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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

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Der zweite Theil der Deviation hat seinen grössten Werth auf den Kursen 
Ost und West und wird Null auf den Kursen Nord und Süd. Das Maximum 
dieses Theils — also das Mittel aus den Deviationsbeträgen auf Ost und West — 
werde mit B bezeichnet, Dieser Theil ändert sich im Umkreise des Compasses 
proportional dem Sinus des Winkels zwischen dem Compass-Kurse und der Nord- 
Süd-Linie. Er macht fast ausschliesslich die Deviation des Holzschiffes aus 
und wird, wie man sich leicht vorstellen kann — bei den Kursen Ost und 
West ist die Nadel querschiffs gerichtet — durch vor oder hinter dem Compass 
vefindliches Eisen verursacht, 
Der dritte Theil hat seinen grössten Werth auf den Kursen Nord und 
Süd und wird auf Ost und West Null. Dieser Theil ändert sich um den Compass 
oroportional dem Cosinus des obigen Winkels. Das Maximum dieses Theils — 
das Mittel aus den Deviationsbeträgen auf Nord und Süd — werde mit C 
jezeichnet. Da C nur von Eisen seitlich vom Compass herrühren kann — die 
Jompassnadel ist beim Maximum längsschiffs gerichtet — welches sich in seiner 
Wirkung aufhebt, sobald es symmetrisch vertheilt ist, so ist auf Holzschiffen 
der Betrag von C in der Regel sehr gering. 
Die Deviation eines jeden Compassstriches ist nach dem Gesagten dar- 
gestellt durch die Relation 
I) Deviation == Quadrantale Deviation plus B X sinus Compass-Kurs 
plus © X cosinus Compass-Kurs. !) 
Um nun über die Aenderungen klar zu werden, welche in der Deviation 
vor sich gehen, ist es nur erforderlich, die Kräfte zu untersuchen, welche die 
veränderlichen B und C hervorrufen. 
Um auf die Compassnadel zu wirken, muss das Eisen magnetisch sein. 
Dieser magnetische Zustand kann entweder 1) ein unabhängig magnetischer sein, 
welcher, der Richtung wie dem Betrag nach, unabhängig von der augenblicklich 
wirkenden erdmagnetischen Kraft ist. Oder 2) das Eisen befindet sich in dem 
Zustande eines temporär inducirten Magnetismus, stets direct hervorgerufen 
durch den Erdmagnetismus, durch dessen jeweilige Richtung und Kraft, 
1. Schliessen wir zunächst die zweite Art des magnetischen Zustandes 
7on der Betrachtung ganz aus. Wir behalten dann eine permanente Magnet- 
kraft, die genau So sich äussern muss, als wenn ein Magnetstab in einer be- 
stimmten Lage sich in der Nähe des Compasses befindet. Ein solcher Magnet 
oehält unabhängig von jeder Ortsveränderung dieselbe Kraft. Die Horizontal- 
kraft des Erdmagnetismus aber, welcher die Compassnadel gehorcht, übt 
lurchaus nicht an allen Orten die gleiche Wirkung aus. Sie beträgt zum 
Beispiel relativ für Kiel 1, in Capstadt 1.4, und auf den Fidji-Inseln 2.2. 
Die störende Kraft des Magnetstabes wird sich um so kräftiger äussern, je 
geringer die Eräkraft wirkt, d. h. beide Kräfte sind umgekehrt proportional. 
Wird also die Deviation C durch einen im Schiff befindlichen Magneten in 
Kiel hervorgerufen, so beträgt die Deviation Cı in Capstadt 2 
2. Betrachten wir nun den vom Erdmagnetismus durch jeweilige Induetion 
hervorgerufenen Magnetismus im Schiff. Die Induetion wirkt in der Richtung 
der magnetischen Kraft. Letztere wird in horizontale und verticale Intensität 
zerlegt und demnach findet auch eine horizontale und eine verticale Induetion 
statt, welche den Intensitätscomponenten proportional ist. 
Die horizontale Induction bewirkt einen magnetischen Zustand, welcher 
lie quadrantale Deviation hervorbringt. Da der Compass. den horizontalen 
Componenten des Krdmagnetismus allein gehorcht, die Erregung der quadran- 
jalen Deviation aber derselben Componente stets proportional erfolgt, so erklärt 
sich die relative Unveränderlichkeit dieses Theils der Deviation, auf den wir 
laher hier nicht näher einzugehen brauchen. 
Die verticale Induction ist die bekannteste und wichtigste für die 
Deviation. Es ist bekannt, dass senkrecht stehende Eisenstangen in unseren 
4) Hier, wie überhaupt bei allen Deviationsrechnungen ist es bequem, den Kurs in Graden des 
Winkels von Nord über Ost bis 360° zu zählen, Die Deviation ist dann, vom Compasskurs aus 
zerechnet, Ost positiv und West negativ, so dass allgemein gilt: Compasskurs plus Deviation gleich 
nagnetischer Kurs.
	        
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