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Koepang ist gegenwärtig nur ein mittelmässiger Schiffsausrüstungsplatz,
Frisches Büffelfleisch ist zu mässigem Preise zu haben, Wasser ist gut und aus
einer Wasserleitung leicht einzunehmen (sofern keine Brandung am Strande
steht); Seeprovisionen sind aber nur in geringen Quantitäten und nicht ‘in
der besten Qualität, viele Artikel gar nicht zu haben. Grössere Schiffs-
veparaturen sind nicht ausführbar. Es werden Borneo-Kohlen daselbst auf
Lager gehalten, welche einen Heizungswerth von ?/3 der englischen Newcastle-
Kohle besitzen und bei scharfem Feuern die Kosselbleche etwas angreifen.
Koepang wird gegenwärtig hauptsächlich von den an der Nordküste
Australiens kreuzenden Perlenfischer-Fahrzeugen während der todten Saison der
Perlenfischerei (April bis October) behufs Ergänzung ihrer Ausrüstung besucht.
Ein Postdampfer trifft von Batavia alle sechs Wochen ein. *)
Atapopo besitzt einen durch Riffe ziemlich gut geschützten, indess räum-
lich beschränkten Hafen, Grössere Schiffe können darin nur vermoort liegen.
Bei der Ansegelung von West kommt der Ort ‚selbst, d. h. ein pnar Häuser
desselben erst in Sicht, wenn man ziemlich davor ist. Indess ist schon in
grösserer Entfernung eine Flaggenstange sichtbar, unter einem scharfgratigen,
kurzen und steilen Bergrücken gelegen. Vorher sieht man die Hütten einzelner
südwestlich gelegener Dörfer, von denen das Atapopo nächste Bernuli ist.
Der Hafen hat von der Seeseite nur Schutz durch zwei unter Wasser be-
findliche Korallenriffe, zwischen denen der Eingang liegt. Das östliche dieser
Riffe brandet in der Regel, das westliche selten. Im Inneren des von den
Riffen gebildeten Bassins liegt eine Korallenbank, welche den Raum noch mehr
einschränkt. Auf dieser Bank steht gegenwärtig eine kleine weisse Bake. Die
leitende Marke für die Einsegelung ist ein weisses pyramidenähnliches Grab-
denkmal (einem im Kampfe mit den Eingebornen hier gefallenen holländischen
Seeoffizier gewidmet), welches in die Peilung S17°—18° O0 mw. zu bringen ist,
wobei es sich recht unter einer hochgelegenen Felsenschlucht oder Pass (Bato
Gadua) befindet und so gehalten werden muss. Diese Bank lässt man beim
Kinsegeln an Steuerbord und ankert, sobald ‚sie passirt ist, etwas westlich der
Einsegelungslinie auf 13 bis 15 Met. Wasser.
Von dem eigentlichen Orte sind von See aus nur die zwei Häuser des
niederländischen Boamten (Posthalter genannt) und der ihm unterstellten Poli-
zisten, zu sehen; das eigentliche fast nur von Chinesen bewohnte Dorf liegt im
Boden der hier von steilen aber zum Theil mit schöner Vegetation bekleideten
felsigen Bergen gebildeten Schlucht. Diese durchströmt ein Bach, welcher sich
in ein Vorbecken ergiesst und hier in einzelnen Theilen stagnirend, gesundheits-
schädliche Mangrove-Sümpfe bildet. Das Wasser des Baches, wo es, von den
Bergen kommend, in das Dorf eintritt, ist indess sehr gut, es darf nur nicht
aus der unteren Ansammlung genommen werden.
Von Provisionen würde hier allenfalls etwas Büffelfleisch und Früchte
zu haben sein. Kleinere Fahrzeuge finden noch genügende Wassertiefe und
Raum in der Flussmündung selbst. Der Handel dieses Platzes besteht VOrzugs-
weise in der Verschiffung von Sandelholz und wird von Chinesen betrieben,
In der Umgegend finden sich Kupfererze, die indess vorläufig nicht ausgebeutet
werdon.
Grössere Schiffe können im Südost-Monsun auf der Rhede in 73 Met.
Wassertiefe, das Grabdenkmal zwischen SSO und SzO peilend, ankern. Der
Meeresgrund steigt indess schr steil zu den Eingangsriffen an, von denen man
auf 73 bis 91 Met. Tiefe nur 2 bis 3 Kblg. abliegt.
Die Position des Grabdenkmals von Atapopo wurde auf 8° 59‘ 49“ Süd-Br.
und 124° 51‘ 8” Ost-Lg. bestimmt. Die Länge der englischen Karten stimmt
hiermit nahezu, dagegen varlirt die Länge in den holländischen Karten zwischen
124° 47‘ 6“ und 124° 49‘ 2“ Ost.
*) Die Länge von Koepang (Flaggenstange von Kort Concordia) ist nach den neuesten
Ermittelungen der niederländischen Regierung 123° 33‘ 39“ Ost (s, „Annal. d. Hydr.“ etc, 1875,
pag. 403). Die Breite ist 10° 9‘ Süd. A. d. R.