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Nachdem auf der inneren Route die Paracels passirt sind, suche man
lie Küste von Cochinchina südlich vom Cap Batangan zu erreichen, um längs
derselben in einem Abstande von 30—-40 Seem, nach Cap Varela aufzukreuzen. Man
findet hier häufig im SW-Monsun eine tägliche Periode der Winde, ähnlich den
Land- und Seewinden, denn Nachmittags pflegt der Wind sich östlich zu ziehen,
und zwar in nächster Nähe des Landes östlicher, als weiter ab. KEinige Stun-
den nach Sonnenuntergang pflegt der Wind dann südlich und südwestlich zu gehen,
Man suche also Nachmittags nach Land zu liegen, Abends von Land abzustehen.
Man mache überhaupt nur kurze Schläge, um sich nicht zu weit von der Küste
zu entfernen und in den um Cap Padaran kommenden Gegenstrom zu gerathen.
Sobald Cap Varela erreicht ist, wird man diesen zu fühlen beginnen;
dann. ist es an der Zeit, so schnell als möglich die Küste zu verlassen und die
östliche Seite des grossen Fahrwassers, die von den Palawanshoals begrenzt
wird, aufzusuchen. Es wäre gegen alle Vernunft und Regel den Versuch zu
machen, von Cap Varela längs der Küste, um Cap Padaran herum, nach Saigon
qaufzukreuzen. Die Gegend um Cap Padaran ist für Kreuzreisen in der China-
See mit vollem Rechte — um einen von Maury auf Cap St. Roque angewand-
ten Ausdruck zu gebrauchen — „the great bugbear“ dieses Meeres, und deshalb
stets zu vermeiden, wenn man sich nicht auf eine unberechenbar lange Reise
gefasst machen will. Der Strom setzt. hier meistens mit einer solchen Gewalt
um das Cap herum, dass das bestsegelnde Schiff nicht im Stande ist, dagegen
anzukreuzen. 30—40 Seem. per Tag ist etwas ganz gewöhnliches, 50—60 Seem.
nichts seltenes und selbst 70 Seem. und darüber sind beobachtet worden.
Man stehe also mit SW- Winden von Cap Varela über Backbord Bug nach
SE, und wende nicht eher, als bis man sich den Untiefen an der Ostseite des
Fahrwassers bis auf mindestens 50 Seem. genähert hat. Alle diese Untiefen
und Inseln sind seit dem Jahre 1862 von dem englischen Vermessungsschiff
„Rifleman“ genau untersucht und ihre Lage festgestellt. Die Angaben hierüber
inden sich in dem von der englischen Admiralität 1868 herausgegebenen Werke
über die China-See. .
Hier, zwischen North Danger und London Reef, laufen die beiden Routen,
östlich und westlich der Paracels, wieder zusammen, denn die Schiffe die Hong-
kong mit SW -Winden verlassen hatten, also nach Scarboroughshoal und von
da nach North Danger aufzukreuzen hatten, haben nun dieselbe Route zu ver-
folgen, als die Schiffe, die auf der inneren Route. von Cap Varela kommend,
hier eintreffen.
An den Bänken findet man auf der Strecke von North Danger bis Lon-
ion Reefs einen Strom, der nach ESE, SE und SSE setzt. Weiter südlich,
zon London Reef bis zur Vanguard-Bank setzt er SSE, Süd und SSW oder
‚erschwindet auch gänzlich; es macht daher in der Regel keine grossen Schwierig-
keiten in einem angemessenen Abstande von diesen Untiefen, der jedoch
30 Seem. nicht übersteigen darf, nach SW aufzukreuzen. Von der Prince of Wales-
resp. der Vanguard-Bank arbeite man dann zwischen 7° und 8° Nord-Br.
asch Westen auf, bis man Cap St. James in NNW von sich hat, worauf man
mit Sicherheit darauf rechnen kann, über einen Bug sein Ziel zu erreichen.
Von Saigon nach Hongkong im NE-Monsun.
Für die Ausführung einer Reise von Saigon nach China im NE-Monsun
giebt es zwei Wege, und zwar entweder die directen durch die China-See, wo-
dei man also gegen den Monsun aufkreuzen muss, oder die mit einem bedeuten-
den Umwege verbundene östliche Route durch die Java-See, Gilolo-Passage
und den Stillen Ocean. Ein schlecht kreuzendes, ein nicht sehr starkes oder
sjef beladenes Schiff, oder eins mit schwacher, vielleicht kranker Mannschaft
zollte stets die östliche Route wählen, namentlich wenn die Reise in die Monate
Dezember und Januar fällt. Nach Januar. ist die directe Route selbst für ein
solches Schiff ausführbar. Mit einem neuen, starken Schiffe, das zugleich ein
zuter Segler ist und das von einer tüchtigen Mannschaft bedient wird, kann
nan dagegen zu jeder Zeit des Monsun die Kreuzreise gegen Wind und Wetter
an unternehmen, und wird, wenn man den richtigen Weg einschlägt, immer eine
rerhältnissmässig kurze Reise erzielen. .
Die schlimmsten Monate sind allerdines November, Dezember und Januar,