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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 5 (1877)

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jahin geht, Wasser aus dem Golf zu ziehen, gerade wie ein Windzug, der im 
rechten Winkel über die Mündung einer mit einer Flüssigkeit gefüllten Röhre 
hinweggeht, diese aus derselben herauszieht. Das Resultat hiervon ist, dass das 
Wasser im Golf von Guinea auf niedrigerem Niveau steht, als jenes westlich 
davon, wo das Bestreben beider Passate dahin geht, Wasser anzuhäufen, Sobald 
folglich die beiden Ströme in dem Gebiet der Windstillen sich treffen, ist das 
Wasser in der Lage nur der Wirkung der Schwere zu folgen und fliesst nach 
Osten in den Golf von Guinea.“ (Meteorology, Sea temperature etc. of the 
Atlantie. Journal of the R. U. S. J. Sitzung vom 4. April 1873, Conclusion 
4, Abschnitt.) ') 
Wenn nun auch noch andere Kräfte als der Südostpassat, so besonders 
die Centrifugalkraft, im Südatlantischen Ocean Wasserzufluss zum Aequator 
hervorbringen, so ist doch der letzte Theil obiger Erklärung besonders zu- 
treffend, denn einen eigentlichen Ausfluss aus dem Golf von Guinea giebt es 
nicht; das Wasser muss sich nach Süden hin ausbreiten und theilweise ver- 
dunsten, obgleich letzteres vielleicht nicht in bedeutenderem Maasse geschieht, 
da die Küste Afrika’s ihre Regenzeit hat, wenn der Oststrom am stärksten ist. 
Ferner ist in dieser Erklärung ein Grund enthalten, sowohl für die grosse Er- 
wärmung des Aequatorialstroms (Passatstroms) schon in 20° West-Lg., als 
auch für die zuweilen angetroffenen grossen Temperaturunterschiede weiter 
östlich davon. 
Unsere Reisedauer von Ushant bis zum Aequator betrug 37 Tage. Eine 
Analyse der Reise zeigt, das wir bis 30° Nord-Br. 13 Tage gebrauchten; von 
denen zwei mit Südweststurm nördlich von /inisterre und ein Tag mit südwest- 
lichen leichten Winden zwischen Madeira und den Canaren verloren gingen, 
Die Arbeit der Seewarte über die mittleren Schnittpunkte vom Kanal bis zur 
Linie giebt für diese Strecke im Monat Juni 12.1 Tage, im Mai 11.4 Tage als 
mittlere Reisedauer. Auf das letztere Resultat hat wohl der Frühjahrs-Ostwind 
etwas Einfluss. Von 30° bis 5° Nord-Br. hatten wir 16 Tage Reisedauer, also 
29 Tage von Ushant, die oben erwähnte Arbeit der Seewarte zeigt im Juni 
ebenfalls 29 Tage als mittlere Reisedauer bis 5° Nord-Br. Von 5° Nord-Br. bis 
zur Linie mussten wir 8 Tage gebrauchen, statt 4.3 Tage nach den mittleren 
Schnittpunkten. Unser dortiger langer Aufenthalt war nur Folge des noch nicht 
besonders entwickelt angetroffenen Südwestmonsuns. 
Der Nordoststrom ist im Stillengebiet des Aequators immer das schlimmste 
Uebel, weit schlimmer als Windstillen und Böen, besonders wenn er eine mehr 
nördliche Richtung einschlägt, was am häufigsten der Fall ist, wenn man sich 
otwas westlicher befindet und die Keilspitze erreicht hat, wo bald Nordost- 
wind, bald Südostwind mit einer Bö durchdringt, und der Südwestmonsun mit 
Nordwestböen abwechselnd seinen Anfang nimmt. Wir hatten in 4 Tagen 
209 Seem. Stromversetzung, wovon nur 30 Seem. Breitenunterschied nach Nord 
waren; unsere wirkliche Breitenveränderung war in diesem Zeitraum von 5° 2‘ 
bis 3° 46‘ Nord-Br., also 76 Seem.; dies macht mit dem Strom zusammen einen 
gesegelten Breitenunterschied von 106 Seem. aus, also nur die Hälfte der 
Stromversetzung! Nun denke man sich den Strom einige Striche nördlicher 
setzend, was mit einem zufälligen Nachlassen des Nordostpassats und, wie schon 
bemerkt, in westlicherer Stellung oft der Fall ist, und man wird gewahr werden, 
was es in solchem Fall heisst, in diesem Gebiet der Windstillen (Doldrums) 
sich zu befinden! 
Wir passirten den Aequator am 23. Juni in 25° 28‘ West-Lg. und trafen 
auch hier schon recht günstigen Passat. Im Juni ist dieses bis 10° Süd-Br. noch 
zewöhnlich der Fall. Die Schwierigkeit liegt dann südlich von letzterem 
Parallel und beweist eben den Satz, dass die Passate bei weitem nicht die be- 
ständigen Winde sind, für welche sie gewöhnlich gehalten werden; es gilt dies 
besonders für den Südostpassat an der Westseite des Atlantischen Oceans. 
Die Gebiete des niederen Luftdrucks, welche in höheren südlichen Breiten auf- 
treten, zuweilen selbst die Pamperos, oder deren Ausschiesser vom Laplata her, 
1) Vgl. hierüber noch „Ann. d. Hydr.“ etc., 1875, pag. 69; 1876, pag. 379 bis 381; ferner 
Krümmel: Die äquatorialen Meeresströmungen des Atlantischen Oceans ete,, 1876, pag. 24 ff, 
A. dd. R.
	        
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