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1. Hafen Hoi-how (K'iung-chow) auf der Insel Hainan.!)
Segelanweisung. Von Hongkong nach Hoi-how führen zwei Routen,
von denen die eine die Binnen-Route (Inshore route) und die andere die directe
Route genannt wird.
Binnen-Route, Diese Route ist wegen der noch mangelhaften Vermessung
ziemlich gefahrvoll. Die Lothungen, welche in den vorhandenen englischen
Admiralitätskarten längs der Küste zwischen Macao und der zur Provinz Kuang-
fung gehörigen Halbinsel Lie-chow (Lien-chew) angegeben sind, weisen in
den meisten Fällen zu grosse Tiefen nach, besonders wo sich Sandgrund
vefinden soll. Die Karte von Imray, vom Jahre 1875, ist sehr ungenau und
anbrauchbar, denn seit dem Jahre 1870 ist nicht eine einzige Correctur auf der-
zelben. gemacht worden. Die Küstenlinie von Hainan ist in ihren Hauptpunkten
nur punktirt,' also als unbekannt bezeichnet, und die Küstenlinie in der Nähe
von Pak-hoi ist ganz falsch. Es ist deshalb selbst in Hinblick auf die eng-
lischen Admiralitätskarten eine neue, genaue Aufnahme höchst wünschens-
werth. Dor Ankerplatz von Now-chow, welcher ungefähr 5 Seem. breit
und sehr reich an Sandbänken ist, müsste unter allen Umständen neu aufge-
nommen werden, Zu gewissen Zeiten des Jahres ist es nothwendig, diesen
Ankerplatz anzulaufen, um einen Lootsen für Hainan an Bord nehmen zu
können, und die Ansegelung desselben macht grosse Vorsicht nöthig.
Die Schwierigkeiten der Schifffahrt von Now-chow nach Hoi-how sind
sehr bedeutend. Ein Schiff, welches das Hochwasser wegen Nebel oder aus
einem andern Gruude verpasst hat, muss einen ganzen Tag versäumen, da der
südliche "Theil des Ankerplatzes durch eine Sandbarre versperrt wird, auf
welche bei Hochwasser an der tiefsten Stelle kaum 5.5 Met. Wasser sich be-
finden. Schiffe mit mehr als 5 Met. Tiefgang können diese Barre nur bei
ruhiger See passiren. I. Br. M. S. „Egeria“, mit 4.4 Met. Tiefgang, berührte,
als sie den Dampfer „Anlan“ begleitete, auf welchem sich der britische Vice-
Consul für Hot-how befand, beim Passiren der Barre beinahe den Grund, da zu
der Zeit eine hohe Seo auf der Barre stand. Sobald man die Barre passirt
hat, dehnen sich Untiefen und Klippen, von welchen einige im Meeresspiegel
liegen, und die fast alle sich durch Brandung kennzeichnen, an jeder Seite des
Fahrwassers aus, und zwar so weit, bis man das Ende der Halbinsel Lie-chow
passirt hat.
Directe Route. Die soeben erwähnten Schwierigkeiten bei Benutzung der
Binnen-Route haben die Aufmerksamkeit der Seefahrer auf eine andere Route
ningelenkt. In allen Seekarten sind bei der NE-Spitze der Insel Hainan eine
Anzahl Sandbänke verzeichnet, die, wenn sie wirklich vorhanden wären, die
Schifffahrt in dieser Richtung nicht besser gestalten würde, als diejenige auf
der Binnen-Route. Der Zolldampfer „Hai-ching“ hat aber im Jahre 1868 nach-
gewiesen, dass wenigsteus einige dieser Bänke nicht vorhanden sind und
Mr. E. C. Taintor veröffentlichte diese Resultate in einem interessanten
Bericht über seine Rundfahrt um die Insel Hainan.
In diesem Berichte heisst es u. A.: „Die letzte Umsegelung der Insel
Hainan mit dem Schiffe „Hai-ching“ hat bewiesen, dass die Sandbänke, welche
nach den Karten eine Ansegelung der Insel Hainan von Osten her fast unmög-
‚ich machen, entweder nicht vorhanden oder in den Karten in falscher Lage
aufgeführt sind. Es unterliegt keinem Zweifel, dass, nachdem eine genügende
Vermessung dieser Stellen stattgefunden haben wird, die nach Hoi-how von
Hongkong oder den nördlich von Hoi-how gelegenen Küstenplätzen bestimmten
Schiffe einen directen Weg auf die NE-Spitze der Insel Hainan einschlagen
werden, anstatt wie bisher den gewundenen Weg auf der Innenseite der Insel Now-
chow und durch das beengte Fahrwasser zwischen dieser Insel und der Ostseite der
Halbinsel Lie-chow einzuschlagen. Die bei der NE-Spitze von Hainan liegen-
den Taya-Inseln sind hoch und deshalb gut anzusegeln; sie bilden für die von
Osten kommenden Schiffe ausgezeichnete Landmarken. Ungefähr in der
Mitte zwischen Hor-how und der NE-Spitze von Zainan, welche Hainan- Head.
benannt ist, liegt der 25 bis 30 Sccm. weit sichtbare Borg Seven-Star, auf
‚ne China sea Directory. Vol. II, 1868, pag. 371