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scheinen als sie es in Wirklichkeit sind. In den Schluchten zwischen den steilen
Felswänden wird der üppigste Pflanzenwuchs von zahlreichen Wasserrinnen
genährt; auch habe ich grössere Thaleinschnitte mit guten Weideplätzen und
anschnlichen Bächen angetroffen, wo zweifellos lohnender Ackerbau getrieben
werden kann.
Während noch vor 13 Jahren eine ungefähr 60 Köpfe starke japanische
Colonie auf der Bonin-Gruppe vorhanden war, welche der damaligen Ver-
wickelungen des Mutterlandes Japan mit den europäischen Mächten wegen, sich
zurückzog, sind die Inseln jetzt nur von einer aus den verschiedensten Ländern
ınd Nationalitäten zusammengesetzten und im Ganzen 69 Seelen betragenden
Ansiedler-Bevölkerung bewohnt, welche mit Ausnahme eines Deutschen ‚ der allein
auf der Bailey (Baily)-Gruppe wohnt, sich auf der Insel Peel in Port-Lloyd
und dessen nächster Umgebung angesiedelt haben. Abgesehen davon, dass
diese Leute anscheinend, und auch nach ihrer eigenen Aussage, zufrieden und
im besten Einvernehmen unter einander leben, besteht eine weitere Gemein-
samkeit darin, dass ihre Frauen (im Ganzen waren 12 meist schon bejahrte
Frauen und 15 Kinder vorhanden), sämmtlich von Inselgruppen des nördlichen
Stillen Oceanes — meist von den Carolinen- und Sandwichs-Inseln herstammen,
die Nachkommenschaft sich daher ziemlich gleicht und die Familien-Oberhäupter
ohne Ausnahme frühero Seeleute sind; von diesen lebte einer, ein alter Portu-
giese, schon 43 Jahre auf der Insel. Die Männer und Kinder sprachen sämmt-
lich auffallend gutes Englisch, allerdings mit leicht amerikanischer Betonung.
Die Ansiedelungen, welche je nach Grösse der Familien, aus einer oder aus
mehreren Hütten bestehen, sind zerstreut und immer ziemlich entfernt von
cinander angelegt, wo immer ein grösseres, oder geringeres Stückchen Vorland
am Fusse des Berges eine wenn auch bescheidene Bodenkultur gestattete.
Letztere beschränkte sich auf Mais, süsse Kartoffeln und etwas Gemüse,
besonders Kohl und Zwiebeln; ausserdem wurden Schweine, Hühner, Enten
und Ziegen gehalten, In dem dornigen und schwer zu durchdringenden
Dickicht der Berge sind verwilderte Abkömmlinge eingeführter Schweine und
Ziegen, so wie Tauben angetroffen. Auf der nördlich von der Insel Peel ge-
legenen Insel Buckland sollen auch Rehe vorkommen. Diese Producte und
der, ergiebige Fischfang geben der geringen Bevölkerung nicht blos reichliche
Nahrung, sondern ermöglichen auch einen kleinen Tauschhandel mit den ge-
legentlich hier eintreffenden Wallfischfängern. Kin Schooner vermittelt ge-
legentlich die Verbindung mit Yokohama, und zwar zum Zwecke des Trans-
Dortes von Rindvieh, welches auf den Bonin-Inseln auf Veranlassung einer
amerikanischen Gesellschaft in Yokohama gezüchtet wird. Eine von Japan aus
zu vermittelnde weitere Colonisation würde die Verbindung dieser Inseln mit
Japan und den übrigen Ländern vermehren.“
Marianen-Gruppe. ;
Farallon de Pajaros oder Guy-Rock.') „Diese Insel, die nördlichste der
Marianen-Gruppe (s ‚pag. 275 und Ansicht) besteht aus einem nach allen Seiten
bis zum Krater regelmässigen Aschenkegel von 260 Met. Höhe und braungrauer
Farbe, dessen Grundfläche einen Durchmesser von ungefähr 1.5 Seem; haben
mag und auf ausgebrannten schwarzen Lavafelsen, welche auf dem gehobenen
Urgestein lagern, ruht. Der an der westlichen Seite kaum 200 Met, breite Rand
der Lava verbreitet sich etwas mehr an der Südost-Seite der Insel, wo einige
zrössere Felsblöcke eine, sich in genannter Richtung hinausziehende Landzunge
kennzeichnen. Selbverständlich ziert kein Baum und kein Strauch diesen
3insamen Vulkan, dessen am Fusse des Kegels sich fortwährend neu ergän-
zende heisse Asche und Lava nur von Millionen von Seevögeln (von denen eine
kleine Art mit anmuthiger Form und weissem Gefieder uns besonders auffiel)
zum bequemen Ausbrüten ihrer Eier benutzt wird. In unzähligen Massen
ımschwirrten sie uns, ganz furchtlos, beim Landen und bei der Arbeit, Auch
hoch oben tummelten sich dieselben Schwärme von Vögeln mit anscheinend
oesonderer Vorliebe in dem unausgesetzt aus dem Krater aufsteigenden. gelb-
4) Findlay a, a. O0. pag. 816, Rosser-Imray a. a. U. pag. 107, The China Sea Dir. Vol, IV,
pag. 127. Meinicke a, a. O, pag. 396, wo diese Insel irrthümlicherweise mit Urracas indentificirt wird.