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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

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der Männer ist in der Regel hübscher, wie die der Frauen, von Mittelgrösse 
und meistens muskulös. Ueberraschend ist die hier angetroffene Verschieden- 
heit der Gesichtsbildung und des allerdings stets üppigen schwarzen Kopfhaares. 
Erstere ist abstufend vom ausdrucksvollen, selbst schönen kaukasischen Schnitt, 
bis herab zu dem wild-hässlichen Gesichts-Ausdruck der Malayen und dem 
brutalen der Neger, Das auf dem Kopf chignonartig zusammengebundene 
Haar ist dagegen entweder kraus, wie bei letzteren, oder starr und glatt, wie 
ei ersteren, oder fällt endlich wollig auf die Brust herab. Die Kleidung ist 
3o einfach wie möglich, die Männer tragen ein Band um den Leib, und neben 
ainem Schmuck von grünen Kränzen und Baumrinden-Streifen hauptsächlich nur 
Ihr- Arm- und Nasenringe, und die Frauen einen von den Hüften bis zum 
Knie reichenden Rock von Bambusblättern. 
Jede Insel einer Gruppe hat ihren besonderen Häuptling, welcher an der Art 
und dem vermehrten Maasse der Tätowirung kenntlich ist. Auf der Insel Yap, 
die bisher eine durch den Einfluss der Weissen allerdings jetzt im Verlöschen 
begriffene Art von Oberhoheit über die sämmtlichen anderen Inseln des west- 
lichen Archipels der Carolinen ausübte, sind die Häuptlinge und deren Familien- 
Mitglieder ausserdem an einer weissen Muschel, welche an einem der Hand- 
gelenke, wie eine Manschette getragen wird, kenntlich. Während hier auch 
schon: zahlreiche alte Musketen, grosse Messer und dgl. von den Händlern 
eingeführt sind, besteht die Bewaffnung der Eingeborenen des östlichen Archipels 
noch hauptsächlich aus Speeren und kleinen Aexten. 
Ihre Fahrzeuge, Kanoes, sind sehr sorgfältig und mit Hilfe einer Axt 
und ohne Nägel gebaut, rudern und besonders segeln vortrefflich. Die mitunter, 
wie in Yap, mit Holzschnitzereien verzierte Planken, zwischen welche eine 
geharzte Kokosfaserhaut gelegt wird, sind sorgfältig an einander gefügt, oft 
gefalzt und dann mit Bastleinen von Fuss zu Fuss zusammengeschnürt,. ') Die 
Löcher für diese steinhart aufgesetzten Bändsel werden mit Lehm verschmiert 
und in gleicher Weise die Nähte abgedichtet. Die Segel sind ebenso von 
Bastgeflecht und von ziemlich dreieckiger Form. Diese Kanoes werden für 
zrössere Fahrten so gross gebaut, dass 40 Mann darin rudern können, ihre 
Wahrt erstreckt sich bis zu den Marianen und Philippinen. Die Beobachtung 
der Gestirne, ausser der Sonne, besonders die des Polarsternes und des Orion, 
sollen ihnen ohne unsere Instrumente, in überraschender Weise genügen. Für 
die Kanoes wird gewöhnlich neben dem Wohnhaus eine besondere, gleichzeitig 
als Bauschuppen dienende Hütte errichtet, wo sie auf einer Unterlage möglichst 
geschützt untergebracht sind.“ 
Yap oder Kap, auch GCuap genannt.?) „Die Insel Yap unterscheidet sich 
wesentlich von den übrigen Carolinen durch ihre Grösse sowohl, wie auch ihre 
Bodenbeschaffenheit. Während sie zwar, gleich den übrigen, rings von Korallen- 
riffen umgeben ist, nimmt sie in der Richtung ihrer grössten Ausdehnung NEzN 
—SWzS und mit ihren Anhängen (Riffen und Inseln) eine Länge von über 20 Seem, 
ein bei einer durchschnittlichen Breite von 5 Seem. Die buchtenreiche nördliche 
{nselhälfte wird von einem Höhenrücken durchzogen, dessen höchste Erhebungen 
bis 350 Met. betragen mögen, und in Verbindung mit den vielen und starken 
Windungen der Küstenlinie die Insel Yap von weitem als drei getrennte Inseln 
arscheinen. lässt. ; 
Während ein dichter Manglewald mit auffallend starken Bäumen überall 
den Strand einfasst, reicht in der nördlichen Hälfte tropischer Baumwuchs bis 
nahe zum Gipfel der höchsten Spitzen, die ihrerseits gute Weideplätze zu sein 
1) Vgl. auch Journal des Museums Godeffroy. Heft II, 1873, pag-. 19 und Abbildung 
laselbst auf Taf. III 
2) Findlay a. a. O. pag. 767. Rosser-Imray a. a. O. pag. 185, Horsburgh a. a. O. pag. 635. 
Meinicke a. a. O0. pag. 360 und 437. Diese Insel ist wahrscheinlich zuerst von dem niederländischen 
Admiral Schapenham, Oberbefehlshaber der sogen. „Nassau-IFlotte“ i, J. 1625 entdeckt worden und 
;päter 1686 von Lazeano zuerst Carolina (zu Ehren Carl II. König von Spanien) genannt, worauf die- 
;er Name auf die ganze Inselgruppe ausgedehnt wurde, Sie ist erst in der neueren Zeit durch die Berichte 
‚on Tetens und Kubary näher bekannt geworden. Vgl. Journal des Museum Godeffroy, Heft IX 1873, 
pag, 12—57 mit Karte der Insel Yap, gezeichnet von L. Friederichsen nach den Aufnahmen des 
Japt, S. T. Blohm, früheren Agenten des Hauses Godeffroy auf Yap. In diesem Artikel des Journal 
tes Museum Godeffroy sind mxuch viele die Bewohner der Insel Yap betreffende Notizen und Abbil- 
Jungen derselben gegeben, auf welche wir hier verweisen. A, qq. R,
	        
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