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der kalte südliche Strom, welcher längs den Küsten Afrikas läuft, unter die
Nberflächen-Trift taucht, welche in den Golf von Guinea hineinsetzt. Leider
haben der „Challenger“ und die „Gazelle“ in diesem Distriet nur im August
xelothet!), in der Höhe des südlichen Winters, wo das kälteste Oberflächen-
wasser nahe bei dem. Aequator gefunden wird. Die „Gazelle“ hat nahe bei der
Position unseres kältesten Oberflächenwassers im August eine unterseeische
Bodenerhebung gefunden und Capitain Freiherr von Schleinitz glaubt die
Ursache des kälteren Wassers in ca. 600 Faden (1097 Met.) dieser Bodenerhebung
zuschreiben zu können.) Allerdings kann eine solche untersceische Bodenerhe-
bung eine derartige Einwirkung ausüben. Aber wir finden andererseits. nicht,
dass in früheren oder späteren Monaten des Jahres hicr kaltes Oberflächenwasser
sich befindet, auch dürfte noch zu erforschen sein, ob die Temperatur der un-
;jeren Wasserschichten permanent ist. Vielleicht kann der -„Challenger“ hier-
iber bei seiner Heimreise einiges Licht verbreiten, da diese in die Frühlings-
Monate fällt und Lothungen zu dieser Jahreszeit, anstatt wie früher im August,
gemacht werden können. *)
Capitain von Schleinitz meint, der Guinea-Strom sei allein (?)*) der
Differenz des specifischen Gewichtes zuzuschreiben. Diese Differenz ist durch
die unten folgende Tabelle der specifischen Gewichte der verschiedenen in die-
sem Gebiete vorkommenden Strömungen für jeden Monat des Jahres allerdings
klar erwiesen. Obgleich aber die Differenz des specifischen Gewichtes, verbunden
mit der Menge des Regenniederschlages, einigen Einfluss auf die Strömungen
zusüben muss, so erscheint es nicht als wahrscheinlich, dass diese Ursachen den
ostwärts setzenden Strom hervorbringen, sondern vielmehr dass (wie oben
ausgeführt ist) die Passat-Winde, indem sie das Wasser von den Küsten Afrikas
hinwegtreiben, und die Configuration des Landes dabei mehr ins Spiel kommen.
Wäre die Differenz des specifischen Gewichtes die Hauptursache, so könnte
man erwarten, dass das Wasser nördlich und südlich nach denjenigen Theilen
des Meeres hinfliesse, wo das specifische Gewicht grösser ist und kein Regen
stattfindet, anstatt in den Meerbusen von Gwinea, wo Regen in grosser Mengo
4llt und die Flüsse während der Regenzeit viel süsses Wasser in die See führen.
Alle diese Untersuchungen zeigen uns, dass unsere Kenntniss dieses
Gegenstandes erst dann vollständig werden wird, wenn wir Reihen-Tomperaturen,
zu verschiedenen Jahreszeiten genommen, besitzen werden.”) Denn ausser den
oben angeführten Beobachtungen der „Gazelle“ wissen wir nur noch, dass der
„Challenger“ in einer Tiefe von 60 Faden (110 Met.) unter der Oberfläche am
Acquator im August eine Temperatur von 15°9 C, (61°s F.) gefunden hat;
wir fragen nun aber, welche Temperatur findet hier im April statt, Im August
st bei den Untersuchungen unseres Gebietes die Oberflächen-Temperatur des
Wassers unter dem Aequator geringer als 21°. C. (70° F.) gefunden worden,
während sie im April 27.2° bis 27.8° C. (81° bis 82° F.) beträgt.
Die westlichen Ströme unterscheiden sich nach dieser Tabelle nicht we-
sentlich von einander, doch scheint der von dem Südost-Passat beeinflusste etwas
specifisch schwerer zu sein. Sie sind in den Sommermonaten ihrer entsprechen-
den Halbkugel entschieden dichter, als in den Wintermonaten, besonders gilt
dies von der Strömung des Südost-Passates. Vielleicht hat dies darin seinen
Grund, dass in dem Sommer jeder Hemisphäre der betreffende Passat allein
weht, während keine Doldrums und Regen auftreten,
1) S. Hydrogr. Mitth, 1874 pag. 102—105; Ann. d. Hydr. etc, 1875 pag. 67—72 und Tabelle.
Vgl. die Lothungen und Reihen-Temperaturen S. M. S. „Gazelle“ im Süd-Atlantischen Ocean im
März 1876 dieses Heft pag. 368. A. d. R.
2) S. Ann. d. Hydr. etc, 1875 pag. 70.
3) Vom „Challenger“ sind hierauf bezügliche Beobachtungen noch nicht publicirt worden, wohl
ıber von S. M. S. „Gazelle“, s. dieses Heft pag. 366. A. d. R.
4) Vgl. dagegen Annal. d. Hydr. etc. 1875 pag. 69, wo es heisst: „Man kann nach diesen
Beobachtungen — wie Herr v. Schleinitz sagt — vielleicht schon jetzt mit einiger Bestimmtheit
»ehaupten, dass die Guinea-Strömung theilweise auf den Regen des Stillen-Gürtels und den Regen
und das Flusswasser von der afrikanischen Küste zurückzuführen sei.“ A. d. Rı
5) Hierauf hat auch schon Buchanan, der Chemiker am Bord des „Challenger“ in einer
Abhandlung „Ueber die senkrechte Wärmevertheilung des Wassers im Ocean“ aufmerksam gemacht,
welche der For. Secr. der Royal Svciety Prof. A. W. Williamson in der Sitzung derselben vom
7. Dezember 1874 vorgelegt hat (s. Proceedings of the Royal Society Vol. XXIII. No. 157 pag. 123
and Nature Vol. XI. No. 269 pag. 157). A. d. Rı