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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

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heben und den resultirenden Fehler zu Null ergeben, so dass das Schiff recht- 
weisend den Kurs steuert, welchen der Compass anzeigt. 
Drittens und schliesslich wollen wir eine andere Folgerung arktischer 
Erfahrung betrachten, welche Capt. Kelley anführt, nämlich „die Variation auf 
der Karte zu ignoriren“ (nicht viel weniger als 4 Strich!) und den Kurs 
allein nach dem Compass festzusetzen. 
Dies mag nun ganz richtig sein, wenn der Kurs ein westlicher ist, wie 
wir schon bei dem eben behandelten zweiten Fall gesehen haben, aber es ist 
mehr das glückliche Zusammentreffen von Umständen, als ableitbar von genauen 
Voraussetzungen. Dies würde ganz offenbar werden, wenn das Land östlich 
statt. westlich vom Schiff wäre, denn anstatt Land zu machen, indem man den 
Kurs allein nach dem Compass auf das Land zu absetzte, würde man nur das 
Schiff weiter vom Lande abbringen. in Wirklichkeit muss die Erklärung in 
dem Umstande gefunden werden, dass auf westlichen Kursen die Compass- 
Deviation wahrscheinlich ungefähr gleich der magnetischen Variation, aber 
von entgegengesetztem Zeichen ist, so dass die eine die andere nahezu aufhebt 
und der Compass-Kurs nahe oder genau derselbe ist, als der wahre Kurs. 
Es ist hiernach einzusehen, dass, ohne gerade irgend ein unregelmässiges 
Verhalten des Compasses anzunehmen, der Compass sich, ausgeschlossen den 
Fall zu geringer Empfindlichkeit eines unvollkommenen Instruments, vermuthlich 
selbst regelt in nothwendigem Unterworfensein unter jene gesetzmässigen 
Kinflüsse, von welchen sein Funetioniren überhaupt abhängt. 
So schwierig es auch zuweilen für den Seefahrer ist, die Wirkung dieser 
Aenderungen in den magnetischen Elementen festzustellen, so ist dieselbe doch 
abenso sicher durch wirklich angestellte Beobachtungen erwiesen, als durch 
theoretische Erörterungen begründet. 
Im vorliegenden Falle und vermuthlich in den meisten Fällen, ist es, bei 
den mangelhaften Compassen, die gewöhnlich bei den Walfischfahrern in Gebrauch 
sind, nicht unwahrscheinlich, dass die Resultate in einem besonderen Beispiel, 
wie das im Vorhergehenden erörterten, mehr oder weniger durch diese Instrument- 
Fehler modificirt werden, besonders bei der sehr herabgedrückten Richtkraft 
im nördlichen Eismeer. Ob also unsere Annahmen ganz oder nur annähernd 
yenau sind, kann nur bestimmt werden bei sorgfältigen Beobachtungen an Bord 
des Schiffes, 
Zwei praktische Folgerungen von grosser Wichtigkeit für die Polar- 
schifffahrt können, glaube ich, mit Recht aus den obigen Erörterungen abge- 
leitet werden: 
Erstens: die Nothwendigkeit des Gebrauchs der besten Compasse, welche 
aufzutfreiben sind, solcher, welche die grösste Empfindlichkeit besitzen und die 
grösste magnetische Kraft haben; die Instrumente sollten ferner. durchweg so 
gearbeitet und corrigirt werden — bei rationeller Construction —, dass sie, 
wenigstens während der Dauer einer Reise nicht so leicht ihre Empfindlichkeit 
verlieren oder eine Verminderung ihrer magnetischen Kraft erfahren. In der 
Zwischenzeit, während das Schiff im Hafen liegt und neu ausrüstet, sollten 
die Compasse von competenten Personen sorgfältig geprüft und die gefundenen 
Fehler corrigirt werden. Gewiss sollte gleiche Sorgfalt bei den Compassen 
aller in See gehenden Schiffe geübt werden; während dies aber im Allgemeinen 
nothwendig ist, sollte es als unumgänglich bei denen erachtet werden, welche 
genöthigt sind, sich den erschwerenden Umständen der Polarschifffahrt auszu- 
setzen. Ohne Zweifel würden solche Compasse kostbarer sein, als diejenigen, 
welche gewöhnlich auf Kauffartheischiffen in Gebrauch sind, aber gewiss ist 
ein Instrument, von welchem die Sicherheit des Schiffes und Aller an Bord 
abhängt, wenigstens ebenso werthvoll wie ein Anker. Und doch sind Compasse 
in Gebrauch, die ebenso gut in den Kasten verpackt blieben. 
Zweitens: Die Nothwendigkeit der Compassfehler häufig zu bestimmen. 
Bei guten Compassen, wie sie eben erwähnt sind, kann man sich darauf ver- 
ı1@8sen, dass sie genau weisen, selbst in arktischen Gewässern, ungeachtet der 
geringen Directionskraft, Aber der Compass weist eben nur in der Richtung 
dieser Kraft, und diese Richtung setzt sich zusammen aus der grossen magne- 
tischen Variation, die auf allen Kursen constant ist, und der Compassdeviation, 
welche von sehr beträchtlichen Beträgen auf gewissen Strichen, sich bis zu Null,
	        
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