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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

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zelnen meteorologischen Factoren, (so u. A. der Monats-und Jahresmittel des 
Regenfalles für 146 Orte, auf welche wir bei einer anderen Gelegenheit zurück- 
kommen werden), auch noch eine detaillirte Darstellung der im Jahre 1874 
in dem Meerbusen von Bengalen beobachteten Stürme gegeben, welche für die 
Auffindung: der Entstehungsursachen der Cyclonen auch von theoretischer Wich- 
tigkeit ist. 
$ Der bedeutendste Orkan i. J. 1874 in dem Meerbusen von Bengalen und 
in Ostindien war die Midnapore- und Burdwan-Cyclone vom 15. und 16. Oec- 
tober 1874, über welche Herr Willson im März 1875 einen eigenen umfang- 
reichen Bericht an die Regierung von Calcutta abgestattet hat (s. pag. 158). 
Nach der „Hydrographic Notice“ 1876, No. 4 (v. 3. März) bringen wir hier zu- 
nächst einige Bemerkungen, welche Herr Willson bei Gelegenheit der Dis- 
cussion der oben erwähnten Cyclone über die Unterschiede des Auftretens und 
Ursprunges der bengalischen Cyclonen in den Monaten October—November und 
April — Mai gemacht hat. 
Wichtige Unterscheidungsmerkmale sind zwischen den Cyclonen, welche 
die Küsten von Bengalen im October und November heimsuchen und denen, 
welche im April und Mai auftreten, beobachtet worden und zu beachten. 
Die Stürme des October und November entstehen gewöhnlich in dem östlichen 
Theile des Meerbusens von Bengalen, nahe bei oder ein wenig nördlich von 
Jen Andamanen-Inseln, und während hier an dieser Stelle dem Sturme ein, 
mehrere Tage anhaltendes schlechtes Wetter vorausgeht und wahrscheinlich 
auch ein niedriger Barometerstand, giebt es längs der bengalischen Küsten- 
linie in der Regel keine Wetter-Anzeichen für die Hxistenz eines Sturmes, 
bis ein oder zwei Tage vor seiner Ankunft, und erst für einen Ort, welcher 
sich nahe an der Grenze des stürmischen, die fortschreitende Cyclone um- 
gebenden Windes befindet, zeigt sich ein entschiedenes Fallen des Barometers. 
In dem nordwestlichen Theile des Meerbusens von Bengalen herrschen in diesen 
Monaten nordöstliche Winde vor. 
Die Cyclonen, welche im October etwa zwischen 14° und 18° Nord-Br, 
entstehen, sind die häufigsten an den bengalischen Küsten, während die No- 
vember-Cyclonen, welche weiter südlich entstehen, gewöhnlich nur längs der 
Küste von Madras verspürt werden. 
Die Cyelonen des April und Mai dagegen entstehen gewöhnlich im 
nördlichen Theile des Meerbusens von Bengalen; das Barometer fällt 4 oder 
5 Tage vorher stetig und beträchtlich; die Südwestwinde herrschen in diesen 
Monaten vor, und Winde aus Nordost sind alsdann sehr selten. Die Cyclonen 
des April und Mai sind in der Regel nicht so heftig, als die des October und 
dringen selten weiter landeinwärts vor. 
Vor dem Hereinbrechen einer Cyclone (im Oetober) und während ihrer 
Annäherung herrschen im Meerbusen von Bengalen nordöstliche Winde über viele 
Längengrade hin, nördlich von dem Sturme, sowohl an der östlichen, als an 
der westlichen Seite der in der Folge von ihr beschriebenen Bahn; auch zeigt sich 
kein ausgeprägtes Bestreben des Windes sich zu drehen, bis die Cyclone ganz 
dicht herangerückt ist. *) Diese Thatsache, welche gegen die allgemeine Regel 
spricht, dass man den Ort des Sturmcentrums acht Striche nach rechts von der 
Richtung des Windes peilen soll, ist sehr wichtig für den Seemann und von 
ihm wohl zu beachten; ein entschiedenes Fallen des Barometers muss also erst 
stattfinden, bevor man annehmen kann, dass der Mittelpunkt der Cyclone um 
acht Striche von der Windrichtung nach rechts peilt. In einer grösseren Ent- 
fernung vom Centrum und vor einem starken Fallen des Barometers kann das 
Centrum 12 Striche nach rechts von der Windrichtung peilen.**) 
*) Bei der Cyclone vom October 1874 waren die Winde über dem Meerbusen von Ben- 
galen nördlich von 17° Nord-Br. von Mittag des 12, October ab nordöstlich, und südlich von 
15° Nord-Br. waren sie südwestlich, (S. pag. 158.) 
*#*) In dem vorliegenden Falle war der Winkel zwischen der Windrichtung und der Rich- 
tung des Ortes des Sturmcentrums von links nach rechts gemessen, in keinem Falle kleiner als 
) Compassstriche, in einigen Fällen sogar 12 und wahrscheinlich selbst 13 Compassstriche. 
Willson erweitert seine bei Gelegenheit des Berichtes über die Balassore- Cyclone (s. pag. 160) 
ampfohlene Regel für den Gebrauch nahe dem Umfange des Wirbels, d. h, wenn das Barometer
	        
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