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Alle diese Winde sind häufig von anhaltendem Regen und unruhigem Wetter
negleitet. Starke Böen stellen sich nach Mitte Juli ein, die sich jedoch durch
dicke schwarze Wolken schon im. voraus ankündigen.
Im nördlichen Theile der China-See setzt der NE-Monsun Ende Septem-
ber oder Anfang Oktober ein, und dringt schneller nach Süden vor, als der
SW-Monsun im Frühjahr nach Norden. Anfang November findet man den
NE-Wind schon über das ganze Meer ausgebreitet, und weht er nun bis Ende
März fast ohne Unterbrechung. Bis Ende Januar nimmt er an Stärke zu, wird
aber nach dieser Zeit allmälig schwächer. In der ersten Hälfte der Jahreszeit
ist der Himmel gewöhnlich bedeckt, nach Januar tritt klarer Himmel ein, und
sind die nun folgenden Monate die angenehmsten des ganzen Jahres, da leichte
Winde, klarer Himmel und trockene Luft vorherrschen. Während in den ersten
drei Monaten die Windrichtung vorzugsweise NE ist, zieht sich der Wind im
Februar und März östlicher, ja sogar nach SE. Im April treten veränderliche
Winde und Windstillen ein, die dann im Mai wieder in den SW-Monsun
übergehen.
Auch der NE-Monsun erleidet an den Küsten mehrfache Veränderungen,
und weht gerne parallel mit diesen. An der Südküste von China weht der
NE-Monsun bis zu einer Entfernung von 30—40 Seem. vom Lande aus Ost und ENE,
an der Küste von Cochinchina aus NNW bis NNE, ebenso an der Saigonküste aus
Ost und ENE. An der Westküste der Philippinen bis Cap Bolina weht der
NE-Monsun aus Ost bis NNW, jedoch selten stark, und fast immer von schönem
Wetter begleitet, dagegen weht er nördlich von Cap Bolina bis zum Südende
von Formosa in der Regel sehr stark. Stürmisches Wetter und hohe kurze
See sind hier an der Tagesordnung, während 100 — 150 Seem. weiter in See
der Wind abnimmt.
Eine Eigenthümlichkeit des NE-Monsun zeigt sich darin, dass bei schönem
Wetter, und wenn der Wind leicht und mässig ist, also hauptsächlich im Februar
and März, im offenen Meere die Richtung des Windes durch den Stand der
Sonne modifieirt wird. Da die Sonne alsdann grosse südliche Deklination hat,
werden die Länder im Süden der China-See am meisten erwärmt, und zwar des
Morgens, bei östlichem Stande der Sonne, die südöstlich gelegenen Gegenden zuerst.
Der Wind nimmt daher am Tage eine Richtung an, die sich mehr diesen er-
wärmten Gegenden zuwendet, hat also Vormittags eine mehr nördliche Richtung.
Gegen Abend‘ dagegen, wenn die Sonne im Westen steht, und die im SW ge-
‚egenen Länder am meisten erwärmt sind, während die östlich gelegenen Ge-
zenden schon wieder abkühlen, nimmt der NE-Monsun eine mehr östliche
Richtung an, Diese tägliche Veränderung erreicht mitunter vier Striche,
jedoch nur bei beständigem, gutem Wetter. Bei starkem Winde übersteigt sie
selten !/a oder 1 Strich. Dieser Umstand ist von grosser Wichtigkeit, wenn
ain Schiff im NE-Monsun nach Norden bestimmt ist, und macht es deshalb,
namentlich in den Monaten Februar und März, selten grosse Schwierigkeiten
nach Norden zu gelangen.
In Bezug auf die Verhältnisse des Luftdruckes im Chinesischen Meere
ergeben die angestellten Beobachtungen, dass auch hier, wie überall auf der
nördlichen Halbkugel, im Allgemeinen das Barometer mit nördlichen und öst-
lichen Winden steigt, und mit NE-Wind seinen höchsten Stand erreicht, während
3s mit südlichen und westlichen Winden fällt, und zwar am tiefsten mit SW-
Wind. Es ist daher leicht erklärlich und wird durch die Beobachtungen be-
stätigt, das während des NE-Monsuns, also von November bis März, ein hoher,
im SW-Monsun von Mai bis September ein niedriger Barometerstand vor-
herrschend ist.
Genaue Angaben über die Vertheilung des Luftdruckes im Chinesischen
Meere müssen bis zur Beendigung der hierauf bezüglichen Arbeiten der See-
warte vorbehalten bleiben, inzwischen kann jedoch ein ungefähres Bild nach
len Angabem der bisher bekannten besten Autorität in dieser Sache,
Alexander Buchan in Edinburgh — gegeben werden, .
Aus den in dem betreffenden Werke angeführten Beobachtungen ergiebt
sich, dass im nördlichen Theile des Meeres das Barometer im NE-Monsun
am höchsten steigt, und im SW-Monsun am tiefsten einkt, so dass die jähr-
liche Amplitude der Barometerstände in den verschiedenen Monsunen hier