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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

zweitens wird eine Reduction in der Richtkraft der Erde im Verhältniss von 
4:1 vor sich gehen; davon herrührend im Zusammenhang mit Unvollkommen- 
beiten des Compasses entsteht eine so bedeutende Reibung der Pinnen und 
Mangel an Directionskraft, dass die Möglichkeit eines namhaften Irrthums 
aus Mangel an Empfindlichkeit vorhanden ist, welche sich in mehr oder weniger 
Trägheit oder in zu geringer Tendenz der Compassrose, sich in die Richtung der 
magnetischen Erdkraft einzustellen, äussert. Im Allgemeinen wird dies in der 
betreffenden Gegend am lästigsten auf westlichen und südlichen Kursen werden. !) 
Wenden wir nun diese Consequenzen der veränderten magnetischen 
Verhältnisse auf die, in dem interessanten Brief Capitain Kelley’s niedergelegten 
arktischen Erfahrungen an. Wir fassen nur diejenigen von ihm gegebenen 
Daten zusammen, durch welche wir auf der einen Seite in Stand gesetzt 
werden, unsere Folgerungen zu prüfen, auf der andern Seite hoffen können, die 
scheinbaren Anomalien dieser Erfahrungen aufzuklären. 
Zu diesem Zweck construiren wir zunächst eine Deviationskurve aus 
den oben angenommenen Daten und lassen alle Fehler wegen ungenügender 
Empfindlichkeit des Compasses unbeachtet.?) 
Zuvörderst wenden wir unsere Folgerungen auf die arktischen HErfah- 
ungen beim Wenden an, Also (den Angaben des Briefes folgend): 
1. Mit dem Winde NE. 
Ueber Steuerbord-Bug ist der Compass-Kurs ENE, magnetisch ESE!:E 
und über Backbord-Bug ist der Compass-Kurs NNW, magnetisch NW!/N: ein 
Unterschied von 13 Strichen. 
2. Mit dem Winde SW. 
Ueber Steuerbord-Bug ist der Compass-Kurs NNW, magnetisch NW!/N 
und über Backbord-Bug ist der Compass-Kurs SzE, magnetisch S'/4E: ein Unter- 
schied von 12%4 Strichen. 
Folglich: wenn man in diesem Falle die Deviation der Compass-Kurse 
anwendet, so erhält man eine nahe Uebereinstimmung des Winkels, um welchen 
das Schiff wendet bei den Winden von: entgegengesetzter Richtung und es 
zeigt sich, dass das Schiff etwa 6'/2 Strich beim Winde liegt. 
Zweitens nehmen wir Capitain Kelley’s erwähnenswerthes und zweifellos 
etwas stutzig machendes nautisches Paradoxon: 
Gegeben ist der Ort des Schiffes, irgendwo nordöstlich von der Küste, 
welche sich in südöstlicher Richtung von Cap Barrow erstreckt; man soll 
Land machen, indem man per Compass „Ost oder West gleichviel“ steuert. 
1. Der Compass-Kurs sei Ost. 
Die Deviation von 4 Strich Ost angewendet, ergiebt SE, magnetisch 
and 4 Strich Ost Deviation giebt Süd rechtweisend, ein Kurs, welcher voraus- 
sichtlich Land machen wird. 
2, Der Compass-Kurs sei West. 
Die Deviation von 4 Strich West angewendet erhalten wir SW, und 
4 Strich Ost Deviation giebt West rechtweisend; wir werden wieder Land 
erwarten können. 
So stimmen bei den ersteren Kursen Deviation und Variation überein 
und die Abweichung von der wahren Richtung ist 8 Strich, während bei der 
letzteren Deviation und Variation mit entgegengesetzter Benennung sich auf- 
1) Da nämlich der magnetische Nordpol in NE liegt (Variation 45° Ost) und auf SW-Kurs 
diejenige Eisenmasse im Schiffe, welche die Deviation hervorbringt, in SW von dem (hintenstehenden) 
Compass, so wirken beide Kräfte nach entgegengesetzter Richtung und heben sich zum Theil auf. 
2) Eine Deviationstabelle ergiebt folgende Werthe: 
Nord 0 Strich Sant Strich Ost SSH} U Strich Ost Ent ZU Strich Ost SEr27 Strich Ost 
Süd 0 Strich Sawi Va Strich Wst SWILla Strich West Was 21/4 Strich West Swr 28/4 Strich West, 
SE} 3a Strich Ost SEI Strich Ost SS Strich Ost Ost 4 Strich Ost, 
SWawt3la Str, West WA | 31/2 Strich West be 33/4 Strich West West 4 Strich West. 
Dieselbe ist hierhergesetzt, um die unter 1. u. 2. gegebenen Aenderungen gegen das amerikanische 
Jriginal zu rechtfertigen. A. d. R,
	        
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