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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

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hat, oder annehmen muss, dass ihm andere’ Minima auf dem Fusse folgten, 
deren Fortbewegung indessen nicht deutlich erkennbar ist. 
Das cben besprochene Minimum lag am Abend des 6. März mit unver- 
änderter Tiefe (734m) bei den schwedischen Seen, am Morgen des 7, lag es, 
noch etwas vertieft (730m) bei Oesel, am Morgen des 8. mit wiederum 734mm 
vei Dorpat, sein Weg ging also, wie dieses so oft der Fall ist, durch ein Ge- 
biet, wo die Luft bereits durch den unmittelbar vorher rasch ostwärts vorge- 
drungenen Wirbel (II) aufgelockert war, welcher am 6. März, wie gesagt, in 
Südfinnland lag. Möglich auch, dass dieses frühere Minimum sich mit dem neu 
von Westen andrängenden zur Bildung der stärkeren Depression auf der Ostsee 
am 7. März vereinigte. Da, wie gesagt, beim Fortschreiten dieses Minimums 
nach Osten der Druck auf dem Ocean im NW doch tief blieb, so war der 
Verlauf der Isobaren am 7. und 8. März über dem mittleren Europa ein mehr 
gradliniger, von West nach Ost oder von WNW nach ESE; zugleich war der 
hohe Druck immer weiter südwärts zurückgewichen; die Isobare von 760mm lag 
in Centraleuropa am 5. März ungefähr auf dem 51., am 6. März auf dem 
48, Breitengrade und am 7. März südlich der Alpen. Da indessen immerhin die 
barometrischen Gradienten stellenweise recht stark waren, so trat die allgemeine 
westliche Luftströmung auf grösseren Strecken stürmisch auf, Es wurden an 
den Morgen dieser Tage stürmische Winde gemeldet: am 6. März von Carlsruhe 
5W 9; am 7. von Friedrichshafen am Bodensee WSW 8, und von drei grösse- 
ven Sturmfeldern, an der Ostsee: Kopenhagen WNW 8, Bogö WSW 8, Swine- 
münde W 8, Thorn SW 8; im nordwestlichen Deutschland: Hannover NW 8, 
Wilhelmshaven WSW 8, Helgoland W 8; endlich an der irischen See: Ardrossan 
WNW 9; Holyhead WNW 8, Liverpool W 8; endlich am 8. von Friedrichs- 
hafen WNW 8, Cassel NW 8 und Breslau W 9. Nach Zeitungsnachrichten hat 
in Annaberg in Sachsen am 6, März ein starker Orkan getobt, während dessen 
man deutlich einen Erdstoss zu verspüren glaubte. An diesen Tagen, beson- 
ders aber den ganzen 7. März, fanden an den meisten Orten Centraleuropas 
Niederschläge statt, Regon-, Schnee- und Graupelschauer, meist mit starken 
Windstössen (Böen).!) Am 8. März wurde das Wetter in Central- und West- 
europa ruhiger, jedoch zeigte schon um Mittag das rasche Fallen des Baro- 
meters im Westen und das Zurückgehen des Windes auf der Nordsee nach 
Süd die Annäherung eines neuen Gebiets niederen Luftdrucks vom Ocean und 
den Beginn einer neuen unruhigen Periode an. 
Die mittleren Windgeschwindigkeiten an diesen Tagen waren: 
6. März 7. März 8, März, 
Hamburg 9 9.7 8.3 
Swinemünde 8.7 8.5 5.7 ; 
Neufahrwasser 7.2 11.3 7.2 
Die grösste Geschwindigkeit zeigte der WNW am 7. März, nämlich so- 
wohl in Hamburg als in Neufahrwasser 15 Met. pro Sec. im Durchschnittswerth, 
am ersteren Orte für die erste Stunde nach Mitternacht, am letzteren für die 
Stunde 1—2 Uhr am Nachmittage, An den anderen Stationen erreichte der 
Wind diesen Werth nicht. 
IV. Am 9. März sehen wir ein ungewöhnlich tiefes barometrisches Minimum 
nordöstlich von Schottland, in dem, „der Trichter“ genannten, nördlichsten 
Theile der Nordsee. Obwohl auf dem Ocean gegenüber dem nördlichen Aus- 
gang der Nordsee der Luftdruck an allen diesen Tagen niedrig war, so ist 
lem Anscheine nach das Minimum nicht von dort gekommen, sondern von 
Westen. Der am 7. März, besonders am Abend, über den britischen Inseln 
herrschende WNW ging über Nacht an allen Stationen nach WSW bis Süd 
zurück und begann erst am 9, März, zunächst im nordwostlichen Theile der 
Inseln, wieder nach W und NW umzugehen, Der Barometerstand in Schott- 
land war am 9. und 10. März ein ausserordentlich niedriger; der niedrigste 
‚elegraphisch gemeldete ist der zu Wiek am Nordostende von Schottland um 
4) In Leipzig und an anderen Orten Sachsens fand am 7. März Gewitter bei heftigem Schneegestöber 
ınd Sturm statt. Am 7. und 8. März ist starker Schneefall in den steirischen Gebirgen und im Erz. 
sebirge eingetreten, im letzteren ist auf die Winterschneedecke noch eine Schicht von etwa 25 Zm. 
Aöhe gekommen und trat an höher gelegenen Punkten eine Kälte von —1° bis — 8° C., ein.
	        
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