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Die Coefficienten b und c, welche den Einfluss der Temperatur ausdrücken,
sollten durch eine vorgängige Untersuchung an Land im Observatorium bestimmt
sein, die Factoren a und d lassen sich, da sie auf See ebenfalls andere Werthe
annehmen als an Land, nur durch mehrfache Bestimmungen des Ganges im
Laufe einer Reise bestimmen. Für die Constante go kann man den auf 15° C.
reducirten Gang aus der Gangbestimmung zwischen dem Abgangshafen und dem
ersten angelaufenen Hafen annehmen. Derselbe gilt für das in der Mitte dieser
Zeit liegende Datum, welches dann die Epoche 'L ist.
3. Die im Vorhergehenden angedeuteten Rechnungen können ohne zu
grosse Ansprüche an die Zeit des Observationsoffiziers zu machen, auch wäh-
rend der Seereise gemacht werden, da es nur auf die Bestimmung der Coeff-
zenten a und d hinauskommt, welche, wie wir oben gesehen haben, sich aus 2
einfach zu bildenden Gleichungen ableiten lassen, es dürfte indess für die blosse
Navigation das einfachere Verfahren ausreichen, von Hafenplatz zu Hafenplatz mit
Jem (auf 15° reducirten) Gange zu rechnen, welcher sich aus den Zeitbestim-
mungen an gut bestimmten Orten ergiebt, wobei stets die Temperatur-Correction
nach der für diesen Zweck den Chronometern beigegebenen Formel und Tafel
in Rechnung zu ziehen ist.
Bemerkungen zu den Regeln für das Manövriren in Wirbelstürmen.
(Mit zwei Diagrammen.)
fs ist in dieser Zeitschrift schon zu verschiedenen Malen Gelegenheit
zenommen worden, die Aufmerksamkeit auf die neuesten Krgebnisse der
Forschung über die Wirbelstürme der "Tropen zu lenken.') Diese Ergebnisse,
welche nur schrittweise, aber in immer bestimmterer Form die seit dreissig
Jahren adoptirte Kreistheorie der Cyclone modificiren, haben wiederum in der
allerletzten Zeit vielfach Bestätigung gefunden.
Redfield, Thom und Piddington bemerkten wohl, dass der Wind in
zinem Wirbelsturm nicht genau im Kreise, sondern mehr nach dem Centrum zu
weht, doch hielten sie dafür, dass dieser Umstand gegen den Werth leicht zu
‚ehandelnder Regeln nicht in Betracht käme und nicht von ernster praktischer
Bedeutung sei. Erst in dem vom Direktor des meteorologischen Amtes zu
London, Robert Scott, verfassten Barometer Manual von 1871 wurde auf
Jiesen Umstand als die praktischen Regeln modificirend, hingewiesen, „da in
gefährlicher Position ein Strich von Bedeutung sein könne“. — Bei der Unter-
suchung von Orkanen im bengalischen Meerbusen gab Willson i. J. 1872 die
Regel, dass das Sturmcentrum nicht acht Strich sondern zehn Strich von der
Windrichtung zu suchen: sei. Im Jahre 1873 erschien in den Monthly notices
ler meteorologischen Gesellschaft zu Mauritius die wichtige Arbeit Meldrum’s,
welche unter dem Titel „Notes on the form of cyclones in the Southern Indian
Ocean ete.“ vom Meteorologischen Ami zu London verbreitet wurde. In dem
semerkenswerthen Vorwort, mit welchem Director Scott die Schrift einführt,
heisst es: „Bei Betrachtung der Diagramme muss der Seemann erkennen, dass
Jie Windrichtung und der Ort des Centrums zeigen, wie sehr gefährlich die
Annahme ist, dass das Sturmecentrum immer nahe im rechten Winkel von der
Windrichtung‘ liege, denn es werden verschiedene Beispiele gegeben, aus welchen
1ervorgeht, dass man mit dem Rücken gegen den Wind gekehrt beinaho
nach dem Centrum hinsieht, namentlich, wenn der Wind aus der Richtung SE
bis NE weht.“
Im vorigen Jahre hat nun auch Willson die von ihm für die Auf-
suchung des Sturmcentrums festgesetzten zehn Strich auf zwölf und dreizehn
Strich vom Winde erweitert (s. diese Annalen pag. 156), und im Mai d. J. ist
eine kleine Schrift von W. H. Rosser erschienen: „The law of storms consi-
dered practically“, worin der Verfasser auf Grund der obengenannten Autoritäten
allgemein gültige Regeln nach der Spiraltheorie für die bisher angenommenen
der Kreistheorie zu substituiren sucht. In der Wissenschaft ist die Art der
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') Hydr. Mitth, 1873 S, 275 und S. 287, 1874 S. 27 ff. Annalen d. Hydrogr. etc, 1876
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