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nicht bewohnte Niuschwang (vgl. Hydr. Mitth. 1874, pag: 92 — 96, und The
Ohina Sea Directory Vol. III, pag. 563). Sie hat ca. 40,000 Einwohner, macht
aber mit ihren niedrigen Lehmhütten einen ungemein traurigen Eindruck. Sogar
die Wohnungen der Fremden stehen hinter den sonst so Iluxuriös gebauten
Häusern der übrigen chinesischen Häfen weit zurück. Als nördlichster der
lem fremden Handel geöffneten Häfen China’s hat Ying-tze eine grosse Be-
Jeutung, indem es den Import fremder Waaren für die ganze Mongolei und
Mandschurei vermittelt; auch ist Ying-tze ein Hauptplatz für den Export von
Fellen. Die Schifffahrt, und mit ihr der Handel, beginnt durchschnittlich in der
'etzten Woche des März und schliesst in der letzten Woche des November
(vgl. Hydr. Mitth. 1874, pag. 95). In der Zwischenzeit ist der Fluss mit
Bis bedeckt und die Communication über Tientsin kann nur durch Couriere
arfolgen.
Gerade in diesem Hafen hat die Deutsche Schifffahrt eine besondere
Bedeutung erlangt und die aller anderen Nationen weit: überflügelt. Im Laufe
des Jahres 1874 haben 101 Deutsche Segelschiffe mit ca. 35,400 Tons Gesammt-
iadung diesen Hafen besucht, während die G-esammtzahl der Schiffe anderer
Nationen kaum zwei Drittel dieser Anzahl erreichte. Auch ziehen die chine-
zischen Kaufleute die deutschen Schiffsführer denen anderer Nationen vor.“
Von Ying-tze aus begab sich Capitain Kühne mit 8. M. 8. „Ariadne“
am 5. Juli nach Ta-ku-schan am Yang-ho, an der Nordküste des Gelben Meeres
und an der Südküste der Mandschurei, einem Platze, welcher bisher noch
wenig bekannt ist, aber ebenfalls wie Yıng-tze, für den Deutschen Handel von
zrosser Bedentung zu werden verspricht, und unternahm mit den Offieieren der
„Ariadne“ eine Reihe von Vermessungen der Rhede von Ta-ku-schan, welche,
wenn sie auch nur den Charakter vorläufiger Ermittelungen haben — da jegliche
(este Punkte fehlen und die für die Vermessungen verfügbare Zeit zu kurz war,
um solche durch astronomische Beobachtungen genau festzulegen — dennoch
zur Erweiterung der Kenntniss jener bisher nur ganz ungenau bestimmten Küsten
vesentlich beitragen.
2, Beschreibung der Häfen von Thornion auf der Insel Hai-yun-taw und von
Ta-ku-schan, Vermessung der Rhede von Ta-ku-schan.
(Mit einer Karte.)
Von Capitain zur See Kühne.
Am 5. Juli dampfte „Ariadne“ den Liau-Fluss herab, passirte des Nach-
nittags die Barre und nahm hierauf einen Lootsen an Bord. Am Morgen des
7. Juli kam der Felsen Shi-siau, südlich von den Blonde-Inseln, in Sicht; der-
selbe ist auf der englischen Karte nur- als einzelner Felsen bezeichnet, es zieht
sich aber von ihm, wie durch starke Brandung festgestellt wurde, ein Riff etwa
2 Kblg. in südöstlicher Richtung fort, von welchem noch zwei kleine Zacken
über dem Wasser hervorragen. Wegen dicken Wettors ankerte „Ariadne“ am
Nachmittage des 7. Juli in dem Hafen von Thornton auf der Insel Hai-yun-tau,*)
Thornton, an der Nordwestseite der Insel gelegen, ist ein wunderschöner, kleiner,
sicherer Hafen, welcher, falls Ta-ku-schan dem fremden Handel geöffnet werden
3ollte, eine erhöhte Bedeutung erhalten wird, da er ziemlich im Kurse der
Schiffe nach und von Ta-ku-schan und in nicht sehr grosser Entfernung (50 Seem.)
von diesem Platze liegt. Er würde diesen Schiffen eine sehr sichere Zufluchtsstätte
m Falle von schwerem Wetter gewähren, und es würden namentlich die nach
Ta-ku-schan bestimmten Schiffe hier günstige Witterung abwarten können.
Der Hafen, der in einer Breite von etwa 3 Kblg. 1'/2 Scem. weit in
südöstlicher Richtung in die Insel einschneidet, flacht nach dem Ende der Bucht
zu ab, so dass der letzte Theil desselben für Schiffe nicht mehr passirbar ist;
loch können gut 20—30 Schiffe in demselben Schutz finden, da die leichteren
Schiffe weit in die Bucht hineingehen können. Er wird rings von 200 bis
300 Met. hohen Bergen umgeben, welche steil nach dem Hafen zu abfallen und
) S. The China Sea Directory Vol, III (1874), pag. 486