Schiff durch Strom dor nordöstlichen Scite der Riflpassage etwas zu nahe und
stiess bei 1'/2 bis 2 Knoten Fahrt und ohne festzukommen auf eine 5.6 Met.-
Stelle, obgleich beim letzten Lothwurf wenige Sekunden vorher 25.5 Met. ge-
lothet waren. Ich liess langsam achteraus gehen und lief eine Schiffsbreite mehr
südwestlich heraus. Mein Plan war zunächst, einen Ankerplatz aufzusuchen,
an welchem ein Fluss oder Bach gestattete, Wasser einzunehmen, um das
für das Destilliren erforderliche Brennmaterial zu ersparen.
Gegen Abend des 21. Juli vor einigen kleinen Buchten ungefähr in der
Mitte der Südküste Neu-Hannovers angelangt, in welche Bäche zu münden schie-
nen, schickte ich mehrere Boote hinein, um einen Ankerplatz zwischen den
Riffen zu suchen, welcher in einer der Buchten nach Dunkelwerden endlich ge-
funden wurde. Im Allgemeinen sind diese Buchten zum Ankern ungeeignet,
weil man entweder erst eine Schiffslänge vom Strandriff Ankergrund findet, oder
weil die Aussenriffe zu schmale oder gar keine Fahrwasser frei lassen, mitunter
auch die ganze Bucht ausfüllen,
Am folgenden Morgen lief ich in die eine Bucht ein und ankorte auf
56.5 Met. Wasser nicht weit von der Mündung eines Flusses. Die kleine Bucht
giebt cinen während des Südost-Monsuns gut geschützten und unter den hohen
Bergen Neu-Hannovers hübsch gelegenen Ankerplatz, welcher sich für den
Zweck des Wassereinnehmens wohl empfiehlt. Es wurden hier der Hafen und
die nächsten Baien und Küstenstrecken vermessen, Pegelbeobachtungen ange-
stellt und Holz und Wasser eingenommen, sowie naturwissenschaftliche Beob-
achtungen und Sammlungen gemacht.
An der Bai selbst liegt. kein Dorf; die Eingebornen kamen aber zu
Hunderten aus den westlich und östlich einige Meilen entfernten Dörfern an den
Strand, wo einiger Verkehr mit ihnen stattfand. Sie unterscheiden sich in nichts
Wesentlichem von den Eingebornen der Nordwest-Küste, ausser dass in ihrem
yanzen Benehmen zu erkennen war, dass sie noch nie Weisse geschen haben und
dass sie sich daher scheuer und feindseliger verhielten, wofür auch eine — wie es
schien — mehr kriegerische Beanlagung resp. Gewohnheit die Ursache gewesen
sein mag. Vorzugsweise war es aber die gleiche Neigung zum Stehlen oder
Rauben, welche zu Differenzen mit dem Schiffe führte, auf die ich glaube etwas
näher eingehen zu sollen. Bei einer Excursion, welche ich flussaufwärts unter-
nahm und bei welcher die Gig am Fusse des Gebirges, das ich dem Flussbette
folgend bestieg, zurückbleiben musste, versuchte eine Partie Eingeborner vor-
schiedentlich das Boot zu berauben, so dass der Gigssteurer, als blinde Schüsse
ihnen keinen Respect mehr einflössten, scharf feuern und einen Mann verwunden
musste. Sie zogen sich darauf in ihre von hier ziemlich entfernten Dörfern zu-
rück, ‚wahrscheinlich, um in grösserer Zahl am anderen Tage wieder zu er-
scheinen, wo wir indess bereits den Rückweg angetreten hatten.
Am folgenden Tage erschienen die Eingebornen in grosser Zahl am
Strande, wo sie sich in der Regel an dem rechten Ufer der kaum 30 Met. brei-
ten Flussmündung niederliessen. Auf dem anderen Ufer hatten einige Offizier-
burschen Zeug zum Trocknen aufgehängt.
Einige der Eingebornen kamen bald mit ihren Speeren über den Fluss
ygeschwommen, raubten mehrere Stücke Zeug, die unbewaffneten Burschen mit
ihren Waffen bedrohend und schwammen wieder zurück. Der Bootssteurer der
Jolle, der zufällig mit seinem Boote unmittelbar darauf in die Flussmündung
kam, um Wasser zu holen, verfolgte die Leute nach dem anderen Ufer, wo er
aber von dem ganzen Haufen mit Stein- und Speerwürfen empfangen wurde
und sich mit der Jolle zurückziehen musste, nachdem sein Revolver, von dem
er Gebrauch machen wollte, versagt hatte. Ihm selbst ging ein Speerwurf durch
das Hemde unter dem Arme durch und einer der Bootsruderer bekam einen
zrossen Stein an den Kopf, der ihn besinnungslos in das Boot streckte.
Der Vorfall wnrde an Bord sogleich bemerkt und ich sandte unverzüg-
lich einen armirten Kutter an Land, da nach dem Rückzug der Jolle die Ein-
yzebornen den Fluss zu durchschwimmen und die wenigen unbewaffneten Ma-
;rosen mit Speer- und Steinwürfen bis nach dem nahen Wald zu verfolgen be-
yannen, sich aber wieder auf ihr Ufer zurückzogen, als der Kutter kam, und
yeiter in den Wald. als der erste Schuss vom Kutter aus fiel. Ich liess von