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sö verursacht er ein dumpfes Rauschen und giebt dem Wasser eine eigenthüm-
liche hüpfende Bewegung. Kommt der Ring näher, so sieht man, wie leichtes
(tewölk das schwerere umkreist, man hört in der Takelage ein sonderbares
Sausen und Heulen, der Wind erreicht aber höchstens die Stärke 6 und hält
länger an, wie bei der ersteren Art der Erscheinung,
Viel grossartiger und heftiger sind diese Phänomene in den tropischen
Gewässern Üstasiens, ganz besonders im südlichen Theil der China See, ein-
schliesslich des Golfs von Siam und der Sul See; südlich von Java lösen sie
sich oft in Wasserhosen auf, unweit der Küsten ist das Eintreten der Landbrise
häufig von Ringböen der zweiten Art mit sehr grossem Durchmesser und von
Gewittern begleitet. Man muss zum öfteren in jenen Gegenden am Rande. der
Böen erster Art oder zwischen zwei gleichzeitig auftretenden gewesen sein,
bezw. ihnen aus dem Wege gesteuert haben, um wirklich zu glauben, welche
abgeschlossenen, zuweilen nahe stationären Wolken und Gewittermassen sich
lort lagern, — man muss dort mehrfach in solcher Bö gewesen sein, um sich
selbst zu überzeugen, dass die Erzählung von Gewittern, in denen jede denkbare
Klektrieitätsentladung, jeder mögliche Schall des Donners gleichzeitig vorhanden
ist, kein Märchen sei, — dass wirklich Sturzregen vorkommen, welche Segel
zerreissen und das stehende Tauwerk so stark einkrimpen machen, um Taljereepen
zu brechen oder die Langssadlingen der Untermasten zu sprengen, — dass
andlich ruckweise bald Windstille, bald leichte angenehme Brise, bald orkan-
artiger Sturm herrscht und doch einen Augenblick vorher keinerlei Anzeichen
vorhanden war, aus welcher Richtung und wie stark der Wind kommen würde.
Nach Berichten und Beschreibungen aus Westindien, dem Golf von
Guinea, dem arabischen, bengalischen Meer und den Monsungegenden des Stillen
Oceans trifft man dort ganz ähnliche Meteore.
Solche Beschreibung nützt zwar dem Seemann zur Vorbereitung auf
derartige Ereignisse, skizzirt aber nur die äussere Erscheinung und den Eindruck
auf unsere Sinne, sie giebt keine bestimmbaren Grössen und bietet nur geringen
Anhalt zur Lösung folgender Fragen:
Welche Umstände müssen zusammentreffen, um‘ das Auftreten und Auf-
hören einer solchen Erscheinung zu veranlassen?
Welche sind die Einzelheiten der Beschaffenheit eines solchen Meteors
von Beginn seiner Bildung an, bis zum vollendeten Uebergang in die gewöhnlichen
metcorologischen Verhältnisse der Umgebung?
Es sind bisher so wenige Beobachtungen dieser Erscheinung veröffent-
licht und der Prüfung zugängig gemacht worden, dass diese Lösung noch nicht
angestrebt werden kann; wie wenig aber selbst das vorhandene Material zu
solchen Specialzwecken genügen mag, können folgende drei Berichte zeigen,
von denen einer mir erst kürzlich mitgetheilt wurde und zwei von mir selbst
herrühren. Eine Kritik besonders der letzteren wird zeigen, wie leicht man
einige Lücken ergänzen kann, wie gross aber auch die Unsicherheit von Schlüssen
ist, welche man auf einzelne Beobachtungen baut; da man mit einer Kritik der
eigenen Fehler Niemandem zu nahe tritt, so wird sie hoffentlich Schiffsführer
in den Stand setzen, der Wissenschaft, sich selbst und ihren Berufsgenossen in
Jieser Richtung nützlich zu sein.
I. Die Deutsche Bark „Zno“ aus Hamburg, Capt. J. H. Bannau befand
sich am 20, Januar 1872 auf der Reise von Foochow nach Falmouth in 2° 53'
Süd-Br. und 19° 49‘ West-Lg. v. Greenw. Der SE-Passat hatte schon am
Morgen dieses Tages aufgehört, veränderliche Winde und böiges Wetter hatten
sich eingestellt. Nachmittags gegen 2* wehte mässige Brise von SSW bei be-
leckter Luft, voraus zog sich Gewölk dicht zusammen, man erwartete deshalb
von dort, oder bei Annäherung an die Wolkenmasse, stärkeren Wind und traf
dio nöthigen Vorsichtsmassregeln, Sobald man in dies dichte Regen strömende
Gewölk gelangte, kam der Wind plötzlich von Nord mit Stärke 5, darauf folgte
ein ca. 10 Minuten anhaltender Windstoss von NE—Ost mit Stärke 7 und trieb
das Schiff schnell nach NW. Als diese Bö vorüber war, wurde es flau und
ganz still, der Regen hörte auf, eine dichte, dunkle, sehr niedrige und scheinbar
stillstehende Wolke bedeckte den Himmel, rund herum beschränkten dichte
Nebel und Dunstmassen, welche mit grosser Schnelligkeit über Nord, Ost. Süd und