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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 4 (1876)

14° 
Aus den Reiseberichten S. M. Schiff „Vineta“, Capitain z. See 
Graf v. Monts. 
Reise von Rio de Janeiro über Montevideo nach Punta Arenas 
in der Magellan-Strasse. 
S. M. S. „Vineta“ war unter dem Commando des Capitain zur See Graf 
v. Monts am 12. Dezember 1875 auf der Rhede von Rio de Janeiro eingetroffen 
(s. Ann. d. Hydr. ete. 1876, pag. 59) und verliess Rio wieder am 21. Dezember, 
um nach Montevideo zu gehen, wo sie am 29. Dezember anlangte und bis zum 
9. Januar 1876 blieb. 
An diesem Tage setzte die „Vineta“ ihre Reise nach Ost-Asien fort und 
kam am 26. Januar zu Punta Arenas (Sandy Point) in der Magellan-Strasse an. 
Der Commandant der „Vineta“, Capitain zur See Graf v. Monts, be- 
richtet über diese beiden Reisen: 
„Der Wind war bei der Abreise aus Rio de Janeiro am Vormittage des 
21. Dezember südöstlich und schwach und blieb auch so bis zum 23. Dezember; 
an diesem Tage ging der Wind über Ost auf NE, bis zur Windstärke 4—5 auf- 
frischend und blieb so bis zum 25, Dezember Nachts, wo er mit böigem Wetter 
auf NW überging. Von 33° Süd - Br. und 55° West- Lg. ab herrschten ver- 
änderliche Winde mit einzelnen steifen Regenböen vor. Am 28. Dezember 
1 Uhr Nachmittags kam Cap Palmar in Sicht, bei leichtem SW-Wind und siar- 
kem nach NW setzendem Strom, und am 29. Dezember früh ankerte die „ Vineta“ 
auf der Rhede von Montevideo *). 
Bei Maldonado wurde ein Regierungslootse an Bord genommen — wie 
solches auch die Segelanweisungen dringend empfehlen; je näher aber die 
„Vineta“ an die Rhede von Montevideo kam, desto ängstlicher wurde der 
Lootse und verlangte auf ungewöhnlich grosse Entfernung von derselben zu 
ankern, so dass ich mich nicht mehr an ihn kehrte und da ankerte, wo es mir 
passte. Nach dieser Erfahrung kann daher nur angerathen werden, dass die 
Montevideo anlaufenden Schiffe keinen Lootsen annehmen, Das Fahrwasser 
ist von Cap Santa Maria an durch die Insel Lobos, die Leuchtthürme auf Flores 
und das Feuerschiff an der Ostseite der englischen Bank genügend gekennzeich- 
net; der Ankerplatz Cerro-Leuchtthurm in NWzN bis NW'/4N und die Kuppel der 
Gasanstalt in NOzN bis NOY2N kann auch ohne Hülfe eines Lootsen leicht er- 
reicht werden, 
Am 9. Januar 1876 verliess S.. M. S. „Vineta“ unter Segel die Rhede 
von Montevideo und steuerte südwärts bei leichten südöstlichen Winden unter 
fortgesetzter Anwendung des Grundloggs und Handlothes. Bei dem flauen 
Winde und zeitweise böigem Wetter wurden nur kleine Etmale gemacht, bis am 
L1. Januar Nachts der Wind von SE durch Ost auf NNW ging mit trübem, 
regnerischem Wetter. Dieser Wind hielt jedoch auch nur einen Tag lang an 
und setzte dann ein steifer SE - Wind mit schweren Böen und häufigem Regen 
ein. Von hier aus wurde die Reise sehr verzögert durch fortwährend veränder- 
liche Winde, schwere Böen mit Regen und mehrfachen schweren Gewittern. Dieses 
Wetter hielt an bis 47° Süd-Br. und 63° West-Lg., wo sich ganz leichte süd- 
liche Winde mit häufigen Stillen einstellten. Es wurde deshalb am 19. Januar 
Dampf aufgemacht und ca, 12 Stunden lang gedampft. Dann wurde wieder g0- 
sogelt und unter fortwährendem Lothen am 22. Januar Abends Cap Virgins, 
das Ostende der Magellan - Strasse erreicht. Während der folgenden Nacht 
wurde das Schiff unter Dampf in Sicht dieses Caps gehalten und bei Tages- 
anbruch die Fahrt in die Strasse hinein fortgesetzt. Der Wind sprang während 
des Vormittags auf WSW um und nahm immer mehr an Heftigkeit zu, so dass 
ich mich Nachmittags 2 Uhr in Sicht von Cap Possession gezwungen sah, um- 
zudrehen, da das Schiff, trotzdem die Maschine mit Volldampf in allen Kesseln 
arbeitete, langsam zurückzutreiben begann. Um vor diesem schweren Sturme 
Schutz zu suchen, lief ich zurück und ankerte Abends in Lee vom Cap Virgins. 
Der Sturm nahm während der Nacht noch mehr zu und erreichte zeitweise die 
*) S. The South America Pilot, Part. I (1874), pag. 189—192.
	        
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