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5* Nachmittags am 9. März, nämlich 27.91 englisch Zoll = 709.77, Das Centrum
des niederen Luftdrucks lag am Morgen des 10. März nur wenig nach Süd-
sten verschoben und fast ebenso tief ausgeprägt zwischen Schottland und Nor-
wegen, dann wanderte es, an Tiefe abnehmend, rascher ostwärts, lag am Morgen
des 11. März mit 726" am Eingang des Skageraks, am Morgen des 12. März
mit 728m am Wenern-See, am Abend desselben Tages noch etwas weiter nord-
östlich und war am 13, März verschwunden, oder durch den Einfluss des rasch
aus Südengland nach Ostpreussen fortgerückten neuen starken Minimums ver-
deckt. An den Tagen vom 9. bis zum 11. März waren unter der Einwirkung
des soeben besprochenen baromeirischen Minimums viele Theile Europa’s von
Sturm heimgesucht. Windstärken von 8 und darüber (Beaufort’s Scala) wurden
an den Morgen dieser Tage von folgenden Orten gemeldet. Am 9. März von
Rochefort W 10; aus dem mittleren Westdeutschland: von Trier SW 9, Karls-
ruhe SW 9, Kassel S 9, Hannover SW 8; ferner vom Kattegat und Skage-
rak: von Kopenhagen SSE 9, Skagen SSE 8, 0xö SE 8, Sandösund ESE 8,
endlich von Doyre im norwegischen Gebirge S 8. Vom Morgen des 10. März
wurde Sturm gemeldet aus West- und Nordfrankreich: Rochefort WSW 8, Ile
d’Aix W 10, Lorient SW 8, Havre SW 8, Boulogne SW 9; ferner von Trier
SW 8, Kassel SSW 8; endlich von Skudesnaes ESE 8 und von Aberdeen NW 8.
Am 11. März finden wir Sturm wiederum in SW-Deutschland: Friedrichshafen
WNW 9, Karlsruhe SW 9, Trier WSW. 8; ferner im NW des Landes: Wilhelms-
haven SW 8, weiter nordostwärts Samsö SW 8; in England hatte nur Liver-
pool und in Frankreich Boulogne und Dünkirchen W 8. Seit dem Anfang des
Monats war täglich an der Mehrzahl der Orte Deutschlands, Skandinaviens und
der britischen Inseln meist reichlicher Regen (in Skandinavien zum Theil Schnee)
gefallen; am 8. März. stellte sich starker Schneefall in Schottland ein, der am
9. auch. über Irland sich ausdehnte und in Schauern mit Graupeln und Regen
abwechselnd oder untermischt auch an den folgenden Tagen sich vielfach wieder-
holte. Am 9. März Abends zog eine kurze Gewitterböe durch die Helgoländer
Bucht, um 9% Uhr passirte sie Hamburg, wo unter heftigem Schlackentreiben
‚Schnee mit Regen) einige Blitze und ein ziemlich starker Donnerschlag sich er-
Ssigneten. — In Hessen (Kreis Biedenkopf) fand am 11. März ein‘ Wolken-
oruch statt, >
Die massenhaften Niederschläge dieses Frühjahrs bewirkten an zahl-
veichen Orten Europa’s im Februar und März Erdrutsche, von denen der grösste
und verhängnissvollste, wie genugsam bekannt, in der Nacht vom 10. auf den
[1. März das Städtchen Caub am Rhein heimsuchte. .
V. Das rasche Steigen des Barometers, welches auf den britischen
Inseln am 10, März während der Entfernung des eben besprochenen Minimums
2ach Schweden herrschte, machte an den westlichsten Stationen schon im Laufe
des 11. einem leichten Fallen Platz. Dennoch war das Erscheinen des furcht-
baren Wirbels, der sich in der Nacht in Südengland und Nordfrankreich ein-
stellte und dann in raschem Fortschreiten Mitteleuropa durchzog, durchaus nicht
vorherzusehen. Sein Centrum, resp. das barometrische Minimum, in welchem
der Barometerstand circa 726 betrug, lag am Morgen des 12. März um 8 Uhr
etwas südlich von Bristol, begleitet von stürmischem W und SW in Frankreich
und nordöstlichen Winden auf den britischen Inseln (mit Ausnahme der Süd-
küste Englands, die südlich vom Minimum lag und ebenfalls SW hatte); an
mehreren Orten war dieser Nordostwind stark und trat in den darauf folgenden
Stunden im südöstlichen England sogar als heftiger Sturm auf.
Von hier schritt die wirbelnde Bewegung nach Ostnordost fort, mit ungemein
grosser und zwar bis jenseits von Hamburg stets zunehmender Geschwindigkeit.
Das Centrum desselben, das barometrische Minimum, ging um 12%/4 Mittags über
London vorbei, um 7* Abends bei Utrecht, um 8V* über Emden und um 10% ganz
nahe nördlich von Hamburg; ungefähr um 11* Abends lag das Minimum bei Warne-
münde, um 8% Morgens am 13. März aber bereits nordwestlich von und nahe bei
Momel; zur Bestimmung des weiteren Weges fehlen leider genaue Angaben, doch
scheint das Minimum schon. in den späteren Nachmittagsstunden des 13. März west-
üch von Petersburg nordwärts vorübergegangen zu sein. Reducirt man die obigen
Zeitangaben aus der Ortszeit auf dieselbe Simultanzeit, so ergiebt$ sich die
stündliche Geschwindigkeit dos Fortrückens des Wirbeleentrums in Kilometern