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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

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und will beidrehen, so thue man dies über Steuerbordhalsen, ist man dagegen 
uf der linken Seite, so drehe man auf Backbordhalsen bei, dann wird das Schiff, 
bei der Veränderung des Windes stets im Luven bleiben, und nicht so schwer 
von der See zu leiden haben, auch werden die Segel nicht backgelegt werden 
können. Stets aber segelt ein Schiff im nördlichen Breiten aus der Cyclone 
heraus, wenn es den Wind von der Steuerbordseite einbehält. Die Hauptsache 
ist, das gefährliche Viertel der Cyclone zu vermeiden, welches auf der nörd- 
lichen Halbkugel vor dem Centrum und auf der rechten Seite der Bahn des- 
selben liegt. 
In dem in Vorliegendem besprochenen Meere wird man in den meisten 
Fällen sicher gehen, wenn man von vornherein beim Beginn eines Teifun eine 
West- oder SW-Bahn desselben annimmt, denn wenn man, von Norden kommend, 
in eine Cyclone hineinläuft, und glaubt es noch riskiren zu können, mit einem 
Südkurs vor dem Centrum vorüber zu laufen, was jedenfalls immer eines der 
gewagtesten Manoeuvres ist, so wird man, wenn sich nachträglich herausstellt, 
lass die Bahn nicht SW sondern NW war, um so viel schneller und sicherer 
seinen Zweck erreichen. Kommt man dagegen von Süden her in den gefähr- 
lichen Quadranten, in dem der Wind dann zwischen Nord und West, ist, und nimmt 
3ine SW-Bahn desselben an, so wird man nach SE steuern müssen, um dem 
Centrum zu entgehen. Stellt sich nun nachher eine NW-Bahn heraus, so hat 
mäir Wiederum sicherlich keinen Fehler gemacht, vielmehr hat man sich erst 
recht vom Centrum entfernt. 
Wenn nun zwar eine genaue Keunntniss der Windverhältnisse bei der 
Küstenfahrt in der Chinesischen See schon von grossem Nutzen ist, so reicht 
lieselbe doch nicht aus;,"”"um schnelle Reisen zu erzielen, vielmehr ist es durch- 
aus nothwendig, sich mit den herrschenden Strömungen eingehend bekannt zu 
nachen, und diese hauptsächlich in Rechnung zu ziehen, da es häufig vorkommt, 
jass man an gewissen Stellen trotz günstigen Windes eines conträren Stromes 
wegen nicht vorwärts kommt. Eine Kreuzreise gegen den herrschenden Monsun 
würde bei weitem weniger Schwierigkeiten haben, wenn nicht zugleich durch 
lie Winde ein Gegenstrom erzeugt würde, der dem Vorwärtskommen viel hin- 
derlicher ist, als ein Gegenwind, Glücklicherweise sind die Strömungen nicht 
überall gleich stark, ja sie nehmen an manchen Stellen sogar eine rückläufige 
Bewegung an, und es ist Sache des Seemanns, seine Reisen so einzurichten, 
dass er die für seine Reise günstigen Strömungen aufsucht, während er die 
schlimmen Stellen vermeidet. Er wird hierbei zwar häufig anscheinend grosse 
Jmwege zu machen gezwüngen sein, er wird aber stets an Zeit gewinnen, und 
der Erfolg wird im Allgemeinen stets ein günstiger sein. 
Ebenso wie es im Chinesischen Meere während des Jahres zwei Haupt- 
Windrichtungen giebt, findet man auch zwei Hauptströmungen, die durch diese 
hervorgebracht werden und mit ihnen wechseln. Man findet also im SW-Monsun 
eine allgemeine Strömung nach nordöstlicher Richtung, die aber, ebenso wie 
der sie erzeugende Wind, nicht so regelmässig und beständig ist, als der durch 
den entgegengesetzten Monsun erzeugte SW-Strom. Im offenen Meere ist 
während des SW-Monsun der nordöstliche Strom selten stark, hört sogar bei 
längeren Windstillen mitunter ganz auf, oder nimmt alle möglichen Richtungen 
an. Am stärksten tritt er in der Nähe der Küsten, namentlich an den hervor- 
springenden Caps, den verschiedenen Inselgruppen und Untiefen hervor. 
Der nordöstliche Strom zeigt sich zuerst, und zwar schon im Mai, im 
südlichen Theil des Meeres zwischen Singapore und Pulo Condore, fliesst hier 
beständig während des ganzen Monsun und varlirt in Stärke zwischen %4 und 
1/2 Seem. die Stunde. Von Süden kommend nimmt er zunächst eine nordnordöst-, 
liche Richtung an, bis er die Küsten von Cambodia und Cochinchina erreicht. 
Von der Mündung des Saigon-Flusses an biegt er nach ENE um, hat anfangs 
eine Geschwindigkeit von etwa 1 Seem. die Stunde, nimmt dann aber schnell zu, und 
erreichtbei Cap Padaran häufig eine Schnelligkeit von 2 —3 Seem. die Stunde, 
In Folge der drehenden Bewegung, welche die Wassermassen bei Ver- 
änderung ihres Laufes von NNE nach ENE in der Cambodia-Bucht angenom- 
men haben, tritt hier eine Spaltung des Stromes ein. Der Hauptarm setzt in 
östlicher Richtung seinen Weg in die offene See fort, wo er allmälig wieder 
lie Hauptrichtung nach NE annimmt, der nördliche Theil biegt dicht bei Cap
	        
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