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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 5 (1877)

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Die bogenförmigen Böen („arched squalis‘“) der Passatgrenzen und 
der Gegenden, in welchen die Monsune mit geringer Stärke und 
mit Unterbrechungen wehen. 
Von Capitain A. Schück in Hamburg, 
In allen Gegenden der Erde, in welchen die Stärke der Passate und 
Monsune nachlässt, an der Grenze dieser Windsysteme und im Bereich der 
leichten westlichen Winde, welche die Ausläufer der Passate bilden, häuft sich 
der von ihnen herbeigeführte Wasserdampf in grossen Massen an, die selbst 
ein aufsteigender Luftstrom nicht beseitigen kann, Dieser Dunst ist in solchen 
Gegenden nicht gleichmässig vertheilt, sondern es bilden sich sehr häufig theils 
zuf dem Meere selbst, theils in geringer Höhe über dessen Oberfläche ring- 
förmige Wolkenlager, welche bald eigene Bewegung haben, bald von der herr- 
zchenden leichten Brise weiter geschoben werden, zuweilen aber auch stationär 
sind !). An der Vorder-, d. h. der dem Winde entgegengesetzten Seito solcher 
Erscheinungen zeigen sich oft heftige Gewitter, zu anderen Zeiten ist keine 
Spur von Gewitter vorhanden, manchmal entladen sich in ihnen bedeutende 
Regenmassen, man kennt aber auch solche ohne Regen, ebenso schwankt die 
Windstärke zwischen 9 und 3 der internationalen (Beaufort-) Scala. 
Die englischen Seeleute haben diesen Phänomenen den Namen „arched 
squalls“ (bogen- oder ringförmige Böen) beigelegt; ihr Verlauf ist zwar nicht 
überall auf der Erde gleich, zeigt aber in verschiedenen Meerestheilen 
manche Aehnlichkeit. Im Atlantischen Ocean ’treten diese Böen ungefähr in 
folgender Weise auf: 
An irgend einer Stelle windwärts vom Beobachter wird der Dunst über 
dem Wasser dichter, es bilden sich nicht nur unmittelbar über dieser Stelle 
sompacte Wolkenmassen, sondern in ihrer Nähe vereint sich auch der Wasser- 
dampf zu leichterem Gewölk, das nach ihr hin zieht; das Aussehen der ganzen 
Erscheinung wird aber nicht einer Wasserhose, d. h. einem Trichter ähnlich, 
sondern einem Pilz mit sehr hoher Kappe ohne Stiel, aber mit einem Unter- 
gatz von äusserst lockerer Masse. Die Farbe der Wolken ist bei Tage und bei 
Nacht oben ein helles, fast grelles Weiss, sie geht nach unten allmählich in tiefes 
Schwarz über, und wird an der Grenze des ÖOber- und Untertheiles wieder ein 
schmutziges Dunkelgrau. Aus dem zerrissenen Dunst bricht am Tage die Sonne 
stechend hervor, bei Nacht unheimlich funkelnd die Sterne und Spiesse zeigend; 
sin leichter Luftzug fächelt täuschend nach jener Masse hin, unter ihr wird es 
dunkler und immer dunkler, die Luft wird kalt, der Schall scharf und rein, 
zuletzt zeigt sich über dem Wasser eine schwarze Linie an der inneren Grenze 
der Wolkendecke, ein schwacher violetter Blitz zuckt zwischen ihr und der 
Meeresfläche hin, und von nun an scheint ein mächtiger Ring, der sich mehr 
and mehr erweitert und über welchem sich eine gewaltige Wolkenmasse höher 
ınd höher aufthürmt, nach dem Beobachter hin sich auszudehnen. In geringer 
Entfernung vor diesem Ring wird es todtenstill, dann bricht ein Gewitter los, 
Jessen Blitze ausser dem grellen, einen Zickzack beschreibenden Strahl, noch 
phosphorähnlich leuchtende Funken durch die ganze Atmosphäre zu sprühen 
scheinen, Donner lässt sich in betäubenden Schlägen hören, und selbst ein 
circa 12 Stunde anhaltender Sturm vermag den Sturzregen nicht vor sich her 
zu jagen. 
Von weniger Wind begleitet, ohne Gewitter und manchmal auch olıne Regen 
aind diese Böen, wenn leichtes Gewölk eine dunklere, compacte Masse umgiebt, 
and einen Ring, mit einem scheinbar umgebogenen Rand, bildet. Solche Wolken- 
anhäufungen ziehen höher über dem Wasser wie die vorigen, unter ihnen 
zeigt sich der Dunst schwärzlich grau mit gelblicher Schattirung; fällt Regen, 
1) Vgl. Findlay’s North Atlantic Memoir. 13. edit. 1873, pag. 828, wo aber nur sehr dürftige 
Notizen über diese sogen. „arched squalis“ gegeben sind, WUeberhaupt sind die Nachrichten über 
Jiese See-Tornado’s oder Tornado- Cyelonen, wie sie Piddington nannte, noch sehr spärlich, und 
vielfach zerstreut aufzufinden, so dass jede genauere Beschreibung einer solchen Erscheinung, wie 
sie uns hier in mehreren Beispielen geboten wird, von grossem Interesse für die Theorie der 
Wirbelstürme ist und der Beachtung der Meteorologen und Physiker zu empfehlen sein dürfte. 
A. dad. R.
	        
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