Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

380 
gerade sehr weit nach Norden hin sich ausdehnt, das Wasser von Afrika hin- 
wegtreibt und die Rückströmung veranlasst, mehr nach Nordost zu setzen. 
Diese Zeit ist zugleich die des tiefsten Winters der südlichen Halbkugel, wäh- 
rend welcher im Süden sehr heftige Weststürme wehen; diese treiben das 
Wasser gegen Süd-Afrika, und die nordwärts setzende Strömung desselben wird 
lurch den Südost-Passat unterstützt, welcher zu dieser Zeit bis nahe an den 
(0. nördlichen Parallel hinaufreicht. Capitain Nares bemerkt hierüber in sei- 
nem Bericht v. J. 1873 über die Arbeiten des „Challenger“: „Unsere Beob- 
achtungen deuten an, dass der breite und verhältnissmässig langsame Süd-Atlan- 
tische Trift-Strom, welcher vor den forigesetzt wehenden westlichen Winden 
ostwärts sotzt, sein Wasser wider die Westküsten von Afrika anhäuft und das 
Niveau des Meeres hinreichend erhöht, um den Agulhas-Strom zu verhindern, 
seinen Lauf fortzusetzen.“ Ks ist. gewiss Grund zu der Annahme vorhanden, 
dass dieser Zustand während des südlichen Winters mehr vorherrschend ist, 
wenn die westlichen Stürme heftiger sind und sich weiter nach Norden hin er- 
strecken, und dass dies die vermehrte Geschwindigkeit des äquatorialen Stromes 
verursacht. Da dieses kalte Wasser nordwärts setzt, so wird es von. der im 
Golf von Guinea von Ost nach West verlaufenden Küste aufgefangen und nach 
Westen hin abgelenkt (s. die Stromkarte in den „Admiralty Pilot Charts“), so 
dass in unserem Gebiete das kälteste Wasser dicht bei dem Acquator gefunden 
wird und die Wasser - Isothermen von Mai bis September, dem Laufe der 
Strömung folgend, nach Westen hin Ausbiegungen machen. Diese, nahe 
bei dem Aequator starke westliche Strömung scheint zusammen mit dem vor- 
herrschenden Südost - Wind zu bewirken, dass das Wasser aus dem Golf von 
Guinea hinausgedrängt wird, welches seinerseits durch einen starken, östlich 
setzenden Rückstrom, 4° nördlich vom Aequator, ersetzt wird. Diese Form der 
Rückströmung wird gewöhnlich bei den Uferspitzen reissender Ströme gefunden, 
wo ein Kissen von verhältnissmässig ruhigem Wasser zwischen dem schnellen 
Strom und dem Ufer liegt, mit einer Gegentrift zwischen dem Ufer und 
dem ruhigen Wasser. Ein wohlbekanntes Beispiel für diese Erscheinung 
Endet man nahe bei Fort Point bei Calcutta, 
Es scheint deshalb wahrscheinlich zu sein, dass die grössere Stärke des 
5stlichen Stromes während des nördlichen Sommers in unserem Gebiete von 
Jen eben erwähnten Ursachen herrührt; das Nichtvorhandensein des durch 
westliche Stürme an den Küsten von Nord-Afrika zu anderen Zeiten angehäuften 
Wassers, und der Mangel an Wasser an jener Küste, herrührend von der west- 
lichen Trift des Nordost-Passates dürften, zusammen mit der nördlichen Ausdehnung 
des Südost-Passates und der starken westlichen Strömung nahe bei dem Aequator, 
das Wasser aus dem Golf von Guinea hinauszudrängen trachten, und einen nord- 
ostwärts und in den Golf hineinsetzenden Rückstrom veranlassen. Der Guinea- 
Strom, sowie der längs der Küste von Süd-Afrika nördlich setzende Strom und 
auch der Agulhas-Strom finden ihre Analoga nahe bei Amerika, mit den von 
verschiedenen Umständen abhängigen Veränderungen (s. Wind- und Stromkarten 
der britischen Admiralität). 
Im Oktober wird Luft und Wasser im nördlichen Theile unseres Gebietes 
beirächtlich kälter, und die kälteste Stelle dieses Theiles wird abermals (wie 
im Januar bis Juni) in der nordöstlichen Ecke nahe bei der Küste Afrikas gefunden. 
In den Monaten Juli, August und September rückt diese kälteste Stelle weiter 
nach Westen. Zugleich setzt die Strömung nahe bei der Afrikanischen Küste 
in den Monaten Oktober und November sehr entschieden nach Süden, so dass 
man wohl annehmen kann, dass die Aenderung der Stelle der niedrigsten 
Temperatur zum Theil von der Strömung nahe bei der Westküste von Nord- 
Afrika herrührt, welche von Oktober bis Juni hauptsächlich südlich gerichtet ist. 
Alle ‚hier beobachteten See-Temperaturen sind nur an der Oberfläche ge- 
messen worden. Ohne Zweifel würden einige sehr interessante Thatsachen auf- 
gefunden werden, wenn Reihen-Temperaturen von der Oberfläche nach der Tiefe 
in Abständen von wenigen Faden in dem Theile des Meeres nahe an der Südwest- 
Küste von Nord-Afrika genommen würden, wo während unserer Winter- und Früh- 
lings-Monate innerhalb vier Breitegraden eine Differenz der Oberflächen-Tem- 
peratur von 4.°4 C. stattündet. 
Es ist die Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass in diesem Theil des Meeres,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.