suchung kann nur geführt werden, wenn dabei alle drei Elemente des Erd-
magnetismus gleichmässig berücksichtigt werden. Begleitende Umstände, bei
welchen ein modificirender Einfluss auf den Werth der säcularen Aenderungen vor-
nehmlich gesucht werden kann, sind die magnetischen Störungen und die geolo-
gische Beschaffenheit des Beobachtungsortes.
Vorläufig aber lässt sich aus diesen Verhältnissen kein einziger brauch-
barer Schluss ziehen. Denn, wenn bei der Discussion Prager Beobachtungen
Kreil*) aus der Zusammenstellung der Monatsmittel zu dem Resultate kommt,
dass die dauernde Abnahme der Deklination durch häufige Störungen be-
schleunigt wird, 80 schliesst dagegen Böhm im 20. Jahrgang der Prager
Beobachtungen, dass die Abnahme in einem Störungsjahr langsamer vor sich
geht, als in anderen; eine Zusammenstellung der jährlichen Abnahme mit der
Zahl der Störungstage lässt keinen Zusammenhang erkennen, z. B.:
Jährliche Abnahme der
Jahr Deklination zu Prag
1859-—60
1L860—61
1861—62
1862 — 63
1863—64
1864—65
L865—66
Ss
ad:
Jahr
<enzahl der Differenz
törungstage
L860 138
1861 9 29
‚862 B jo
1864 114
1865 124 N
{866 100
Wenn man nun der geologischen Beschaffenheit des Beobachtungsplatzes
einen Einfluss auf die Verzögerung oder Beschleunigung der säcularen Aende-
rungen zuschreiben will, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass die magnetischen
Störungen einen ausgleichenden Einfluss auf diesen Gang der Aenderungen
ausübt. Dass eine solche Ausgleichung überhaupt stattfindet, erscheint zweifellos,
wenn man die abweichenden Schwankungen der einzelnen Jahre mit den Mittel-
zahlen einer längeren Periode zusammenstellt, wie die folgende Tabelle zeigt:
Ort
Mittel der jähr- aus wie +
lichen Abnahme viel Jahren Periode
Greenwich
Paris
München
Christiania
Berlin
Prag
Pest
(4
05
29
1842.5—1874,5
"65
7/9
7.41
{47
1.’35
(94
"x
70
9 ”
20 1840—1870
34 1840-—1874
23.5 1850—1873.5
8.5 aus 1828.5—1874.5
6.‘z5 aus 1842,5—1874,5
7.‘ss nach der Angabe
von Wild.
14.5 1858.5—1872.5 Lamont 1858.
Petersburg
7!
9
Utrecht 7er
Diese Uebereinstimmung in der jährlichen Abnahme erscheint für die
Vorausberechnung der Deklination für einen nicht zu langen Zeitraum noch am
Günstigsten. Man ersicht zugleich daraus, dass es thunlich ist, ohne grossen
Fehler auch etwas weiter zurückliegende Beobachtungen mit hineinzuziehen,
vor Allem, dass die Arbeit Lamont’s von 1858 unter Beibehaltung seines für
die jährliche Abnahme angenommenen Werthes von 7.% noch jetzt ihren aus-
vezeichneten Werth für die Construction magnetischer Karten behält.
Stellt man die Isogonen von Europa zusammen, so übersicht man auch,
dass dieselben, sowohl jetzt, wie vor dreissig Jahren, einen ziemlich parallelen
von Nord nach Süd gerichteten Verlauf nehmen, was mit der Gleichmässig-
keit des Mittelwerthes sowohl als mit dem hohen Betrag desselben auch
insofern übereinstimmt, als diese Isogonen in Mitteleuropa einen ziemlich gleich-
-) Kreil: „Resultate aus zehnjährigen Beobachtungen zu Prag“