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1875 grosse Dürre herrschte, in einem grossen Theile von Europa grosse und
lang anhaltende Kälte auftrat.
Cyclone von Ende März 1874, Diese Cyeclone hat der K. K. Oesterreichisch-
Ungarische Linienschiffs - Fähnrich Leopold Ritter von Jedina von der Cor-
vette „Helgoland“, Fregatten-Capitain Schaffer, einer eingehenden Untersuchung
unterworfen; die Resultate derselben sind in den „Mittheilungen aus dem
Gebiete des Seewesens“, Bd. II (Pola, 1874), pag. 569—582, mitgetheilt. Wir
entnehmen dieser Quelle folgende Angaben über diese Cyelone,
Ende März 1874 wurde der Süd-Indische Ocean zwischen 55° und 90°
Ost-Länge und 10°—30° Süd-Br. von einem Wirbelsturme heimgesucht, welcher
als einer der stärksten bezeichnet wird, die seit Jahren bei Mauritius vorge-
kommen sind, und der seinem verheerenden Auftreten nach dem furchtbaren
Orkane vom 30. April bis 1. Mai 1868 nahe kommt.
Der Ursprung dieser Cyclone ist, wie bei den meisten des Süd-Indischen
Oceans, zwischen dem 10, und 12. südlichen Breitenparallel und in der Nähe
von 90° Ost - Lg. zu suchen, wie aus dem Zustande des Wetters hervorgeht,
welches das englische Schiff „Karly Morn“ auf der Reise von Maulmain nach
Mauritius am 20. März (in 15° 31‘ Süd-Br. und 83° 29‘ Ost-Lg.) angetroffen
hat, nämlich hohe See aus Ost, Gewitter, St. Elmsfeuer und Drehung des Win-
des von NW durch Süd nach Ost. Von hier aus bewegte sich die Cyclone in
der Richtung nach WSW gegen Mauritius, passirte zwischen dieser Insel und
Bourbon (Reunion) am 26. und 27. März 1874 und schlug hierauf den bei die-
sen Orkanen gewöhnlichen südöstlichen Kurs ein. Am 31. März befand sich
das Sturmcentrum in ungefähr 28° Süd-Br. und 60° Ost-Lg,
Demzufolge hatte die Cyelone innerhalb 11 Tagen einen Weg von un-
gefähr 2400 Seem. zurückgelegt, was einer mittleren Geschwindigkeit von
9 Seem. die Stunde entspricht. In Wirklichkeit war jedoch die Geschwindig-
keit Anfangs eine bedeutend grössere und verringerte sich in der Nähe des
Scheitels, wie aus den Beobachtungen zu Mauritius vom 26—928. März hervor-
geht, bis auf 3 — 4 Seem., und nahm darauf im südöstlichen Theile der Bahn
wieder beträchtlich über das Mittel zu. Die Breite der Cyeclone konnte man
annähernd auf 300 — 400 Seem. schätzen, in dem südlichen Zweige ihrer Bahn
aber bis über 800 Seem.
Aus den Angaben der mehr als 20 Schiffe, welche von diesem Sturme
mehr oder weniger betroffen wurden, lässt sich entnehmen, dass in den meisten
Fällen der stärkste Wind dem Barometer-Minimum voranging, ferner, dass auf
Mauritius, selbst bis zur unmittelbaren Nähe des Centrums, sich die tägliche Schwan-
kung des Barometers noch fühlbar machte und bei den Minima’s die stärksten
Böen beobachtet wurden, während bei den Maxima’s öfters ein Nachlassen der
Windstärke sich kundgab, endlich dass, besonders wenn man sich hinter einer
fortschreitenden Cyclone befindet, bei der Bestimmung der Lage des Sturm-
centrums der Einbiegung der Windrichtung gegen das Centrum Rechnung ge-
tragen werden muss.
Die angenäherten Positionen des Sturmcentrums für die Tage vom
21—31. März 1874 waren nach der Karte dieser Cyclone (s. a. a. 0. Taf. XIV)
Breite,
März ?1 12° 40‘ Süd
99 183° 0
3 14° 0,
“4. 15°
13° 0
19° 20°
20° 30°
25° 40°
28° Yo
x
Länge.
79° 40‘ Ost
72° 0,
67° 10°
63° 0
57° 20
56° 40° .
56° 30°
58° 25‘
60° 20‘
vr
Aus den Wind- und Wetterbeobachtungen von einzelnen Schiffen, welche
von der Cyclone in See betroffen wurden, und aus den gleichzeitigen Beobach-
tungen zu Port Lowis (Mauritius) und St. Denis (Reunion) theilen wir hier fol-
gende Angaben mit, welche wir aus den einzelnen Berichten chronologisch an-
yeordnet haben.