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Ensenada de Barragan oder Punta Lara. Rio de la Plata.
Mittheilung der Deutschen Seewarte.
Der Deutschen Seewarte gingen nachstehende Mittheilungen des Herrn
AH, E. Niejahr, Führer der Deutschen Bark „Justigrath v. Paepcke“ über
Ensenada .de Barragan am La Plata!) zu, welche im Anschluss an die Notizen
‘pag. 98) des vorigen Jahrgangs dieser Annalen über dieselbe von nicht geringem
Interesse sein dürften,
„Der bedeutende Kohlenimport in Buenos Aires ist mit erheblichen
Schwierigkeiten verbunden, da wegen der grossen Entfernung der Rhede von
der Stadt die Leichter- und Transportkosten erheblich sind und starkes Zer-
bröckeln und anderweitiger Verlust unvermeidbar ist. Um diesem Uebelstande
abzuhelfen und gleichzeitig den Betrieb ihrer Eisenbahn dadurch zu erweitern,
hat die Buenos Aires— Ensenada Eisenbahngesellschaft unweit Punta Lara eine
3a. 600 Met. lange Brücke erbaut. Dieselbe ist mit Eisenbahnschienen belegt,
Jie mit der_Buenos Aires — Ensenada Bahn in Verbindung stehen. Auf dem
äussersten Ende der Brücke sind Dampfkrähne aufgestellt, um das Löschen der
Ladungen zu erleichtern.
Schiffe, welche nach Punta Lara bestimmt sind, um dort auf der Rhede
der am Pier zu löschen, sollten, selbst wenn sie nicht ihre Ordres in Buenos
Aires zu empfangen haben, gleich mit ihrem Lootsen über das Lootsengeld nach
Punta Lara via Buenos Aires sich vereinbaren. Man tfhut nämlich, um grossen
Unannehmlichkeiten mit der Zoll- und Sanitätsbehörde aus dem Wege zu gehen,
stets am besten, erst nach Buenos Aires mit dem Schiffe selbst hinauf zu gehen,
um die Visite vom Wachtschiff an Bord zu haben und von ihr die Einleitung
zur Einklarirung zu empfangen. Letztere hat man dann in Punta Lara und
später wieder in Buenos Aires weiter fortzusetzen. Man kann natürlich auch
Lootsen von Buenos Aires nach Ensenada bekommen, jedoch ist dies immerhin
mit Zeitverlust verbunden und kommt überdies meistens noch erheblich theurer.
Das Lootsengeld ist ohnedies schon ungewöhnlich hoch.
Will man die Rhede von Punta Lara ansegeln, so muss man auf jeden
Fall frei bleiben von den Aussenseiten der Santiago und Punta Lara Bank, was
am besten geschieht, wenn man sich in 6.4 Met. Wasser hält. Man bringe
dann Punta Lara, was schon von weitem an einem ziemlich umfangreichen
Gebüsch nordwestlich von den Santiago-Pappeln kenntlich ist, in SzW. Hierauf
steuere man SzW, nicht westlicher, bis man das rothe.von Ziegelsteinen auf-
yeführte viereckige Zollhaus, welches sich durch seine erhöhete Lage nahe dem
Flusse und die daneben stehende Flaggenstange, an welcher fast täglich die
Argentinische Flagge. weht, kennzeichnet, in Sicht bekommt. Dieses Zollgebäude
oringe man SzO oder SzO0'/2O (missweisend) und zu gleicher Zeit die 11 oder
12 auf einem Haufen stehenden Pappeln auf Punta Santiago in S0z01!/40. Hier
indet man in 5 bis 5!/a Met. Wassertiefe den sichersten Ankergrund und eine
yute sichere Rhede 2 Seem. vom Flussstrande entfernt. Schiffe, die über 4 Met.
Fiefgang haben, müssen auf dieser Aussenrhede erst löschen, um auf die
Binnenrhede gelangen zu können, da eine harte Sandbank mit nicht mehr
als 3.7 Met. eng. Wasser darauf, sich längs der Küste erstreckt. Nahe bei
Punta ‚Lara, ungefähr 1 Seem. vom Lande, befindet sich aber eine um etwa
J.6 Met. tiefere schmale Rinne, welche durch eine rothe Boje bezeichnet ist
und das Fahrwasser bildet, was nach der Binnenrhede führt. Vom Ankerplatz
segele man direct auf diese Boje zu, bei welcher man mit 4 Met. Tiefgang
nur gerade zur Hochwasserzeit passiren sollte, und halte dieselbe dicht längs-
seit. Sobald dann dieselbe achteraus frei vom Schiffe ist, biege man kurz nach
SO um und halte die Richtung längs der Küste, bis man eine Stange passirt,
welche an Steuerbord zu halten ist. Alsdann richte man seinen Kurs eben frei
vom Ende der Brücke und ankere dort, in ungefähr 3 bis 5 Kblg. nördlich
vom Brückenkopf, in reichlich 4 Met. Wasser. Für Schiffe, die von der Aussen-
nach der Binnenrhede und von dort an die Brücke zu gehen wünschen, ist es
ampfehlenswerth, einen Lootsen zu nehmen. Für diesen Zweck hat auch die
1) S, The South America Pilot, Part I (1874), pag. 217.