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tiren. Doch muss man scharf aufpassen, um die Landmarken, welche nur durch
die Gestaltung der Berge gegeben sind (denn künstliche Landmarken giebt es
von Punta Arenas an nicht mehr) richtig zu erkennen und zu Unterscheiden,
So liefen wir denn nach beschwerlicher Fahrt bei fürchterlichen Böen
mit Regen Nachmittags in die Angosto Bat ein, da wir Port Churruca bei dem
Sturm nicht mehr vor Abend erreichen konnten. Nach der Karte bekommt man
hier ebenfalls eine ganz andere Ansicht von der Formation des Landes, und
man ahnt nicht, dass man in ein Felsenbecken hineinläuft, welches von schroffen
244 Met. hohen Felsen eingeschlossen ist. Sehr malerisch erschienen namentlich
die prachtrollen Wasserfälle. Doch kamen wir nicht zum Genuss des Anblicks
dieser grossartigen Natur wegen der fortwährend mit ungestümer Heftigkeit
aus allen Richtungen herunterstossenden „ Williwaws“. Am nächsten Morgen
fiel eine so heftige Bö ein, dass unser Anker nebst Nock brach, und obgleich
der zweite sofort fiel, trieben wir doch mit dem Heck gegen einen Felsen,
glücklicherweise ohne bedeutenden Schaden zu nehmen, Die nächste Bö brachte
uns wieder ab und wir legten uns nun vor zwei Anker, .
Da unser Kohlenvorrath, trotzdem wir in Punta Arenas 20 Tons in die
Batterie genommen, rasch dahin schwand, weil wir stets mit vier Kesseln gingen
und ein baldiges Erreichen des Ausganges der Strasse durch die fortwährenden
Stürme sehr verzögert wurde, so wurde hier der Kohlenvorrath durch Holz-
schlagen ergänzt. Es wurden im Laufe des Tages otwa vier Pinassladungen
Holz an Bord geschafft. Das Holzschlagen wurde von jetzt ab in jedem Hafen
fortgesetzt und hat sich gut bewährt, da wir schliesslich etwa 30 Stunden länger
Dampf hatten, als es mit Kohlen allein möglich gewesen wäre,
Als wir eben in Port Angosto geankert waren, segelte ein grosses Schiff
vor dem Eingang des Kanals zur Bai vorbei und wurde bald als S, M. 8.
„Gazelle“ ostwärts steuernd erkannt. Obgleich die „Gazelle“ wie ein Panorama
vorbei schwand, so hatte man uns doch vor Anker bemerkt, und nach kurzer
Zeit hatten wir die Freude, S. M. S. „Gazelle“ im Kanal 1 Seem. von uns
ankern zu sehen (s. „Annal. d. Hydr.“ ete. 1876, pag. 136) und mit dem
Offieiercorps, trotz des strömenden Regens, einen heiteren Abend zu feiern.
5. M. S. „Gazelle“ verliess uns schon wieder am nächsten Morgen auf der Reise
aach der Heimath. Wir setzten unsere Reise westwärts am 6, Februar Morgens
fort und gelangten in den Smyth Kanal, dessen Eingang durch Fairway Hill
gut markirt ist. Das Fahrwasser in Smyth Strait von Süden bis /sthmus Bay
ist sehr verwickelt, und wäre eine Tonne bei Long Island zur Bezeichnung der
sehr engen Passage sehr. wünschenswerth. Ebenso ist hier die nach West und
NW sich erstreckende Bank auf der Karte nicht weit genug vom Lande sich
arstreckend gezeichnet, oder hat sich seitdem erweitert, wie wir zu unserem
Schaden erfuhren. ‘Nach der Karte sind in 1 Kblg. Abstand schon 11 Met.,
und wir fanden bei 8—10 Kblg. Abstand nur 5.5 Met., kamen an Steuerbord
ıeicht fost, doch, glücklicherweise ohne Schaden genommen zu haben, bald
wieder ab.
Isthmus Bay, das Ziel unserer diesmaligen Reise, markirt sich am Lande
durch den tiefen Einschnitt, welchen die zwei Bergrücken bilden, die die Bucht
einschliessen. Durch die Mitte der Bucht ziehen sich einige Untiefeh mit
2U, Met. Tiefe, welche die Einfahrt sehr erschweren. Doch gelangt man sicher
auf den Ankerplatz südlich von Hurlow Island, wenn man sich, wie vorgeschrie-
ben, in etwa 1'/2 Kblg. Abstand von der Ostküste der Bali hält. Hier in dieser
Bucht lernten wir so recht die wüthende Gewalt der „ Williwaws“ kennen, so
lass wir, obgleich vor 140 Met. Kette liegend, noch den zweiten Anker fallen
lassen mussten. Nach einer stürmischen Nacht und einem Tage, welcher wie
früher zum Holzschlagen und Wasserfüllen benutzt wurde, und nachdem wir
die Labouchere - Bank am Hafeneingang durch eine Tonne mit rother Flagge
bezeichnet hatten, verliessen wir diesen unsern Ankerplatz wieder bei NW-Sturm
and Regen, Während des Tages hatten wir viel von den heftigen Regenböen
und der Abwechselung halber auch von schweren Hagelböen zu leiden. Nament-
lich war dieser Regen in der nur 1 Seem. breiten Targuchar- Passage schr un-
bequem, da Sehen und Peilen zeitweise unmöglich wurde, Glücklicherweise be-
merkt man die hohen Berge zu beiden Seiten noch zeitig genug, um den richti-
yen Kurs wählen zu können.