimmbaren Grössen und bietet nur geringen 
Anhalt zur Lösung folgender Fragen: 
Welche Umstände müssen zusammentreffen, um‘ das Auftreten und Auf- 
hören einer solchen Erscheinung zu veranlassen? 
Welche sind die Einzelheiten der Beschaffenheit eines solchen Meteors 
von Beginn seiner Bildung an, bis zum vollendeten Uebergang in die gewöhnlichen 
metcorologischen Verhältnisse der Umgebung? 
Es sind bisher so wenige Beobachtungen dieser Erscheinung veröffent- 
licht und der Prüfung zugängig gemacht worden, dass diese Lösung noch nicht 
angestrebt werden kann; wie wenig aber selbst das vorhandene Material zu 
solchen Specialzwecken genügen mag, können folgende drei Berichte zeigen, 
von denen einer mir erst kürzlich mitgetheilt wurde und zwei von mir selbst 
herrühren. Eine Kritik besonders der letzteren wird zeigen, wie leicht man 
einige Lücken ergänzen kann, wie gross aber auch die Unsicherheit von Schlüssen 
ist, welche man auf einzelne Beobachtungen baut; da man mit einer Kritik der 
eigenen Fehler Niemandem zu nahe tritt, so wird sie hoffentlich Schiffsführer 
in den Stand setzen, der Wissenschaft, sich selbst und ihren Berufsgenossen in 
Jieser Richtung nützlich zu sein. 
I. Die Deutsche Bark „Zno“ aus Hamburg, Capt. J. H. Bannau befand 
sich am 20, Januar 1872 auf der Reise von Foochow nach Falmouth in 2° 53' 
Süd-Br. und 19° 49‘ West-Lg. v. Greenw. Der SE-Passat hatte schon am 
Morgen dieses Tages aufgehört, veränderliche Winde und böiges Wetter hatten 
sich eingestellt. Nachmittags gegen 2* wehte mässige Brise von SSW bei be- 
leckter Luft, voraus zog sich Gewölk dicht zusammen, man erwartete deshalb 
von dort, oder bei Annäherung an die Wolkenmasse, stärkeren Wind und traf 
dio nöthigen Vorsichtsmassregeln, Sobald man in dies dichte Regen strömende 
Gewölk gelangte, kam der Wind plötzlich von Nord mit Stärke 5, darauf folgte 
ein ca. 10 Minuten anhaltender Windstoss von NE—Ost mit Stärke 7 und trieb 
das Schiff schnell nach NW. Als diese Bö vorüber war, wurde es flau und 
ganz still, der Regen hörte auf, eine dichte, dunkle, sehr niedrige und scheinbar 
stillstehende Wolke bedeckte den Himmel, rund herum beschränkten dichte 
Nebel und Dunstmassen, welche mit grosser Schnelligkeit über Nord, Ost. Süd und
	        
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