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Aus den Reiseberichten S. M. Kbt, „Nautilus“, Corv.-Capt. Valois.
S. M. Kbt. „Nautilus“ hatte unter dem Commando des Corv-Capt. Valois
am 5. April den Hafen von Kiel verlassen, um die Reise nach den chinesischen
Gewässern anzutreten und sich den andern Schiffen S. M. auf der ostasiatischen
Station anzureihen. Am 19. Mai langte „Nautilus“ in Port-Said*) an, begab
sich von da in die türkischen Gowässer bei Constantinopel und Smyrna und
setzte am 5. August von Smyrna aus die Reise nach Ostasien fort.
Am 9. August erreichte „Nautilus“ zum zweiten Male Port-Said, passirte
am 11. und 12. August den Suez-Kanal und segelte von Swuez über Aden, Point
de Galle und Singapore nach Hongkong, wo er am 25. Septbr. eintraf,
Aus den vom Corv.-Capt. Valois eingesandten Reiseberichten theilen
wir nachstehende Bemerkungen und Beobachtungen mit:
1. Reise von Suez über Aden nach Point de Galle.
Während der ganzen Reise durch das Rothe Meer (Aug. 12—20) machte
sich ein leichter Weststrom bemerkbar. Wegen des engen Fahrwassers bei
Jebel-Zukur, und da es für ein fremdes Schiff stets bedenklich ist, dasselbe bei
dunkler Nacht zu passiren, ist die Errichtung von zwei Leuchtfeuern dringend
yeboten: eines im Norden auf Jebel-Zukur selbst und ein zweites auf einer
kleinen Insel südlich von Hanisch-Insel.
Auf der Route von Aden bis Point de Galle (Aug. 21 bis Sept. 1) traf
„Nautilus“ am 24/25. August in ungefähr 13° 40‘ Nord-Br. und 58° 46‘ Ost-Lg.
einen. starken Südsturm mit hohem Seegang an. Ks ist anzurathen, stets die
Passage nördlich von Sokotra zu wählen, da der Südwest-Monsun, welcher auch
aach allen Segelanweisungen in dieser Gegend gerade sehr stark auftritt, in
der Enge zwischen Cap Guardafui und Sokotra jedenfalls noch stärker wehen
dürfte. Man würde hier aber dann auch näher an den Wind gehen müssen und
den Strom quer ein bezw. etwas gegen an haben. Ein kleines Fahrzeug würde
bei obiger Route ausserdem, falls es zum Abhalten genöthigt wäre, Sokotra in
Lee haben, während der geringe Umweg kaum in Betracht zu ziehen ist.
Die Insel Minikoi (Lakkadiven) ?) ist so niedrig, dass es fraglich erscheint,
ob dieselbe selbst bei Mendschein während der Nacht zeitig genug gesehen
werden kann; von Westen segelnd muss man circa 5 Seem. von der Küste,
wegen der zahlreichen Korallenriffe abbleiben. Von den Anlagen eines Leucht-
thurms war nichts zu bemerken, während die Erbauung eines solchen, der für
die dortige Navigation für sehr erforderlich gehalten werden muss, schon seit
1870 projectirt ist.
Färbung der See. In der Nacht vom 25/26. August nahm die ganze
See, soweit sie um 11 Uhr Abends sichtbar war, eine milchweisse, glänzende
Tärbung an; der Strom kam aus südlicher Richtung. Die Färbung war so
'ntensiv, dass der Himmel völlig dunkel dagegen aussah. Gegen 2 Uhr Morgens
nahm das Wasser seine natürliche Färbung wieder an; die Temperatur war
dieselbe, wie an den vorhergehenden und folgenden Tagen zu dieser Zeit (11
bis 2 Uhr Nachts). Die ungefähre Lage dieser Stelle ist 12° 10’ Nord-Br. und
60‘ 40‘ Ost-Lg.?)
Point de Galle.*) Bei dem Einlaufen in den Hafen von Point de Galle
ist es gerathen, einen Lootsen zu nehmen, da der innere Hafen sehr klein ist
and jedem ankommenden Schiff ein bestimmter Platz angewiesen werden muss,
Jedes einlaufende Schiff muss sich mit beiden Bug-Ankern nach See zu (Süd)
nd recht achteraus verankern. Zu diesem Zweck liegen bereits grosse Boote
mit schweren Ankern und ca. 53 Centimet. (im Umfang) starken Kokos-Trossen
oereit. Der Heck-Anker wird, so wie das Schiff zu Anker liegt, an der Kiel-
'inie fallen gelassen und die Kokos-Trosse an Bord gegeben. Die Kosten be-
) Vgl. Ann. d. Hydr., 1876, pag. 304,
2) Findlay: Sailing Directions for the Indian Ocean, 3, edit, 1876, pag. 905. Taylor-Hors-
vurgh: The India Directory, Part I, pag. 586. Rosser-Imray : Indian Ocean Directory, pag. 589,
8) Auch S. M. S. „Elisabeth“ hat in der Nähe dieser Stelle eine eigenthümliche Färbung der
See bemerkt. Vgl. Hydr, Mitth., 1874, pag. 230.
4) Hydr. Mitth., 1874, pag. 229. Findlay a. a. O. pag. 9835. 'Tayvlor-Horsburgh a. a, O, pag,
430. Rosser-Imray a. a. O0. pas. 427.