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(pag. 213 ff.) „Oberflächen-Temperaturen in den Aequatorial-Gegenden des Atlan-
tischen Oceans“ benannt ist, hatte ich zwischen 10° Süd-Br. und 10° Nord-Br.
stündlich die Temperatur des Wassers messen lassen. Ich wollte dadurch einer-
seits die von Herrn Koldewey publicirten Tabellen durch neue Beiträge ver-
vollständigen, anderseits aber durch diese Temperaturmessungen die Grenzen des
Aequatorial- und des Guinea - Stromes möglichst genau feststellen. Die unten
folgende Tabelle enthält die von Herrn Koldewey angegebenen mittleren
Grössen der Temperaturen und des Stromes, sowie die an Bord S. M. S„Arcona “
gemachten Beobachtungen, wozu ich Folgendes bemerke:
Die Temperaturen südlich vom Aequator haben wir durchgängi'g um einen
Grad höher gefunden, während die mittlere Temperatur des Wassers nördlich
vom Aequator mit der von Koldewey angegebenen (s. a. a. O. pag. 219)
ziemlich genau übereinstimmt. In Bezug auf die Strömungen dagegen weichen
die von uns beobachteten erheblich von den in den „Annalen der Hydro-
graphie“ pag. 169 und 170 enthaltenen Angaben ab.
Wir fanden, dass der Aequatorial-Strom, der sich nach Koldewey bis
auf 4° Nord-Br. erstrecken soll, nicht ganz so hoch hinaufreichte, Am 92. No-
vember Mittags befanden wir uns auf 3° 51‘ Nord-Br. und 27° 42 West-Lg.,
ermittelten eine Stromversetzung nach NNW 18 Seemeilen, hatten aber bereits
um 4 Morgens — auf 3° Nord - Br. — eine erhebliche Temperatursteigerung
des Wassers beobachtet, so dass ich annehme, auf 3° Nord-Br. in den Guinea-
Strom eingetreten zu sein. Die Temperatur des Wassers, welche im Aequatorial-
Strom zwischen 2° Süd- und 2° Nord - Br. stets unter 27° Celsius geblieben
war, stieg am 2. November um 6* Morgens auf 27.5° Celsius, blieb zwischen
27° und 28° stehen und stieg am 3. November — an welchem Tage die Strom-
versetzung 0SO 21 Seemeilen gefunden wurde — auf durchschnittlich 28°.
Am 4. November erhielten wir leider keine Meridianbreiten-Beobachtung
und hatten nur durch eine Sumner’sche Linie constatiren können, dass wir uns
eirca 30 Minuten östlicher, als die gegisste Länge befanden, also noch unter
dem vollen Einfluss des Guinea-Stromes,
Am 5. November, auf 8°33‘ Nord-Br. und 28° West-Lg., fanden wir,
dass der Strom uns in 48 Stunden nach S’/40 19 Seem. versetzt hatte. Nach
der Englischen Stromkarte liegt die Stromscheide zwischen dem nach Osten
setzenden Guinea-Strom und dem nördlich davon wieder nach Westen setzenden
Strom zwischen 6° und 8° Nord-Br., so dass die vom 3. bis 5. November er-
mittelte, beinahe genau südliche Stromversetzung als das Mittel zwischen beiden
Strömungen betrachtet werden kann. Ein sich scharf markirender Uebergang
in der Temperatur wurde hierbei nicht beobachtet.
Am 6. November, auf 10° 57‘ Nord - Br. und 29° 46‘ West - Lg., wurde
eine Stromversetzung nach WNW 25 Seem. gefunden und empfanden wir auch
weiter nördlich den nach Westen setzenden Strom, ganz in Uebereinstimmung
mit der oben erwähnten Stromkarte.
In den Aequatorial - Calmengürtel — der sich im October von 2'%° bis
10° Nord, im November aber nur noch von 3° bis 6° Nord-Br. ausdehnen soll —
gelangten wir am 2. November auf 4° Nord-Br. Der Südost-Passat drehte an
diesem Tage Vormittags bereits nach Süden und Nachmittags segelten wir vor
dem Winde mit 3 Knoten Fahrt in den Calmengürtel. Der Wind hörte plötz-
lich auf, ein sehr starker Regen fiel nieder, und nach einem leichten, nur kurze
Zeit anhaltenden nördlichen Winde trat totale Windstille ein. Wir dampften
nun bis zum 4. November Vormittags 9 Uhr, zu welcher Zeit auf 7° Nord-Br.
leichter östlicher Wind einsetzte, der am nächsten Tage nach NE drehte und
dabei auffrischte.
Die Aequatorial- Regenzone hat nach den Windkarten der Englischen
Admiralität in dieser Jahreszeit eine beträchtliche Ausdehnung, und zwar soll
sich die Zone, innerhalb welcher es 4 Stunden täglich regnet, zwischen 25° und
30° West-Lg., von 2° bis 10° Nord - Br. erstrecken, während sich die Zone,
innerhalb welcher es 6 Stunden täglich regnet, von 4° bis 81° Nord-Br. aus-
dehnen soll. Wir haben nur die letztere Zone bemerkt, da wir den ersten
heftigen Regen genau auf 4° Nord-Br., beim Eintritt in den Calmengürtel, und
den letzten Regen genau auf 8!/2° Nord-Br. hatten. Von da ab fiel nicht mehr
ein Tropfen Regen.