Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

9245 
beobachten liess. Zuweilen kam gar kein Fluthstrom durch und zu anderer 
Zeit wieder so viel, dass sich das Schiff dwars gegen den steifen Passat legte. 
Unsere Boote jedoch, die mit der Fluth durch die Kanäle in die Lagune hinein 
und über dieselbe nach Wizard-Insel laviren mussten, fanden nahezu beständigen 
sechsstündigen Gezeitenwechsel. 
Zwischen der Menai- und.der Wizard - Insel sollen noch zwei grössere 
Inseln liegen, die auch theilweise mit Bäumen bewachsen sind, auch soll dort 
der oben erwähnte Südwest-Kanal sich befinden, welcher in die Lagune hinein- 
"ührt. Die Lage der Inselgruppe stimmt mit den Angaben in Findlay’s „Sailing 
Directory for the Indian Ocean“ ausreichend so genau, als es für die Zwecke der 
Navigation erforderlich ist, Danach liegt diese Inselgruppe zwischen 9° 38‘ 
und etwa 9° 48‘ Süd-Br. und zwischen 47° 37.s‘ und etwa 47° 46‘ Ost - Lg- 
Wegen der kurzen Zeit unseres Aufenthaltes bei diesen Inseln und der be. 
ständig nothwendigen Wachsamkeit auf die Lage des Schiffes, sowie auch in 
Anbetracht des Zweckes unserer Anwesenheit, Bergung von werthvollen Theilen 
des Wracks, blieb. nicht genug Zeit und Musse übrig, eingehende Positions- 
Bestimmungen und Deckpeilungen zu machen, wie ich ‘es eigentlich beab- 
sichtigt hatte. 
Am 23. October, Morgens 2 Uhr, verliessen wir unseren Ankerplatz im 
Norden der Menai- Insel und gingen nach Mauritius unter Segel.‘ Eine Reise 
gegen den Passat ist unter allen Umständen eine schwierige, besonders aber 
hier und zu dieser Jahreszeit, wo nach dem ersten Durchdringen des Nordost- 
Monsuns im nördlichen Indischen Ocean die Gewässer mit verdoppelter Stärke 
auf die Nordspitze Madagaskars zuströmen und diese Insel umfliessen, wo aber 
andererseits wegen des Monsunwechsels an der afrikanischen Küste auf viele 
Windstillen gerechnet werden muss. Es war daher auf dem südlichen Kurse 
zu befürchten, durch Strömungen in die Windstillen des Mozambique-Kanals 
versetzt zu ‚werden, und wir steuerten daher nördlich, obschon wir dort gegen 
widrigen Strom anzuarbeiten hatten. Wir hegten jedoch die Erwartung, mit 
3inigen Abweichungen des Passats von seiner östlichen Richtung Länge ablaufen 
zu können, um später mit dem weiter im Ocean zu erwartenden beständigeren 
Passat unsere Reise nach Süden hin vollenden zu können. 
Der Wind hielt sich in den ersten Tagen noch südöstlich in einer Stärke 
von 3 und 4 nach Beaufort; eine Strömung, die sich auch durch viele Strom- 
scheiden und Gezeitenstrudel kennzeichnete, versetzte uns im Etmal 20 bis 28 
Seem. nach NWzN. Hiernach setzte der Strom Süd 7 Seem. per Etmal, und der 
Wind holte südlich und südwestlich. Am 27. October Mittags wurden die Alphonse- 
Inseln geschen,!) deren Lage nach den Angaben in Findlay’s Sailing Directions 
for the Indian Ocean (pag. 481) mit unseren Observationen genau stimmt. Wir 
passirten nördlich von der Gruppe und gingen ganz nahe um die Nordinsel 
herum. Dieselbe ist sehr niedrig, jedoch ganz mit Büschen.und Bäumen be- 
wachsen. Vorzugsweise kommt hier die Kokospalme vor, weshalb auch ein 
Etablissement zur Gewinnung von Kokosöl hier angelegt ist. Der Eigenthümer 
desselben wohnt auf den Seychellen und lässt das Etablissement durch gedungene 
Creolen und Neger, verwalten; einige von diesen Leuten kamen in einem Canoe 
längsseite unseres Schiffes. Grosse, Schaaren von Seevögeln sassen in den 
Bäumen, so dass dieselben von ferne aussahen, als ständen sie in voller Blüthe. 
Riffe erstrecken sich westlich und nördlich von der Nordinsel bis zu 2 bis 
3 Kblg. südöstlich davon, jedoch bis zu 5 Seem. hinaus, ausserdem ist diese 
[Insel nach Süd und SW durch Riffe mit den anderen Inseln der Gruppe ver- 
bunden. Auf dem Südostriff stand das Wrack eines kleinen eisernen Dampfers 
aus Zanzibar, der etwa 100 Tons gross gewesen war. Derselbe war auf der 
Reise von dort nach den Seychellen des Nachts hier aufgelaufen, nachdem er 
zlücklich durch die Riffe im Süden der Nord-Insel gekommen war. Man sollte 
zuchen, diese Inseln des Nachts nie nahe zu passiren, sie sind zu niedrig, um 
als Warnungszeichen für die weiter ab liegenden Untiefen dienen zu: können. 
Von hier aus hatten wir den Wind noch einige Tage südlich und süd- 
westlich mit südöstlichen durch Süd nach SW übergehenden Strömungen. Darauf 
1) Nach Raper liegt: Alphonse-Insel in 7° 0‘ Süd, 52° 43‘ Ost. 
South-Alphonse-Insel in 7° 12‘ „ 598°48 .“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.