1927
Während der Morgenstunden waren die Berge und das hohe Land deutlich
sichtbar, aber schon von Morgens 10 Uhr an bis zur Nachtzeit hüllte sich das
Land in dichte Wolken, so dass jede Orientirung unmöglich wurde.
5. Corintho (Realejo) an der Westküste von Nicaragua.*) Der ausführ-
lichen Beschreibung dieses Hafenplatzes von Capt. Dinklage im zweiten Bande
der Seehäfen von Jülfs und Balleer (pag. 28) ist noch hinzuzufügen, dass jetzt
jedes Schiff, welches an der Küste von Nicaragua ladet, zwei Zollbeamte an
Bord zu nehmen hat, die nebst freier Beköstigung monatlich 35 Dollars er-
halten. Der grosse Baum auf Cardon Island, eine wichtige Landmarke, ist am
23. Mai 1876 während eines heftigen Chubasco’s umgeweht. Ein im Jahr 1872
angepflanzter Baum ist übrigens schon ziemlich herangewachsen und wird bald
die Stelle des umgestürzten Baumes vertreten können. Zudem ist der im Jahre
1875 fertig gestellte Leuchtthurm von Corintho ein ausgezeichneter Führer.®)
Er steht in 12° 27.9‘ Nord-Br. und 87° 7.3‘ West-Lg. auf einer kleinen
Felsenerhöhung zwischen der wirklichen und der sogenannten falschen Hafen-
einfahrt. Erstere befindet sich nördlich vom Leuchtthurm; ihre Mitte ist etwa
96 Met. von demselben entfernt. Der weiss angestrichene Leuchtthurm ist
10 Met. hoch und zeigt ein weisses, festes Licht, 19.5 Met. über der Meeresfläche
and ist 12—15 Seem. weit sichtbar. Trinkwasser erhält man in Lemon, 6—8
Seem. von Corintho entfernt, von wo es mit den eigenen Booten oder Lanschen
geholt werden kann.
6. Tamarinda. Nach den Mittheilungen des Capt. Schumacher ist
dieser, etwa 28 Seem. SEzE von Corintho liegende Ort ein Hauptplatz für das
Verladen von Cedernholz. Die nur aus einigen Hütten bestehende Niederlassung
liegt 6—8 Seem. landeinwärts an einem Fluss, der oberhalb der Mündung eine
Tiefe von 7.3 bis 11 Met, hat, aber in Folge einer grossen Sandbank bedeutend
eingeengt wird. Die Fluth erhöht das Flussniveau um 2,4 bis 3.6 Met. In
der 105 bis 120 Met. breiten Mündung des Flusses befinden sich zwei Riffe,
von denen das nördliche bei Hochwasser ganz unter Wasser liegt. Häufige
Lothungen bei Niedrigwasser ergaben nie weniger als 4.6 Met. Tiefe, der Grund
zeigte sich jedoch sehr unregelmässig und von felsiger Natur. Bei Spring-
Authen ist die Hinströmung sehr bedeutend. Nach der Ansicht des Bericht-
arstatters können Schiffe bis zu 6 Met. Tiefgang bei einiger Vorsicht unbesorgt
in den Fluss einlaufen und in Tamarinda die Ladung einnehmen. Besonders
gilt dies für die schlechte Jahreszeit, weil während dieser Periode das Ankern
ausserhalb der Flussmündung sehr gefährlich wird.
In der guten Jahreszeit ankert man vor dem Fluss in 11 Met. Tiefe,
und zwar so weit nach der Nordküste, bis man die Einfahrt offen hat. In der
schlechten Jahreszeit wird man sich der Mündung nicht so weit nähern dürfen.
Beabsichtigt ein Schiff in den Fluss einzulaufen, so wird es rathsam sein, zu-
nächst draussen zu ankern. Man lege dann einige Bojen aus und warte, bis die
Seebrise und das Hochwasser die Einfahrt begünstigen, Im Flusse selbst kann
man das Schiff entweder verteien oder es an den Bäumen befestigen. Im Jahr
1875 ist ein dänisches Schiff während der schlechten Jahreszeit ganz nach
Tamarinda aufgesegelt und hat dort die volle Ladung eingenommen. Ausser
Fleisch, welches einmal die Woche zu haben ist, ist an Proviantgegenständen
nichts vorhanden, Selbst das Trinkwasser ist nur mit grossen Schwierigkeiten
zu erlangen.
Auf der Küstenstrecke von Tamarinda bis Cap Desolada (12° 21‘ Nord-Br.
und 86° 59‘ West-Lg.) giebt es drei kleine Ladeplätze, von denen der mittlere,
San Martin, der wichtigste ist. Dieser liegt etwa 10 Seem. von Tamarinda
und besteht nur aus einer einzigen Hütte. Man ankert in Front dieser Hütte
auf 18.3 Met. Tiefe guten Ankergrund.
:) Vgl. „Ann. d. Hydr.“ etc. 1875 pag. 463; Findlay’s North Pacific Directory (1870)
pag. 49—55; Rosser-Imray North Pacific Pilot, Part. .X (1870) pag. 56—62.
2) S. „Nachr. f. Seef,“ 1875, No. 820 und Nachtrag zum II, Theil d. „Verz. d. Leuchtf£, aller
Meere“ 1876, Tit. I, No. 16 2a,