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Passiren der Barre den Flaggenmast und die Bake in Deckpeilung halten. Dabei
muss aber auf den Semaphor-Arm geachtet werden, da zu Zeiten eine starke Strö-
mung quer über die Einfahrt setzt und die Barre sich dann leicht verändert.
Während der Nacht wird auf dem Flaggenmast ein weisses festes Feuer und
auf der Bake ein rothes festes Feuer gezeigt; das weisse Feuer ist 6 Seem.
weit sichtbar. Bei Tag weht auf der Bake eine rothe Flagge. Die an dem
Flaggenmast gemachten Signale sind die von der Colonial-Regierung bestimmten
Barre- und Noth-Sienale. Der Lootse kommt nur innerhalb der Barre an Bord.
7, Strömung an der Südküste von Australien *), Im Anschluss
an den in dieser Zeitschrift bereits gebrachten Aufsatz über die Strömung an
der Südküste von Australien (siehe „Hydrogr. Mitth.“ 1875, pag. 93) folgt hier
der Bericht des Staff Commander Henry I. Stanley, R. N., welcher in den
„Hydrographie Notice“ No. 23. London 1875, veröffentlicht worden ist.
Strömung. Die Strömung setzt im Allgemeinen, mit Bezug auf die
hier herrschenden westlichen Winde nach Osten, verfolgt die Küstenlinie, und
setzt so in die grosse Australische Bucht, aus der dann die Strömung süd-
östlich heraussetzt; wenn nun in der Nähe des Landes ein NW-Sturm herrscht,
so kann diese Strömung die Geschwindigkeit von 2! Knoten die Stunde er-
reichen. **)
In der Nähe der Küste findet man bei östlichen Winden einen nach Westen
setzenden Strom, aber dieser Strom ist wahrscheinlich nur auf die Nähe der
Küste beschränkt.
Winde. Nördliche und NNE-Winde werden gewöhnlich von West- und
SW-Winden verdrängt.
Segelanweisung. Schiffe, welche von Westen kommen und nach der
Bass-Strasse bestimmt sind, müssen im Allgemeinen in 42° oder 43° Süd-Br.
halten bis 138° Ost-Lg. erreicht ist, von hier müssen sie ungefähr NO oder
NOzN steuern, um das Vorgebirge Moonlight in Sicht zu bringen, Bei diesem
Kurse wird der 40. südliche Breitengrad ungefähr 120 Seem. westlich der
Insel King geschnitten. (s. „Australia Directory“ Vol. I, pag. 502).
Bei starken westlichen Winden ist os besser, auf dem 40. Parallel zu
bleiben, nachdem man den Meridian vom Cap Leeuwin passirt hat und die
Insel King in grösserer Entfernung in Sicht zu bringen und auf das Vorgebirge
Moonlight zu halten, ehe der 135. östliche Meridian erreicht ist (s. Australia
Directory, Vol. I, pag. 205).
Mehrere Schiffe sind an der Insel King ***) gescheitert, weil sie einen di-
recten Kurs auf Cap Otway eingeschlagen und weil sie unnöthig zu grosses Ge-
wicht auf die Untiefen an der Südküste von Australien gegeben hatten und
dabei die grösseren Gefahren, die bei der Insel King ihrer harrten, aus dem
Auge liessen. Es ist deshalb anzuempfehlen, das Vorgebirge Moonlight oder
einige westlich davon gelegene Punkte an der Küste anzusteuern, da die Lo-
Ihungen an diesem Theil der Küste gut ausgeführt und die Tiefen regelmässig
sind. Die 100-Fadenlinie (183 Met.) ist 35 Seem. südwestlich von dem Vor-
gebirge Moonlight und 10 Seem. von dem Vorgebirge entfernt, findet man noch
{3 Met. Tiefe. Nähert man sich der Bass-Strasse bei unsichtigem Wetter oder
wenn man nicht genau die Position des Schiffes kennt, so darf ein Schiff nicht
auf geringere Tiefe als 73 Met. gehen.
Führer von eisernen Schiffen, besonders von neu gebauten, müssen die
Deviation ihrer Compasse bei Annäherung an die Küste von Australien genau
bestimmen.
8. Abhängigkeit der Schiffsverluste und Unfälle zur See an
den britischen Küsten von der Windrichtung und Windstärke. In
-) „Australia Directory‘‘ Vol. I, pag. 499 und 500.
**) LI. Br. M. S. „Challenger“ wurde im Jahre 1866 in 24 Stunden 30 Seem, südwärts ge-
setzt (s. Australia Directory Vol. I, pag. 503) und I, Br. M. S. „Adventure“ wurde im October
1874 einen Tag ehe die Bass Strasse von Westen aus erreicht wurde, nachdem frische NE und
NW-Winde geweht hatten, in 24 Stunden 20 Seem. nach rw. S44° O versetzt.
***) Eine Beschreibung der Insel King ist in den „Hydr. Mitth.“ 1784, pop. 431, 241, 253
vegeben, A. d. R.