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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

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Von Medio ‚aus machte sich die hier stets vorkommende westliche Dünung 
bemerkbar, welche unsere Fahrt trotz voller Maschinenkraft und bei nur mässi- 
zem Winde zeitweise auf 4 Seem. reducirte. Doch gelang es uns Abends 7 Uhr 
Cap Henry zu erreichen, und nachdem wir um 8* 30 die letzten Klippen nord- 
wärts quer ab gepeilt hatten, waren wir frei von dieser gefährlichen Küste, und 
3omit war dieses Ende der Magellan-Strasse glücklich passirt. 
Wir hatten also 18 Tage incl. 6 Tage Aufenthalt in Punta Arenas zum 
Passiren der Strasse gebraucht bei fortwährenden westlichen Regenstürmen. 
\lan darf sich eben keine Illusionen in Betreff des zu erwartenden schönen 
oder auch nur erträglichen Wetters machen, wenigstens wird man westwärts 
von Cap Froward mit Gewissheit auf schweren Wind aus NW mit dickem Regen 
oder Hagel rechnen können. Es gehört sogenanntes gutes Wetter, d. h. klare 
Luft und mässiger Wind, in dieser Jahreszeit zu den Ausnahmefällen, was auch 
die Aussagen aller hiesigen Sachverständigen und die Sailing Directions be- 
stätigen (vergl. South American Pilot II (1870), pag. 81— 86). Man muss um 
30 mehr die Ausdauer und Energie der englischen Vermessungsschiffe „Adven- 
ture“ und „Beagle“ bewundern, welche während drei Jahre hier stationirt waren 
and im Ganzen genommen vorzügliche Karten dieser Gewässer geliefert haben. 
Sollte in Zukunft, wie vorauszusehen, die Magellan-Strasse allen unseren 
Schiffen vorgeschrieben werden, welche von Ost nach China oder Japan be- 
stimmt sind, so würden sich folgende Punkte, der Nachachtung werth, empfeh- 
len lassen. 
1) Das Schiff müsste sich in Montevideo so mit den besten englischen 
Wales-Kohlen ausrüsten, dass es wenigstens für 10 — 12 Tage Volldampf mit 
4 Kesseln führt, damit es nicht auf die sehr mässigen Kohlen von Punta Arenas 
angewiesen ist *). 
2) Sobald das Schiff Cap Virgins passirt hat, streiche ‚es sofort Stengen 
und Unterraaen, da es nur selten Gelegenheit haben wird, auch nur Schratsegel 
zu führen und es bei den schweren Böen sicherer zu Anker liegen wird, 
3) Als guter Ankerplatz vor dem Kinlaufen in die Magellan - Strasse 
würde sich der von uns besuchte und sehr zu empfehlende zwischen Condor 
CHff und Cap Virgins darbieten. Man liegt ca. 1'% Seem. von Land auf nicht 
unter 17 Met. und hat hier Schutz gegen alle Winde von SSW durch W bis 
NW. Ebenso eignet sich Dungeness als Ankerplatz gegen alle Winde von SW 
bis NW und ebenfalls an der Westseite als Schutz gegen östliche Winde von 
SE bis N. Als erster Ankerplatz innerhalb der Strasse wäre Possession Bay 
zu empfehlen und zwar Stonewall Anchorage, Mount Aymond und Cap Possession 
in Deckpeilung gehalten. Als zweiter Ankerplatz würde Punta Arenas zu benutzen 
sein, um hier Kohlen aufzufüllen eventuell die Post abzuwarten. Einen Lootsen 
zu nehmen sowohl von Ost als von West her, halten wir für überflüssig und können 
die 1000 $ wohl erspart werden, da die Karten vorzügliches Material zur Orien- 
tirung bieten und bei gewöhnlicher Aufmerksamkeit keine Schwierigkeiten in 
der Navigirung vorkommen können. 
4) Da nach unserer Erfahrung die frühen Morgenstunden sich am besten 
zur Fahrt in der Strasse eignen, weil es um diese Zeit selten so hart weht wie 
Vor- und Nachmittags, und auch die Fahrt während der Nacht keine grossen 
Schwierigkeiten, namentlich in den breiteren Passagen, bietet, so wäre es zu 
ampfehlen, Punta Arenas bei Abend zu verlassen, um Morgens früh bei Cap 
Froward oder Cap Gallant einzutreffen. Man würde um diese Jahreszeit auch 
nier gemässigteres Wetter antreffen und wahrscheinlich noch bei Zeiten den 
dritten Ankerplatz, Port Churruca, erreichen. Vor Port Angosto kann unserer 
Erfahrung nach nur gewarnt werden, da es die schwersten Böen aufzuweisen 
hatte, die mit gleicher Stärke aus allen Richtungen von den steilen Bergen 
herunterstürzen. S. M. S. „Vineta“ wurde hier in einer Stunde ca. 15—20 Mal 
am seinen Anker herumgeschleudert. Von hier aus könnte das Schiff dann ent- 
weder bei Cap Pillar das Ende der Strasse erreichen, oder noch besser durch 
1) Die „Vineta“ verbrauchte auf der Tour von Cap Virgins bis Cap Henry 95 Tons Wales- 
kxohlen, 141 Tons patagonische (Punta Arenas) Kohlen und ca, 30 Kubikmeter Holz, Der Heiz- 
yerth der patagonischen zur Wales-Kohle stellt sich nach unseren Erfahrungen wie 3:5.
	        
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